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Medienkompetenz: Wie funktioniert Manipulation in sozialen Netzwerken?

© dpa

Online-Spiel über Fake News: Aufklärung mal anders

Hass gesät, Kasse klingelt: Ein Online-Spiel soll dem Thema Fake News beikommen. Dabei ist hinterher, nach dem Spiel, eines ganz wichtig.

Mehr als die Hälfte aller Internetnutzer ab 14 Jahren hat schon Erfahrungen mit Falschmeldungen gemacht, das ergab eine repräsentative Befragung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Kaum eine Woche, in der nicht irgendwo Fake News zum Thema werden, kaum ein Beitrag zum Stichwort Medienkompetenz, in dem nicht überlegt wird, wie Fake News beizukommen ist, weil Falschmeldungen wie „Kostenlose Führerscheine für Flüchtlinge!“ oder „Hillary Clinton betreibt ein Pädophilennetzwerk“ eine ernsthafte Bedrohung der Demokratie darstellen.

Das nun von der Bundeszentrale für Politische Bildung mit herausgegebene, kostenlose Online-Browser-Spiel „Fake It to Make It“ versucht das Problem auf spielerische Weise anzugehen. Ziel ist es, möglichst geschickt Falschmeldungen zu erspinnen und zu verbreiten. Die Propaganda-Daddelei soll aber nicht einfach nur Spaß bringen, sondern spielerisch aufklären, ein kritisches Bewusstsein dafür schaffen, wie Fake News funktionieren, sagt die amerikanischen Entwicklerin Amanda Warner.

„BundeskanzlerIn ist Mitglied einer Sekte“

Aufgabe des Spielers ist, mittels einer fiktiven Person Nachrichtenseiten zu erstellen und diese über Social-Media-Profile anderer Menschen zu verbreiten. Möglichst viele User sollen die Nachrichten besuchen und auf die dort geschaltete Werbung klicken. „Mit der Wahrheit müssen wir es aber nicht so genau nehmen“, sagt das Spiel dazu. Man muss vor allem darauf achten: dass die entweder kopierten oder selbst geschriebenen News („BundeskanzlerIn ist Mitglied einer Sekte“) dramatisch sind und den fiktiven Usern wahlweise Hass- oder Jubelreaktionen entlocken. Das erzeugt Reichweite, also Werbung/Geld. Ob wahr oder nicht, das spielt keine Rolle.

Ist das sinnvolle Hetze mit Spaß? Oder eine Art Anleitung zum Bombenbasteln? „Sehr gut an diesem Spiel ist der Ansatz einer Fallorientierung, man muss in einem sehr realistischen Kontext handeln“, sagt Medienpädagoge Stefan Aufenanger von der Uni Mainz. Die zu wählenden Themen seien etwas überzogen, aber vielleicht lassen sich Fake News so besser erkennen. „Aus medienpädagogischer Sicht ist dies ein guter Ansatz, da er nicht oberlehrerhaft daherkommt, sondern konkret zeigt, wie Manipulationen in sozialen Netzwerken stattfinden.“ Wichtig ist, dass nach dem Spiel darüber gesprochen, das Ganze reflektiert wird. Sonst zeigt es doch zu gut, wie man Fake News in die Welt setzt.

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