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Ein palästinensischer Junge spielt Fußball neben einem Plakat, das Mahmoud Sarsak zeigt. In Palästina wird regelmäßig für die Freilassung des ehemaligen Nationalspielers demonstriert. Nun, da Europa im Fußballfieber ist, findet sein Fall auch international Beachtung.

© AFP

Porträt: „Mutmaßlich illegale Haft“

Vor 90 Tagen ist der ehemalige palästinensische Nationalspieler Mahmoud Sarsak in den Hungerstreik getreten. Er sitzt seit drei Jahren in Israel in Haft - ohne Anklage. Nun gewinnt er immer mehr prominente Fürsprecher - doch sein Zustand ist brenzlig.

Auch im Gazastreifen spielen die meisten Jungs Fußball. Mahmoud Sarsak brachte es bis in die palästinensische Nationalmannschaft. Im Juli 2009 wollte er zu einem Spiel fahren, von Gaza nach Nablus in der Westbank. Am Grenzübergang zu Israel, das zwischen den beiden palästinensischen Landesteilen liegt, wurde er festgenommen. Seither sitzt er ohne Anklage in Israel im Gefängnis.

Zur Begründung teilte ein Sprecher von Premierminister Benjamin Netanjahu am 11. Juni über Twitter mit, Sarsak werde festgehalten, weil er dem Islamischen Jihad angehöre und Bombenanschläge geplant habe. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation B’Tselem wird Sarsak als „unlawful combattant“, als illegitimer Kämpfer, festgehalten. Ein israelisches Gesetz erlaubt es, solche Personen de facto auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. Nicht der israelische Staat muss die Schuld des Festgenommenen beweisen, sondern der Inhaftierte seine Unschuld. Nach Ansicht von B’Tselem ist das Gesetz verfassungswidrig und widerspricht internationalem Recht. Auch Amnesty International kritisiert die sogenannte Verwaltungshaft scharf.

Im März ist der heute 25-Jährige in den Hungerstreik getreten. Er fordert seine Freilassung. Am vergangenen Sonntag riefen die israelischen Behörden seinen Anwalt Mohammad Jabarein an, weil Sarsak wegen Lebensgefahr vorübergehend in ein ziviles Krankenhaus eingeliefert worden war. Jabarain berichtete der Nachrichtenagentur Maan, dass Sarsak regelmäßig das Bewusstsein verliere. Er willigte nach Angaben seines Anwaltes ein, bis zu einer Gerichtsentscheidung vorübergehend Milch zu sich zu nehmen. Am vergangenen Donnerstag sollte Israels Oberster Gerichtshof darüber entscheiden, ob Sarsak weiter ohne Anklage festgehalten wird. Bisher ist die Entscheidung nicht bekannt geworden.

Nun, da Europa im Fußballfieber ist, hat sich nach Eric Cantona und Michel Platini auch Fifa-Boss Joseph Blatter für Sarsak eingesetzt und sich besorgt über die „mutmaßlich illegale Haft“ geäußert. Im Mai hatten tausende palästinensische Gefangene einen Hungerstreik beendet, nachdem Israel Familienbesuche aus Gaza und Hafterleichterungen zugesagt hatte. Die Verwaltungshaft wird jedoch weiter praktiziert. Nach Aussagen seines Anwaltes will Sarsak seinen Hungerstreik bis zum Tode weiterführen, wenn er jetzt nicht freigelassen oder angeklagt wird.

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