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Irgendwo muss die Zukunft von ARD und ZDF doch zu finden sein.

© dpa

Öffentlich-rechtliche Zukunft: Wollen die Intendanten die Kritik nicht wahrnehmen?

Wie kurzsichtig ist das denn? ARD, ZDF und Deutschlandradio schreiben Konzepte für die Zukunft - und vergessen das Programm. Ein Kommentar.

Es reicht nicht, einen Auftrag nur zur Hälfte zu erfüllen. ARD, ZDF und Deutschlandradio haben die eindringliche Aufforderung der Rundfunkkommission der Länder, „Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ in greifbare und diskussionswürdige Zukunftsvorstellungen zu fassen, nicht ernst genommen. Die vorliegenden Berichte der Anstalten zeugen durchaus von Reformwillen, der aber nur Struktur und Organisation, Verwaltung und Technik erfasst.

Die Sender bauen ihre Kooperationen aus, zwischen den neun ARD-Anstalten wird eine einheitliche SAP-Plattform aufgesetzt, die Dynamik der Altersversorgung wird gebremst. Die ARD schätzt das Einsparvolumen bis 2028 auf rund 951 Millionen Euro. Das macht in Relation zur Gesamtsumme der Beitragseinnahmen aber gerade mal ein Prozent aus.

War’s das, wollen die Intendanten nicht wahrnehmen, dass die Ausschläge der Kritik an ARD und ZDF intensiver werden? Die AfD will das öffentlich-rechtliche System klein häckseln und den Rundfunkbeitrag abschaffen, der CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hat sich in der Überzeugung versteinert, dass der monatliche Zwangsbeitrag von 17,50 Euro auf keinen Fall steigen darf. Er ist mit dieser Erwartung nicht allein, die Länderchefs spüren längst den heißen Atem der Populisten, wenn es um ein von den Anstalten verlangtes Plus zu den jährlich 8,4 Milliarden Beitragseinnahmen geht.

Die BBC als Vorbild

Diese Summe wird auch für 21 Fernseh- und 66 Radioprogramme, für mehr als 120 Desktop- und Mobilangebote verwendet. Das Programm ist das Rückenmark des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, hier formuliert sich der Daseinszweck zum Auftrag. Und hier begründet sich die aktuelle Notwendigkeit, die in weiten Teilen der Gesellschaft vorhandene Akzeptanz zukunftsfest zu machen. Auch gegenüber den Polit-Populisten, die wie in Ungarn oder in Polen den öffentlichen Funk auf Ideologie-Linie zwingen wollen.

Akzeptanz im Publikum muss mit Exzellenz im Programm einhergehen. Das deutsche System ist fast doppelt so teuer wie die britische BBC, die zudem nicht vom Zwangsbeitrag lebt, sondern von den individuellen Zahlungen je Nutzung. Von geringerer Qualität der BBC-Programme ist nichts zu hören und nichts zu sehen.

Es gilt, den Auftrag zu konzentrieren, zu qualifizieren. Der Wahn zu Omnipräsenz und Omnipotenz in allen Formaten und Farben muss sein Ende finden. Dafür: Phoenix wird zur deutschen BBC World News, ARD-alpha zum nachhaltigen Bildungskanal. Zwei Beispiele für die glasklare Unterscheidbarkeit zur kommerziellen Konkurrenz. Nicht Elitismus ist gemeint, gefordert ist Exzellenz.

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