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Um den Täter zu erkennen, bräuchten die Kommissare Feldmann (Oliver Wnuk, l.), Behrendsen (Julia Brendler) und Clüver (Robert Atzorn) kein Fernglas.

© dpa/ZDF

ZDF-Krimi "Nord Nord Mord": Im Sylter Sand versenkt

Die neue Folge von „Nord Nord Mord“ ignoriert die Krimi-Kompetenz der Zuschauer. Dabei hätte der Fehler leicht vermieden werden können.

Einen plumperen Krimi-Einstieg kann man sich kaum vorstellen: Eine junge Frau steigt mit Putzmitteln bewaffnet aus einem Fahrzeug mit der Aufschrift „Sylter Glanz“. Sie umrundet ein nettes Haus mit Reetdach, blickt verwundert auf den entleerten Teich im Garten und sieht dort einen großen schwarzen Sack in der Form eines menschlichen Körpers. Nun hat sie nichts Besseres zu tun, als den Reißverschluss des Sacks zu öffnen. Alle Achtung, denkt der Zuschauer, die traut sich was. Jeder andere hätte zum Telefon gegriffen und die Polizei gerufen. Doch die junge Frau blickt in die toten Augen der im Sack befindlichen Leiche und schreit so markerschütternd wie in einem alten Edgar-Wallace-Streifen. Willkommen bei „Nord Nord Mord“, dem Montagabend-Krimi des ZDF.

Das Zweite hat den Montagabend zu einem festen Datum im Kalender jedes Krimi-Freundes gemacht. An diesem Tag werden die neuesten Nele-Neuhaus-Filme gezeigt, dies ist der Platz für die „Spreewald-Krimis“, der Psychiater Richard Brock löst an diesem Tag seine neuesten Fälle, und auch Robert Atzorn hat zusammen mit Julia Brendler und Oliver Wnuk in „Nord Nord Mord“ die Zuschauer an Montagen schon oft genug gut unterhalten. Mit der Episode „Clüver und die tödliche Affäre“ jedoch tut sich das ZDF keinen Gefallen.

Bei der Leiche im schwarzen Sack handelt es sich vermutlich um den Bildhauer Kipling, der in diesem Haus seine geschätzten Werke, wie die übermannsgroßen Berserker-Statuen, geschaffen hat. Wer genau der Tote ist, lässt sich jedoch nicht sagen. Zum einen, weil die Polizei später weder Sack noch Leiche findet. Zum anderen, weil der Künstler seit einem Segelunfall vor Dänemark vor einem halben Jahr vermisst wird und seitdem als tot gilt.

Zu prominent besetzte Nebenrolle

In wie vielen Krimis wurde schon der Fehler begangen, durch eine zu prominente Besetzung von Nebenrollen auf mögliche Täter hinzuweisen? Und warum muss die Lösung eines Falles zusätzlich durch den Titel erleichtert werden? Liebes ZDF, möchte man ausrufen, habt etwas mehr Vertrauen in den reichlich vorhandenen Erfahrungsschatz des Publikums, das durch die TV-Krimiflut längst Experte in der Entschlüsselung von Fernsehplots ist.

Immerhin gibt es in „Clüver und die tödliche Affäre“ genügend Auswahl an Liebesbeziehungen. Auch Clüver selbst gerät ein weiteres Mal in amouröse Verstrickungen – ausgerechnet mit Bernadette Kipling (Annette Frier), der Ehefrau des Vermissten. Zudem entschädigen die „Nord Nord Mord“-typischen flapsigen Dialoge ein wenig für die Schnitzer. Doch für den Montagabend reicht das nicht.

„Nord Nord Mord: Clüver und die tödliche Affäre“, ZDF Montag, 20 Uhr 15

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