zum Hauptinhalt
Julian Draxler und Gary Medel.

© AFP / FRANCK FIFE

TV-Kritik Confed-Cup: Old school, und zwar richtig gut

So, wie es sein soll: Bela Rethy konzentriert sich am Sonntagabend auf die Sache. Und das ist einfach nur guter Fußball.

Nur zum Schluss hat Bela Rethy ein bisschen geschwächelt. Beim Versuch, sich für den kommenden Sommer warmzulaufen. Für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, bei dem das ZDF noch mal am großen Rad drehen darf, bevor es dann vorbei ist, weil Champions League und Olympia nur noch bei der privaten Konkurrenz zu betrachten sind. Also rief der Reporter Rethy um kurz vor zehn in sein Mikrofon: „Das Spiel ist aus, das Spiel ist aus! Deutschland ist“... nun ja... „Gewinner des Confederations-Cups.“

Fernsehsender stehen immer ein wenig unter dem Verdacht, die von ihnen übertragenem Ereignisse schönzureden, weil sie eben viel Geld dafür bezahlt haben und ihre Werbekunden irgendwie bei Laune halten müssen. Bela Rethy ist dieser Versuchung nicht erlegen. Er hat das Finale von St. Petersburg so souverän kommentiert, wie die deutsche Mannschaft ihren 1:0-Sieg gegen Chile über die Zeit gespielt hat.

Bela Rethy ist gerade 60 geworden, er zählt zur old school der Fernsehreporter und wird in den sozialen Medien so stark angefeindet wie kaum ein anderer seiner Kollegen. Diese Ablehnung hat sich im Internetzeitalter irgendwann verselbstständigt – richtiger wird sie dadurch nicht. Rethy ist einer, der sich selbst nicht wichtiger nimmt als das Spiel, aber in den weichgespülten Mainstream mag er deshalb noch lange nicht einstimmen. Am Sonntag  analysierte er genauso unaufgeregt wie zutreffend das auf Provokation angelegte Konzept des Südamerikameisters, ohne dass er sich dabei auf nationalistischen Pfaden vergaloppiert hätte wie weiland Heribert Faßbender, der mal einen argentinischen Schiedsrichter „bloß zurück in die Pampa“ schicken wollte.

Fachlich auf der Höhe und ganz ohne Wikipedia-Wissen

Auch die interessanteste Szene des Spiels hatte er schon vor der ersten Zeitlupe korrekt erkannt. Den Ellenbogenstoß des Chilenen Gonzalo Jara gegen den Leipziger Timo Werner, den der Schiedsrichter seltsamerweise trotz Hinzuziehen des Videobeweises nur mit einer Gelben Karte ahndete. Dazu war Rethy fachlich stets auf der Höhe, verzichtete auf die Präsentation fleißig angelesenen Wikipedia-Wissens über die Ehefrauen, Autos oder Hobbys der Spieler und konzentrierte sich auf die Hauptsache, auf den Fußball.

Schön, dass die alte Schule 2018 noch mal dabei sein wird.

Zur Startseite