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Das Spitzenduo der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin, sind zu ihrer Wahlkampftour aufgebrochen. Dort müssen sie sich mit den Ergebnissen der Parteienforscher aus Göttingen in Sachen Grüne und Pädophilie auseinandersetzen. Trittin sagte nun, es gebe niemanden, der den Grünen systematischen Missbrauch innerhalb der Partei vorwerfe.

© dpa

Pädophilie-Debatte: Verhinderte die taz einen kritischen Artikel zu den Grünen?

Die "Tageszeitung" ("Taz") muss sich gegen Vorwürfe wehren, dass sie einen kritischen Artikel zu den Grünen in der Pädophilie-Debatte nicht druckte. Der "taz"-Redakteur Christian Füller hatte darin die These vertreten, Pädophilie sei in der grünen Ideologie angelegt gewesen.

Fünf Wochen vor der Wahl muss sich die „Tageszeitung“ („taz“) gegen Vorwürfe wehren, sie unterbinde die Veröffentlichung eines Textes, um den Grünen nicht zu schaden. Anlass ist ein Meinungsartikel des „taz“-Redakteurs Christian Füller, in dem dieser unter anderem die These vertritt, Pädophilie sei in der grünen Ideologie angelegt gewesen. Der Text sollte am vergangenen Samstag erscheinen. Am Donnerstag aber entschied „taz“-Chefredakteurin Ines Pohl, den Text nicht zu drucken. Zuvor war der Beitrag vom Justiziar der Zeitung als juristisch unbedenklich eingestuft worden. Pohl soll demgegenüber die Auffassung vertreten haben, der Artikel enthalte falsche Tatsachenbehauptungen. Auf Anfrage des Tagesspiegels wollte sie sich zu dem Vorgang nicht äußern.

Bekannt ist allerdings, dass am Montag in der „taz“ über die Entscheidung diskutiert worden ist. Denn der nicht gedruckte Text hatte sich längst anderweitig – über die sozialen Netzwerke – verbreitet, häufig verbunden mit der Überschrift: „Grüne Zensur bei der ,taz’?“ Aus dem Umfeld der Zeitung heißt es, in einer für „taz“-Verhältnisse eher ruhig verlaufenen Redaktionskonferenz hätten sich etwa zwei Drittel der Redner auf Pohls Seite gestellt, andere aber hätten das Kippen des Artikels für falsch gehalten. Die Gegner der Veröffentlichung argumentierten offenbar nicht nur mit angeblich mangelhaften Tatsachenbeweisen, sondern auch damit, dass der Text falsche Kausalzusammenhänge im Bezug auf die Grünen konstruiere.

Bereits vor dem vergangenen Donnerstag hatte es in der „taz“ Debatten um den Umgang mit den Pädophilievorwürfen gegen die Partei gegeben. Der in dieser Frage besonders umstrittene Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hob in seiner Dankesrede zur Verleihung des Theodor-Heuss-Preises im Mai die „taz“ als eine von ihm „sehr geliebte Zeitung“ hervor, griff gleichzeitig indirekt aber auch deren Redakteur Füller an – als jemand, der ihm „nicht wohlgesonnen“ sei.

Füller war an der Aufdeckung des Missbrauchsskandals an der von Cohn-Bendit besuchten Odenwaldschule beteiligt und schrieb dazu das Buch „Sündenfall“. In seinem jetzt nicht gedruckten Artikel heißt es: „Wieso wurde offene pädokriminelle Propaganda einfach hingenommen? Die Antwort ist kompliziert und doch sehr einfach: Weil die Grünen Gläubige sind. Sie glauben an die Moral von der Bewahrung der Schöpfung, der ehrlichen Politik und an eine bessere, weil grüne Welt.“

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