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Mango-Curry oder lieber mit Olivengeschmack? Kostproben gibt's bei "Tofu-Tussi" Franziska Schauren.

© Henrik Nürnberger

Junges Slow Food aus Berlin: Tofu-Tussis in Mailand

In einer Kellerküche unter der Markthalle Neun produzieren Franziska und Elena frischen Tofu. Ihr handgemachtes Produkt aus regionalen Sojabohnen stellen sie derzeit auf der Expo vor. 

"Die Kartoffel hat irgendwann den Einstieg in die deutsche Küche geschafft. Warum soll es Tofu nicht auch schaffen?", sagt Franziska Schauren. Doch auf vegetarischer Mission ist die junge Lebensmittelproduzentin nicht. Tofu ist für sie kein bloßes Ersatzprodukt, sondern ein schmackhaftes Lebensmittel an sich. Allerdings nicht der bröckelige Tofu aus Supermarktregalen, auf das Franziska irgendwann keine Lust mehr hatte. Es musste etwas Frisches her, am besten selbstgemacht. Aus der spontanen Idee wurde eine kleine Unternehmung. Zusammen mit ihrer Freundin Elena Grimm betreibt Franziska Schauren heute eine „Tofurei“ in einem Keller unter der Markthalle Neun in Kreuzberg.

Sojabohnen aus Brandenburg gesucht

Unter dem Namen "Tofu-Tussis" machten sich die Studentinnen vor einem Jahr selbstständig. "Bevor uns andere so nennen, nennen wir uns lieber gleich selbst so", sagt Franziska. Außerdem spielt der Name darauf an, dass die kraftraubende Herstellung von Tofu nichts für Zartbesaitete ist. Franziska und Elena können zupacken – und sind damit eine Ausnahme, denn die Tofu-Herstellung ist als Männerdomäne bekannt.

Die Sojabohnen für den Tussi-Tofu kommen aus biologischem Anbau in Deutschland. Angeliefert wird Soja aus Bayern und Thüringen – und demnächst vielleicht sogar aus Brandenburg, sollten sich experimentierfreudige Landwirte finden. Ihre bisherigen Partner haben sie über die Plattform „Bauer sucht Bohne“ gefunden, die Landwirte motiviert, es mit dem Soja-Anbau zu versuchen.

Da es beim regionalen Anbau noch an Erfahrungen fehlt, stehen die Tofu-Tussis immer im engen Kontakt mit ihren Lieferanten, geben Feedback und machen Vorschläge. Nicht jede Bohne eignet sich für ihr Produkt, das es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Besonders beliebt ist Curry-Mango und „Tofu Mediterran“ mit Oliven.

 Deutschlands Tofu auf der Expo

Als Teil einer deutschen Delegation werben die beiden derzeit für ihr Produkt auf der Expo in Mailand, wo der Slow-Food-Jugendkongress "Terra Madre Youth – We Feed the Planet" stattfindet. "Diese Plattform möchten wir für den Austausch mit anderen nutzen. Wir wollen wissen, wie es andere Produzenten machen", sagt Franziska.

Slow Food Deutschland e.V. unterstützt sie dabei. Zwar nutzen sie die Bühne, kritisieren aber gleichzeitig den überkommerziellen Charakter der Expo, die unter dem Titel "Feeding the Planet, Energy for Life" stattfindet. Nachhaltige Lebensmittelerzeuger seien dort die Ausnahme, sagt Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland. Stattdessen habe man ein Disneyland aufgebaut, das eine zukunftsfähige ökologische Landwirtschaft nicht ernsthaft zum Thema mache. Bezeichnend dafür sei, dass McDonald’s als Sponsor der Welternährungsexpo überall auf dem Gelände präsent ist.

Tofu-Tussis bleiben sich treu

Slow Food Deutschland kritisiert, dass es an Unterstützung für junge Lebensmittelerzeuger mangelt. „Es fehlt an Perspektive für die, die verantwortungsbewusst handeln“, sagt Hudson. Gleichzeitig benötigt man in der Landwirtschaft höchste Kapitaleinsätze. „Das heißt, es gibt kaum Anreize für die Jugend, diesen Beruf zu ergreifen. Wir schaffen unser gutes Essen selbst ab.“

Leicht haben es auch die Tofu-Tussis nicht. "Zwar hätte ich nicht gedacht, dass wir so schnell erfolgreich sind, aber zum Leben reicht’s noch nicht", sagt Franziska. Dabei gibt es auch Abnehmer im Großhandel, doch die verlangen eine Haltbarkeit des Tofus für sechs Wochen. "Dafür müssten wir massive Qualitätseinschnitte hinnehmen, aber wir wollen uns treu blieben". Deshalb wollen sie ihre Produkte auch weiterhin direkt auf regionalen Märkten,  den „Food Assemblys“ und ausgewählten Läden anbieten. Und wer weiß: Vielleicht revolutioniert Tofu von heimischem Sojafeldern künftig doch noch die deutschen Küchen.

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Henrik Nürnberger

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