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Rusada. Was geht hier ab?

© Reuters/Schemetow

Doping: Verwirrendes aus Moskau

Wann gibt Russland staatliches Doping zu? Das Verwirrspiel um die Aussagen von Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch.

Es klang nach einem Geständnis. Nach dem ersten Geständnis einer Kette von Geständnissen, die den Luftballon um das russische Staatsdoping im Sport zerplatzen lassen würden. Das Gastgeberland habe bei den Olympischen Winterspielen 2014 von Sotschi systematisch gedopt, hatte Anna Anzeliowitsch der „New York Times“ angeblich gesagt. Die Regierung sei jedoch nicht involviert gewesen. Das Zitat der Chefin der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) im Wortlaut: „Es war eine institutionelle Verschwörung.“ Nur Stunden später wurde aus Moskau von der Rusada dementiert. Falsch zitiert, nie so gesagt. Unglaubwürdig.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) belegte im „McLaren-Report“ sehr wohl, dass Doping Staatssache sein kann, wenn ein Staat über den sportlichen Erfolg Größe zeigen will. In Sotschi 2014 waren die Russen erste Nation im Medaillenspiegel. Wie lässt sich da das (Nicht-)Geständnis der Anna Anzeliowitsch oder das Dementi dazu einordnen?

Nicht überzeugend sei das Stück in der „New York Times“, findet der Kreml. Zumal Präsident Wladimir Putin ja schon postuliert hat: „In Russland hat es nie ein staatliches Dopingsystem oder Doping- Unterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich.“ Doch Putin könne ja auch nichts wissen, wenn die Regierung nichts gewusst hat, wie von Anzeliowitsch angeblich gesagt – der Chefin einer Organisation, die nicht organisieren darf. Die Rusada ist von der Wada suspendiert. Seit 2015 werden russische Sportler von unabhängigen Organisationen getestet.

Die Rusada gibt nach außen hin kein klares Bild ab

Die Rusada hat es seit der Gründung im Jahr 2008 nicht einfach, das plötzliche Ableben ihrer ehemaligen Chefs Wjatscheslaw Sinew und Nikita Kamajew bot Raum für Spekulationen. Kamajew starb zwei Monate nach seinem Rücktritt wegen eines Dopingskandals an Herzversagen. Nachfolgerin Anzeliowitsch sagte, sie wisse nichts über eine Herzschwäche Kamajews.

Die Rusada gibt nach außen hin kein klares Bild ab, genauso wenig wie der russische Sport, der für sein Doping nicht nur verurteilt, sondern auch bestraft worden ist. Mit dem Teilausschluss von Olympischen Spielen in Rio und dem Totalausschluss bei den Paralympics. Aber endlich gaben sie nun das Doping zu, von offizieller Seite. Für ein paar Stunden verwandelte Anna Anzeliowitsch aus der Gewissheit eine Realität, die keiner mehr dementieren würde. Dann aber kamen die Nebelkerzen aus Moskau. Sie werden wahrscheinlich noch sehr lange brennen.

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