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TV-Moderator Bill O'Reilly war über viele Jahre einer der wichtigsten Quotenbringer des US-Senders Fox News.

© Reuters/Brendan McDermid

Vorwurf der sexuellen Belästigung: US-Sender Fox trennt sich von Starmoderator O'Reilly

Auch Unterstützung durch US-Präsident Trump hilft Bill O'Reilly nichts. Der Sender Fox News trennt sich von seinem Moderatoren-Star, der Schweigegeld an Frauen gezahlt haben soll.

Dumme Blondinenwitze, für die er sich nicht entschuldigte. Sexistische Bemerkungen. Unerwünschte Annäherungsversuche und Telefonanrufe, bei denen er offenbar am Hörer onanierte: Die Liste der Vorwürfe mehrerer Frauen gegen Bill O’Reilly, einen der bekanntesten und mächtigsten Männer im US-Nachrichtenfernsehen, ist lang und eindeutig. Jetzt hat Rupert Murdoch, Chef des US-Senders Fox News, nach langem Zögern die Notbremse gezogen und sich von dem 67-jährigen O’Reilly getrennt. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte Moderatorin Dana Perino, die am Mittwochabend auf O’Reillys Platz bei Fox saß. Der Sender geht nach dem zweiten derartigen Skandal innerhalb eines Jahres einer ungewissen Zukunft entgegen.

O’Reilly war Murdochs bestes Pferd im Stall. Mit den täglich vier Millionen Zuschauern seiner abendlichen Talkshow „The O’Reilly Factor“ bescherte er dem Sender Fox News und dessen Muttergesellschaft, Murdochs 21st Century Fox, viel Geld: Laut Medienberichten produzierte O’Reillys Show allein im Jahr 2015 fast 180 Millionen Dollar an Werbeeinnahmen. Der rechtskonservative Moderator verstand sich – ähnlich wie der von ihm unterstützte Präsident Donald Trump – als Anwalt der kleinen Leute, die sich von den linksliberalen Medien und Eliten in Washington ignoriert fühlen. Die hohen Einschaltquoten für O’Reilly strahlten auf andere Fox-Sendungen aus und trugen dazu bei, Fox zum unumstrittenen Marktführer bei den US-Nachrichtensendern zu machen.

Lange hielt Murdoch deshalb zu dem Moderator. Anfang des Monats meldete die „New York Times“, Murdochs Unternehmen habe fünf Frauen, die Übergriffe O’Reillys gemeldet hatten, mit insgesamt 13 Millionen Dollar Schweigegeld abgefunden. Schon in den Vorjahren soll es ähnliche Aktionen gegeben haben, um O’Reillys Ruf zu retten. Das nötige Geld dafür war sowohl bei Fox als auch bei O’Reilly reichlich vorhanden. Er verdiente bei Fox jährlich 20 Millionen Dollar und war auch als Buchautor erfolgreich.

Trump hatte O'Reilly in Schutz genommen

Der Sender steht US-Präsident Donald Trump nahe, der seinerseits im Wahlkampf wegen früherer Prahlereien mit sexuellen Übergriffen unter Druck geraten war. Trump nutzt Fox News vielfach, um seine Sicht der Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen. So wie er im vergangenen Jahr Ailes in Schutz nahm, stellte sich Trump vor einigen Tagen auch hinter O'Reilly. Dieser sei "ein guter Mensch", sagte der Präsident der "New York Times". "Ich glaube nicht, dass Bill irgendetwas falsch gemacht hat", fügte Trump hinzu.

Enthüllungen wie der Bericht der „New York Times“ brachten O’Reilly am Ende dennoch zu Fall. Zahlungskräftige Werbekunden, die nicht mit einem mutmaßlichen Sexisten in Verbindung gebracht werden wollten, wandten sich in den vergangenen Wochen massenweise von O’Reillys Show ab – der Moderator war für Murdoch nicht mehr tragbar. O’Reilly, der während eines Besuches bei Papst Franziskus in Rom von seinem Rausschmiss erfuhr, weist alle Anschuldigungen zurück.

Das hatte auch Fox-Gründer Roger Ailes getan, dessen frauenfeindliches Verhalten im vergangenen Sommer die Kette von Skandalen bei Fox lostrat. Der Vorwurf damals: Ailes habe Moderatorin Gretchen Carlson gefeuert, weil sie seine Annäherungsversuche abwehrte. Die Einigung mit ihr kostete den Sender 20 Millionen Dollar, zudem wurde Besserung gelobt, doch wie der Fall O’Reilly zeigt, ist der Neuanfang nicht gelungen.

Nun steht Fox jetzt nicht nur ohne Starmoderator, sondern auch mit einem nachhaltig angekratzten Ruf da. O’Reillys Sendeplatz wird von Moderator Tucker Carlson übernommen, doch es ist unklar, ob er die vielen O’Reilly-Fans – und die Quoten – halten und Murdoch überzeugen kann.

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