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Inzwischen fast Alltag in deutschen Fußballtechnik: Fans zünden Pyrotechnik - auch um damit die Verbände herauszufordern.

© dapd

Nach Skandalspiel in Düsseldorf: Was tun, wenn's brennt?

Die Szenen von Düsseldorf sind nur der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Reihe ähnlicher Vorfälle in deutschen Fußballstadien. DFB und DFL müssen nun handeln und über ein paar grundlegende Dinge nachdenken.

"Für Gewalt im Fußball darf kein Platz sein", heißt es in einer Erklärung, die DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes DFL, am Mittwoch nach den Vorkommnissen von Düsseldorf verbreiten ließen. Leider sieht die Realität im deutschen Fußball derzeit anders aus, es entsteht genau der gegenteilige Eindruck. Nur einen Tag vor den Szenen aus dem Relegationsrückspiel zur Bundesliga hatten Karlsruher Fans nach dem Abstieg ihrer Mannschaft in die Dritte Liga randaliert. Selbst beim als großes Fußballfest inszenierten DFB-Pokalfinale am vergangenen Samstag brannten Fans im Olympiastadion Pyrotechnik ab.

Während Verband und Liga versuchen, das Produkt Fußball zu einem großartigen gesellschaftlichen Ereignis aufzubauschen, gibt es offenbar immer mehr Anhänger, denen genau das nicht gefällt. Das fing einst an mit dem Protest gegen fernsehgenehme, aber fanunfreundliche Anstoßzeiten an und setzte sich in den letzten Monaten mit der Debatte um die Zulassung von Pyrotechnik in den Stadien fort. Nachdem DFB und DFL nach zunächst positiven Signalen schließlich doch an ihrem Verbot festhielten, sind die Fronten zwischen Ultras und Funktionären verhärtet.

Nach dem Spiel beginnen die Aufräumarbeiten:

Es ist kein Zufall, dass es seither immer wieder zu Provokationen der Fans gekommen ist. Erinnert sei an die Vorkommnisse vom Spiel des 1. FC Union gegen Eintracht Frankfurt, als Anhänger der Gäste ihren Block besetzten, obwohl sie eigentlich gar nicht im Stadion an der Alten Försterei hätten sein dürfen.

Bilder von den chaotischen Szenen im Düsseldorfer Stadion:

Die ganze Aktion gipfelte schließlich darin, dass Ultra-Gruppen beider Seiten sich gemeinsam gegen den DFB verbrüderten. Anschließend reagierte der Verband aber nicht etwa mit drastischen Maßnahmen, sondern er wirkte hilf- und ratlos.

Während gewaltbereite Fans offenbar allerorten auf den Geschmack gekommen sind und ihre Macht demonstrieren, haben nun auch die verantwortlichen Funktionäre erkannt, dass die bisherigen Konzepte nicht mehr ausreichen. Noch vor der neuen Saison wollen sich DFB und Ligaverband daher mit den Vereinen der drei ersten Ligen zusammensetzen und das künftige Vorgehen besprechen.

Dass die Funktionäre überfordert sind, haben die Ereignisse der letzten Monate gezeigt. Genauso hat sich gezeigt, dass die Vorstellungen bestimmter Ultragruppierungen nichts mit denen der Verbände oder Vereine zu tun haben, die sich mehr denn je als Fußballverkäufer verstehen. Es ist ein Kampf zwischen Interessenvertretern, denen es auf der einen Seite um die Marke und den durchaus auch finanziell messbaren Wert ihres Sports geht und auf der anderen Seite vor allem jungen Menschen, die das Gefühl haben, dabei nur zu stören - und genau das dann auch immer häufiger auf unschöne Weise tun.

Die Relegationsspiele der letzten Tage sind dafür ein durchaus gutes Beispiel. Die Liga hat sich davon einen finalen Höhepunkt der Saison versprochen, eine Zuspitzung des Dramas. Und sie hat genau das bekommen. Sportlich ist eine solche Entscheidung über Auf- und Abstieg in zwei Spielen eine diskutable Angelegenheit. Aus der Sicht des Geschäftsmanns klingt die Relegation hingegen erst einmal nach einer feinen Sache. Doch der Fußball lebt nun einmal von seinen Emotionen. Wenn die allerdings nicht mehr kontrolliert werden können, wird es Zeit über ein paar grundlegende Dinge nachzudenken. Von allen Beteiligten.

Wenn Fußball zur Nebensache wird. Die Bildergalerie zur Relegation:

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