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Immer montags: Die Moderatoren von „Die richtigen Fragen“, Ali Aslan und Anna von Bayern, blicken auf die Ereignisse der kommenden Woche.

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Polititalk "Die richtigen Fragen": Mit Klitschko im Fitnessstudio

Nur Online und mit Skype-Interviews: der Polittalk „Die richtigen Fragen“. Immer montags blicken Ali Aslan und Anna von Bayern auf die kommende Woche.

Als Ali Aslan am 9. November gemeinsam mit Anna von Bayern erstmals mit dem Polittalk „Die richtigen Fragen“ online ging, hätte das Timing kaum besser sein können: Die Amerikaner hatten Donald Trump zu ihrem Präsidenten gewählt, und nun waren Aslan und von Bayern die Ersten, die diesen Polit-Tsunami gemeinsam mit ihren Gesprächspartnern einordneten und dadurch vom Start weg für hohe Aufmerksamkeit sorgten. Angelehnt an die Talkformate von US-Nachrichtensendern wie CNN, informiert die Sendung ihre Zuschauer seitdem jeden Montagmorgen über die aktuellsten Ereignisse der Woche.

Die Gäste werden per Skype zugeschaltet. Die Unabhängigkeit vom jeweiligen Aufenthaltsort bringt nicht nur Dynamik in die Sendung auf Bild.de, sondern bietet auch unkonventionelle Settings und erlaubt den Zuschauern zuweilen kleine Einblicke in das Leben der Befragten. So beantwortete der österreichische Außenminister Sebastian Kurz die Fragen auf dem Beifahrersitz seines Dienstwagens auf dem Weg in sein Wiener Büro. Vitali Klitschko meldete sich aus seinem Fitnessstudio in Kiew, und Jens Spahn saß in seinem Berliner Wohnzimmer.

Seit der ersten Sendung ist die politische Welt ein wenig verrückter geworden. Mittlerweile sitzt der Journalist Deniz Yücel, der für Springers „Welt“ aus der Türkei berichtet hat, seit Wochen in einem türkischen Gefängnis, während Präsident Erdogan und seine Minister täglich neue und schärfere Drohungen gen Westen und seine Medien schicken. „Bild“ und Bild.de schießen seit einiger Zeit mit scharfer Munition zurück, zuletzt wurde Erdogan zur Persona non grata, zur unerwünschten Person, erklärt. Mit der Verhaftung ihres Mitarbeiters ist für die Springer-Blätter offenbar der Rubikon überschritten.

Nicht automatisch Türkei-Experte

Auch Aslan beobachtet die politischen Entwicklungen, insbesondere die Situation seiner inhaftierten Journalistenkollegen, mit Sorge. „Es ist die Aufgabe von uns Journalisten, zu recherchieren, genau hinzuschauen, die richtigen Fragen zu stellen“, sagt er. „Kein Land darf Journalisten inhaftieren, nur weil sie ihre Arbeit machen.“ Nur, weil er einen türkischen Namen trägt, will er aber nicht als Türkei-Experte wahrgenommen werden. Er ist dort zwar geboren, seine Eltern sind aber noch im Jahr seiner Geburt, 1972, nach Deutschland ausgewandert, wo sie sich in der Nähe von Hamburg niederließen. Natürlich besuche er bis heute regelmäßig Verwandte und Freunde in der Türkei, aber er sei Deutscher, und wenn ihn „journalistisch und persönlich“ etwas geprägt habe, seien es die zwölf Jahre, die er in den USA gelebt, studiert und gearbeitet habe, sagt er.

Ursprünglich wollte Aslan Fußball-Profi werden, schaffte es sogar bis in die A-Junioren-Bundesligamannschaft des FC St. Pauli. Aber zur ganz großen Karriere reichte es nicht, und so ging er nach dem Abitur in die USA, wo er zunächst in Boston und anschließend an der Georgetown University in Washington DC Internationale Politik studierte und mit einem Master in Politikwissenschaft und Journalistik an der Columbia University in New York abschloss. Nach einem Volontariat bei CNN arbeitete er mehrere Jahre als Reporter und Redakteur bei ABC News an der New Yorker Upper West Side. Nach verschiedenen weiteren Stationen unter anderem in Istanbul und Barcelona, führte ihn eine Offerte des damaligen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble, die Arbeitsgruppe „Medien“ der Deutschen Islamkonferenz zu leiten, 2006 zurück nach Deutschland und in die Politik.

Von 2012 bis 2014 moderierte er die Talkshow „Quadriga" bei der Deutschen Welle und kehrte als Journalist und Moderator zurück zu seinen beruflichen Wurzeln. Heute gilt er als einer der profiliertesten Moderatoren Deutschlands. Der Polittalk „Die richtigen Fragen“ bietet für Aslan nun die Möglichkeit, sein Können einem größeren Publikum unter Beweis zu stellen.

Auf einer Veranstaltung in New York wurde er neulich als „Germany’s Fareed Zakaria“ vorgestellt. Der indisch-amerikanische CNN-Moderator steht wie kein Zweiter für kulturelle Diversität in den US-Medien. „Es freut mich natürlich, wenn meine Arbeit positiv zu Deutschlands Image im Ausland beiträgt“, sagt Aslan. „Wenn ich zukünftig auch zu mehr Vielfalt in den deutschen Medien beitragen kann – umso besser.“ Die Talkshows in den öffentlich-rechtlichen Programmen könnten ein bisschen Vielfalt durchaus gebrauchen. Und vielleicht brauchen Zeitungen etwas mehr TV-Elemente.

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