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Vorbei ist auch daneben: Das Gespräch zwischen Markus Lanz und Sahra Wagenknecht am 16. Januar ist ein Musterbeispiel asymmetrischer Kommunikation.

© Tsp

Online-Petition: 130 000 Unterschriften gegen Markus Lanz

Der Protest gegen Markus Lanz wächst. Das überrascht die Initiatorin wie das ZDF. Der Sender erklärt, sachlich vorgetragene Kritik werde "teils auch" nachvollzogen. Kann ein "Publikumsrat" in künftigen Fällen schlichten?

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Die Hunderttausender-Grenze ist überschritten, deutlich sogar. Innerhalb von vier Tagen haben mehr als 130 000 Menschen die Petition „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr“ auf der Plattform openpetition.de unterschrieben. Initiatorin Maren Müller ist „überwältigt“ von der Resonanz. Auch das ZDF hat nicht mit einer solchen Beteiligung gerechnet: „Das Echo hat uns überrascht. Allerdings muss man diese Zahl auch in Relation zu den Millionen Zuschauern setzen, die sich nicht geäußert haben“, sagte ein ZDF-Sprecher.

Müller, die früher SPD- und später Linkspartei-Mitglied war, hatte die Petition nach dem missglückten Interview von Lanz mit Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht in der ZDF-Talkshow am 16. Januar gestartet. „Ich kenne keinen anderen Moderator, der so mit seinen Gästen umspringt. Und, wohlgemerkt, nicht mit allen Gästen“, begründete sie im Gespräch mit dem Tagesspiegel ihre Initiative. Speziell im Fall Sahra Wagenknecht sei Lanz’ Auftreten „extrem dreist“ gewesen. Das ZDF müsse sich mit der Kritik zumindest auseinandersetzen, forderte die 54-Jährige: „Das sind Beschwerden von Konsumenten.“ Die Sender hätten „doch ein Beschwerdemanagement, Personal Coaches oder so. Irgendwie müssen sie doch reagieren.“ Sie will die Unterschriften dem öffentlich-rechtlichen Sender als Zeichen des Protests überreichen.

ZDF lässt offen, ob Lanz bei "Wetten, dass..?" auf die Petition eingehen wird

„Wir stehen einer Übergabe offen gegenüber“, teilte der ZDF-Sprecher mit. Bisher habe sich Müller aber noch nicht bei dem Sender gemeldet. „Wir nehmen die Kritik von Zuschauern grundsätzlich ernst und stellen uns der Diskussion, etwa indem wir ihre Fragen dazu beantworten. Dort, wo die Kritik sachlich vorgetragen wird, können wir sie teils auch nachvollziehen.“

Ob Lanz am Samstag bei „Wetten, dass..?“ auf die Petition eingehen wird, ließ der Sender offen. Die Diskussion um seine Person könnte ihm höhere Quoten bescheren - gleichzeitig hat er starke Konkurrenz. Parallel zu seiner Sendung um 20.15 Uhr läuft auf RTL die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, im Anschluss das „Dschungelcamp“, das derzeit Rekordquoten von mehr als acht Millionen Zuschauern erreicht. Lanz will mit spannenden Wetten dagegenhalten, als Gäste erwartet er Schauspieler Liam Neeson, „Bergdoktor“ Hans Sigl, Komiker Atze Schröder, Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld und Fußballspieler Max Kruse. Auf der Bühne stehen die Sänger Peter Maffay und James Blunt.

Forderung nach "Publikumsrat" als öffentliche Kontrollinstanz

Die Leiterin des Instituts für Medienverantwortung in Erlangen, Sabine Schiffer,  hat die Kampagne gegen Lanz als "allgemeinen Ausdruck der Unzufriedenheit des Publikums" gewertet, "das sich aufgrund der Initiative einer Person nun Bahn bricht". Sie sagte dem Tagesspiegel: "Oft ergeben sich solche Ventile nicht. Das Bedürfnis vonseiten des Publikums ist aber da, Qualität von Medien einzufordern, die Rundfunkgebühren für die Finanzierung ihrer Programme erhalten."

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, so Schiffer weiter, "täten gut daran, diesen Anspruch ernst zu nehmen", denn qualitätsorientierte Medien würden für eine funktionierende Demokratie gebrauch. Eine Initiative für eine öffentliche Kontrollinstanz hat Schiffer gemeinsam mit der Erfurter Kommunikationswissenschaftlerin Christine Horz gestartet. Informationen dazu im Internet unter www.publikumsrat.de.

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