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Stefan Plöchinger ist 37 Jahre jung und Chef des Onlineportals der Süddeutschen Zeitung.

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Stefan Plöchinger, Chef von SZ.de: „Wer Journalist ist, sollte das Digitale nutzen“

Der Chef von süddeutsche.de soll in die Chefredaktion der SZ - zumindest wenn es nach den Print-Chefredakteuren geht. Doch leitende Redakteure und Ressortleiter stellen sich quer. Ein Kulturkampf, den es so nicht geben sollte.

Es geht um Stefan Plöchinger, es geht um die „Süddeutsche Zeitung“. Aber eigentlich geht es um viel mehr: um einen Kulturkampf, der gar kein Kampf, sondern mehr ein Prozess sein sollte.

Stefan Plöchinger ist Chef des Onlineportals der „Süddeutschen Zeitung“, und die Print-Chefredaktion der „SZ“ will ihn in die Chefredaktion aufnehmen. Doch dagegen gibt es, wie die Wochenzeitung „Zeit“ in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet, Widerstände beim „Impressionisten-Rat“, in dem die leitenden Redakteure und Ressortleiter versammelt sind sowie ein fünfköpfiger Redaktionsausschuss. Und der Rat muss die Plöchinger-Entscheidung mittragen. Plöchinger, dem „Kapuzenpulliträger“, halten sie vor, dass er kein schreiberisches Profil habe, sie wittern die Gefahr, dass da ein Onliner Leitartikel schreiben werde, und sie werfen ihm vor, keine Demut zu haben.

Plöchinger, 37 Jahre jung, ist seit 2011 für den Onlineauftritt der „SZ“ verantwortlich. Er war an der Deutschen Journalistenschule, arbeitet bei der „Financial Times“ und hatte führende Positionen bei Spiegel Online inne. Süddeutsche.de ist unter ihm überarbeitet worden. Seither kämpft er mit der Seite darum, an die Nachrichtenflagschiffe „Bild“ und Spiegel Online heranzukommen. Ziel der Chefredaktion ist es, die Gräben zwischen Print und Online zuzuschütten. Die nun bekannt gewordenen Widerstände offenbaren, wie tief diese sind.

Plöchinger mangelnde schreiberische Erfahrung vorzuwerfen zeugt davon, wie printfixiert einige führende „SZ“-Redakteure sind. Sonst wäre ihnen nicht entgangen, dass Plöchinger in Blogs, über Twitter und Facebook in vielen Debatten aktiv mitmischt und eine Stimme von Gewicht ist. Das Problem ist nur, dass viele diese Kanäle nach wie vor als Kanäle zweiter Klasse betrachtet werden. Demut ist sicher auch keine Eigenschaft, die alle Impressionisten der „SZ“ mitbringen. Und ja, Plöchinger hat sich oft exponiert zur Digitalisierung geäußert. Nur warnte er, zuletzt im Dezember, auch stets vor einer zu starken Reichweitenfixierung und appellierte an die Vielfalt des Mediums. Auf die Frage im Onlineforum „Vocer“, was den digitalen Journalisten 2014 auszeichnen soll, antwortete er: „Die Vorsilbe sollten wir uns am Ende des Jahres schenken können – weil möglichst alle Kollegen verstehen, dass man die Möglichkeiten des digitalen Mediums bitte zu nutzen beginnt, wenn man Journalist ist.“ Im eigenen Haus wird er da noch viel Arbeit haben.

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