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Berlin soll sich so anfühlen, wie die Stadt wirklich war, sagen die Macher von „Babylon Berlin“. Mit dazu gehört das legendäre Moka Efti.

© Frédéric Batier/X Filme

Sex, Drogen und Charleston: Erster Clip zu TV-Serie „Babylon Berlin“

"Babylon Berlin" wird die teuerste deutsche TV-Serie. Sie startet im Oktober auf Sky, ein Jahr später in der ARD. In Clärchens Ballhaus wurde nun ein erster Clip gezeigt.

Volker Bruch hatte bereits zwei Jahre vor dem Beginn der Dreharbeiten zu „Babylon Berlin“ alle bis dahin verfügbaren Gereon-Rath-Romane von Volker Kutscher verschlungen, wie er es ausdrückt, also lange bevor er selbst in die Hauptrolle des jungen Kriminalkommissars geschlüpft ist, der von Köln in das wilde Berlin der 1920er Jahre versetzt wurde und dort unter dem legendären Kriminalisten Ernst Gennat spektakuläre Verbrechen aufklärte. Und der dort seine spätere Freundin Charlotte Ritter kennen lernte. Liv Lisa Fries, die diese Rolle übernahm, hat das Buch „Der nasse Fisch“ dagegen gleich nach dem Satz „Charlotte, lange Beine...“ zugeschlagen. Mir ihr habe das nichts zu tun, erzählte sie am Mittwochabend in Clärchens Ballhaus bei der Vorstellung eines ersten kurzen filmischen Ausblicks auf die bis dato teuerste deutsche Serienproduktion.

Fries hat sich anders auf die auf zwei Staffeln zu je acht Episoden angelegte Großproduktion von ARD und Sky vorbereitet. Filme wie „Menschen am Sonntag“, Aufnahmen mit Marlene Dietrich, die Ausstellung „Tanz auf dem Vulkan“, das alles gab ihr einen Eindruck von jenen turbulenten Jahren. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges warn langsam verblasst, die Berliner feiern ausgelassen, zugleich floriert das von Ringervereinen organisierte Verbrechen, inklusive Drogenhandel und Prostitution, zugleich beginnt mit der Weltwirtschaftskrise der Aufstieg der Nationalsozialisten. Das kurze Video, das den Gästen in Clärchens Ballhaus vorgeführt wird, zeigt all dies und noch viel mehr. Ein Mann wurde per fingiertem Autounfall ermordet, eine andere Leiche wird aus dem Wasser gezogen, dazwischen äußerst explizite Sexdarstellungen. Viele der Figuren in dem schnell hintereinander geschnittenen Clip erinnern an Bilder von Otto Dix und Heinrich Zille.

Start am 13. Oktober auf Sky Atlantic

Bis die erste Staffel mit einer Doppelfolge zunächst beim Pay-TV-Sender Sky ausgestrahlt wird, muss man sich allerdings bis zum Freitag, den 13. Oktober gedulden. „Das wird ganz sicher kein schwarzer Freitag“, ist sich Sky-Deutschland-Chef Carsten Schmidt sicher. „Babylon Berlin“ sei nichts weniger als das wichtigste Ereignis des Jahres für Sky. Ins öffentlich-rechtlichen Fernsehen kommt die Serie hingegen erst Ende 2018, die genaue Ausstrahlungstermin stehe noch nicht fest, sagt ARD-Programmchef Volker Herres.

„Babylon Berlin“ gilt Vielen als deutsche Antwort auf Netflix & Co. Für Regisseur und Drehbuchautor Tom Tykwer, der sich die Arbeit an den 180 Drehtagen und die weitere Fertigstellung in der Post Production mit seinen beiden Kollegen Henk Handloegten und Achim von Borries bestritten hat, ist „Babylon Berlin“ nicht zuletzt ein Sittengemälde dieser Zeit. „Berlin muss sich so anfühlen, wie die Stadt damals war“, ist für Tykwer ein zentrales Ziel. Viele, die an dem Projekt beteiligt sind, sehen dabei Parallelen zur Gegenwart. „1929 hat auch niemand vorausgesehen, dass dreieinhalb Jahre später die Nazis die Macht übernehmen“, so Tykwer.

Wie groß das Budget tatsächlich ist, darüber gibt es keine Einigkeit. 40 Millionen seien es nicht gewesen, sagen die Regisseure, die Produzenten sagen dazu nichts, aber mit Blick auf den Aufwand kann der Betrag nicht weit darunter liegen. Die Besetzungsliste liest sich mit Namen wie Matthias Brandt, Misel Maticevic, Hannah Herzsprung, Thomas Thieme, Fritzi Haberlandt, Lars Eidinger, Ernst Stötzner, Benno Fürmann, Günter Lamprecht und vielen anderen wie ein Who-is-who der Schauspielkunst. Im Studio Babelsberg wurde ein Berliner Straßenzug neu gebaut, in einer Szene agieren 300 Komparsen in historischer Kleidung. Aber auch der Computer hilft bei der Neuerschaffung der 20er Jahre.

Verkauf ins Ausland läuft gut an

Die Auslandsvermarktung lässt sich jedenfalls sehr gut an, wie Beta-Film-Chef Jan Mojto ausführt. Sämtliche öffentlich-rechtliche Sender in Skandinavien wollten die komplett auf Deutsch produzierte Serie haben. Es gibt Verträge mit Sky Großbritannien und Italien und Pay-TV-Sender in Spanien und Belgien hat sich die Ausstrahlungsrechte ebenfalls gesichert. In anderen Ländern stehen Verhandlungen kurz vor dem Abschluss. Das Großprojekt wird zudem unter anderem aus Mitteln des Medienboard Berlin-Brandenburg und der Film- und Medienstiftung NRW gefördert. Degeto-Chefin Christine Strobl ist sich jedenfalls sicher, dass die Partner sehr bald über eine Fortsetzung reden werden. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist gegeben: Volker Kutscher hat nach „Der nasse Fisch“ fünf weitere Gereon-Rath-Romane verfasst und damit Stoff für viele weitere Staffeln bereit gestellt.

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