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Wer war’s? Sören Koperski (Lucas Prisor, v.l.n.r.), Gesa Porizkova (Julia Hartmann), Michael Baumgartner (Götz Schubert), Doris Meller (Petra Kleinert) und Benno Wengerich (Daniel Christensen) kurz vor der polizeilichen Gegenüberstellung.

© ZDF und TOM TRAMBOW

ZDF-Film "Der Chef ist tot": Das Büro ist eine Mördergrube

„Der Chef ist tot“: Eine ZDF-Krimikomödie ist zum Arbeitsbeginn am Wochenanfang gut platziert, bietet aber nur überschaubares Witzpotenzial.

Ist das hier vielleicht die Zukunft, ein Leben in den Zeiten des gesicherten Grundeinkommens? Eine Welt ohne wirklich wichtige Arbeit, aber aus therapeutischen Gründen unter der Woche im Büro stattfindend? Ohne Erfolgskontrolle, ohne Achtung vor Hierarchie, nur belebt von privatem Kram, von Liebesaffären, Eifersüchteleien, Einsamkeitsneurosen, Pornos im Computer. Ein dauerndes Lauschen und Plauschen, Ratschen und Tratschen, ein kollegiales Getue mit süßen Geburtstagstorten und hohem Aggressionslevel...

Eigentlich eine gute Idee, zu zeigen, was passiert, wenn sinnvolle Arbeit verschwindet und das Büro im lächerlich-tragischen Sumpf seiner Selbstbezüglichkeit versinkt, in – nennen wir es – in Büroidiotie. Leider aber ist der ZDF-Krimi „Der Chef ist tot“ (Buch: Stefan Rogall, Regie: Markus Sehr) zu mutlos, seine Geschichte zur ironischen Utopie auszuweiten. Es gibt nur Ansätze, die Klischees des Krimiüblichen zu sprengen. Immerhin.

Was passiert? Der Leiter der Zweigstelle eines Logistikunternehmens, Peer Althoff (Guido Lambrecht), ein „Allround-Arschloch“, wie ihn die füllige Buchhalterin Doris (Petra Kleinert) nennt, nachdem Schreckliches geschehen ist, lässt auf Befehl der Zentrale ein Spiel spielen, das man „Reise nach Jerusalem“ nennt: Einer der Untergebenen muss innerhalb einer Woche gehen. Einem schlägt die Stunde. Das Spiel will es so, sachliche Kriterien gibt es nicht, keine sozialen, keine durch Arbeitsleistung begründeten – das Büro gleicht in diesem Krimi einem brutalen Kindergeburtstag für Erwachsene.

Der Chef liegt tot im Treppenhaus

Noch bevor die „Reise nach Jerusalem“ zu Ende gespielt ist, wird der Chef tot im Treppenhaus gefunden. Gestürzt. Geschubst oder nicht geschubst? Zufall? Mord? Es herrscht nicht gerade Untröstlichkeit, als die Angestellten vom Ende ihres Vorgesetzten erfahren: „Super“, sagt einer.

Die Kommissarin Maxi Schweiger (Fritzi Haberlandt) erscheint. Mit Schreibblock, mit ungeniertem Sich-ganz-blöd-Stellen, mit List hinter der Tarnung als Naive. Wie lang der Chef im Treppenhaus gelegen habe, will sie von den Angestellten wissen. Eine Fangfrage, die die Verdächtigten durchschauen: Wenn es der Tote nicht könne, wie sollten sie, seine Kollegen, es dann können?

Verliebt in den Wortwitz des Dialogs nimmt der Film den Kreis der Althoff-Untergebenen durch. Furchtbar originell sind die Verdächtigen nicht. Michael Baumgartner, den Götz Schubert gut erkennbar mit aufgesetzter Souveränität spielt, offenbart sich als jämmerliches Würstchen, das trotz anderslautender Sprüche nie verwunden hat, vor Jahren den Chefjob nicht bekommen zu haben und das nun auch noch durch Scheidung privat seinen Halt verliert. Es zeigt sich auch, dass dieser Baumgartner, der zum Nachfolger des toten Chefs ernannt wird, auch mit neuer Amtsgewalt ein hilfloser Mensch bleibt.

Die vereinsamte Buchhalterin hat Gründe zur Rache

Baumgartner wäre eigentlich der ideale Partner für die vereinsamte Buchhalterin, aber er lehnt sie ab. Wohl wegen mangelnder Attraktivität. Diese einsame Doris hatte sich auch vom gestürzten Chef bei dessen Suche nach einem Entlassungskandidaten beleidigen lassen müssen: Frauen seien wie Wein, hatte der gesagt, je älter sie würden, desto teurer würden sie. Gründe für einen Mord hätte sie also schon, zumal sich herausstellt, dass sie die Reifen am Wagen des verstorbenen Chefs mit einem Brieföffner zerstochen hat.

Ein verzanktes Liebespaar, das Karriereflittchen Gesa (Julia Hartmann) und der eifersüchtige Sören (Lucas Prisor), sowie der bärtige und meist stumm im Hintergrund des Büros wie ein Karl-Marx-Plakat auf die Szene blickende freie Mitarbeiter Benno (Daniel Christensen) komplettieren den Kreis der Verdächtigen. Ihre Schicksale werden recht langstielig ausgebreitet, die Strecke zur Whodunit-Auflösung dehnt sich für den Zuschauer. Auch die Haberlandt-Karikatur einer Krimikommissarin mit ihrer hölzernen Listigkeit trägt nicht bis zum Ende, obwohl sie teilweise originelle Ansätze bietet.

Als die Polizeifrau Schweiger den Verdächtigen die Lösung des Falles aus dem KTU-Bericht vorliest, entsteht bei den Beschuldigten die Einsicht: „Vielleicht hätten sie uns alle feuern sollen.“ Der gähnende Zuschauer weiß das schon lange.

„Der Chef ist tot“, ZDF, am Montag um 20 Uhr 15

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