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Recherche im Strandkorb. Stefanie Stappenbeck sucht Faustregeln für die Sendung „Richtig Gut Leben“.

© ZDF und Nadine Grothkopp

Neue Verbraucherreihe: Lachs nur für Feiern

In der neuen 3sat-Reihe will Schauspielerin Stefanie Stappenbeck den Widerspruch zwischen richtigem und gutem Leben aufheben. Der erhobene Zeigefinger stört dabei.

Die Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz müssen große Entscheidungsprobleme haben. Wie sonst ist die neue 3sat-Reihe „Richtig Gut Leben“ zu verstehen, die der Dreiländersender an diesem Montag startet? Offenbar ist es gar nicht so kompliziert, gut zu leben, also zum Beispiel den Genuss in den Mittelpunkt zu stellen. Genauso wenig scheint es auch aus Sicht der 3sat-Reihe keine große Herausforderung zu sein, konsequent ökologisch und gesundheitsbewusst zu leben. Aber beides zusammen – richtig und gut also – das ist die Herausforderung bei der uns die Schauspielerin und Mutter Stefanie Stappenbeck, die durch die Dokumentationsreihe führt, helfen will. Ihre Rolle als Mutter wird vom Sender betont, schließlich sind Mütter nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Nachwuchs verantwortlich.

Stellvertretend für die Konsumenten recherchiert Stefanie Stappenbeck Fakten, um daraus Faustregeln für richtig gutes Leben zu destillieren. Vier Folgen umfasst die Verbraucherreihe. Behandelt werden die Lebensmittel Lachs, Wurst, Soja und Schokolade. Zunächst stellt Stappenbeck fest, dass es keine verbindlichen Faustregeln für alle gibt. Diese Klippe wird umschifft, in dem eine grobe Typisierung vorgenommen wird. Die erste Gruppe stellen die preisbewussten Verbraucher. Eine Frau mittleren Alters, die dem Anschein nach mit beiden Beinen im Leben steht, symbolisiert diesen Typus. Der Umweltbewusste hat schon leicht ergraute Haare. Merke: Man muss nicht nach Öko aussehen, um sich Gedanken um die Umwelt zu machen. Auch die Vertreterin der dritten Gruppe, der Gesundheitsbewussten, steht nicht für übertriebene Askese, sondern dafür, dass gesundes Essen auch schmecken sollte.

Fettig, aber gesund

Gegen eine solche Einordnung ist wenig zu sagen. Auch der folgende Faktencheck erscheint sinnvoll. So wollen Stefanie Stappenbeck und 3sat in der ersten Folge wissen, wie es sich mit diesen fünf Thesen verhält: Lachs ist bedroht; Zuchtlachs ist besser als Wildlachs; Lachs ist fettig, aber gesund; Gütesiegeln kann man nicht trauen; lieber frischer Lachs als tiefgekühlter.

In der Beantwortung geht die Sendung wissenschaftlich-systematisch vor: Der Zuschauer erfährt unter anderem, dass es vor 100 Jahren am Rhein Lachsfischer gab, der Lachs heute aber aus unseren Flüssen verschwunden ist. Ferner wird ihm erklärt, dass es atlantischen und pazifischen Wildlachs gibt sowie Zuchtlachs, dass zwischen Biozucht und Zuchtmethoden unterschieden werden muss, die die Umwelt belastet und dass Seelachs eigentlich kein Lachs, sondern eher eine Art Dorsch ist und den Namen nur aus Marketinggründen erhielt.

Doch gerade dem Seelachs geht es derzeit gar nicht gut, weiß der Fischfangexperte. Schuld ist die Überfischung. „Nur ein toter Fisch ist ein guter Fisch, meinen viele Fischer, dabei sind lebende Fische erst ein Garant dafür, dass die Bestände wieder wachsen“, weiß der Experte und kritisiert Fischfangquoten, nach denen in der Ostsee Fische vor der Geschlechtsreife gefangen werden dürfen.

"So wie früher"

Doch nun wird es wirklich problematisch, denn jetzt kommt der erhobene Zeigefinger Richtung Zuschauer. Ein Psychologe erklärt, „wir alle können unser Leben umstellen und nur einmal in der Woche Fleisch oder Lachs essen. Eigene Regeln ändern, das macht das Leben spannender“, erklärt er. Das sieht auch Stefanie Stappenbeck so. „Verzicht kann eine Bereicherung sein und die Sinne schärfen. Nur wenn man sich Grenzen setzt, kann man neue Räume erobern.“ Darum: „Lachs nur noch für Feiern und Festtage, so wie früher einmal.“ Möglicherweise verzichten einige Zuschauer nach solchen Appellen jedoch lieber auf die folgenden drei Teile von „Richtig Gut Leben“. Kurt Sagatz

„Richtig Gut Leben“, 3sat, Montag bis Donnerstag, 18 Uhr 15

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