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Viel Glanz, viel Elend. Pablo Escobar (Wagner Moura) versteckt sich.

© Juan Pablo Gutierrez/NETFLIX

Zweite Staffel der Netflix-Serie "Narcos": Alles und alle auf Drogen

Der Streamingdienst Netflix setzt die Pablo-Escobar-Serie „Narcos“ fort. Und wieder ist da diese Realitätsnähe, diese Unbedingtheit der Dramaserie.

Die erste Staffel von „Narcos“ endete mit einem riesigen Fragezeichen. Pablo Escobar sitzt in der Falle, seine Bergfestung ist von Soldaten umstellt. Aber Escobar wäre nicht der raffinierte Drogenboss, hätte er sich nicht eine Hintertür offengehalten. Er verschwindet – und setzt seine Flucht in der Fortsetzung der Netflix-Serie fort.

Gleich in der ersten, sprich der elften Folge wird eine Szene gezeigt, die klarmacht, dass Pablo Escobar nicht nur ein Gangster, Mörder und Drogenkönig ist. Er marschiert mit seiner Entourage auf eine Gruppe schwerbewaffneter Soldaten zu. Sie könnten ihn festnehmen, erschießen. Aber es passiert etwas anderes: Escobar teilt die Militärs, wie weiland Moses das Rote Meer für die Israeliten geteilt hat. Pablo Escobar ist entkommen, und er wird sich seine Machtposition im Medellin-Kartell zurückholen.

Die Sequenz fasst wie in einem Nukleus die Spannungsverhältnisse des Netflix-Projektes zusammen. Pablo Escobar ist der Antiheld, der mit größter Brutalität seine Geschäfte betreibt, der Geld unter die Armen verstreut wie Robin Hood, der die Korruption in die Gesellschaft Kolumbiens hineinfressen lässt, dass keiner mehr weiß, wer Freund, wer Feind ist. Und mit Escobar beginnt, was längst nicht aufgehört hat: globaler Drogenhandel.

In diesen Sumpf werden auch die DEA-Agenten Steve Murphy (Boyd Holbrook) und Javier Pena (Pedro Pascal) hineingezogen. Wie sehr, das wird an Murphy gespiegelt, der über Escobars Flucht nicht gerade traurig ist. Die Jagd geht weiter: Wir gegen Escobar, geil.

Halluzigene Realitätsnähe

„Narcos“ setzt auch in der zweiten Staffel auf eine halluzinogene Realitätsnähe. Der Schrecken ist immer groß, immer unmittelbar. Es wird in den meisten Passagen weiter Spanisch gesprochen, das Schauspielensemble kommt mehrheitlich aus Südamerika, Doku-Sequenzen und der Dreh an Originalschauplätzen geben der Dramaserie eine Unbedingtheit, eine Kompromisslosigkeit, die das Publikum nur in Entweder oder Oder aufsplitten kann. Und das, wo „Narcos“ in der steten Gefahr ist, durch wechselnde Autoren und Regisseure seine Geschlossenheit zu verlieren. Passiert aber nicht.

Der Brasilianer Wagner Moura spielt Pablo Escobar, Boyd Holbrook DEA-Agent Murphy. Und beide werden in der Fortsetzung, die sich auf rund 16 Monate bis zu Escobars Tod 1993 konzentriert, stärker in den Fokus genommen. War die erste Staffel episch, so ist die Fortsetzung (und sehr wahrscheinlich das Finale) von „Narcos“ dramatisch, ja es sind Charakterstudien. Escobar kämpft gegen seinen Abstieg, die Agenten gegen ihren moralischen Verfall in Zeiten des Narco-Terrorismus auf beiden Seiten. Joachim Huber

„Narcos“, Season II, komplett, exklusiv und weltweit ab Freitag bei Netflix

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