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Bye-bye Dschungel, sagte Giuliana Farfalla am sechsten Camp-Tag.

© RTL

Nach sechs Tagen im RTL-Camp: Warum Giuliana Farfalla den Dschungel verlässt

„Ich kann nicht mehr“, sagt Trans-Frau Giuliana Farfalla und verlässt das RTL-Camp. Eine kluge Entscheidung, sagt Kaey Berlin von der "Siegessäule".

Seit einer Woche läuft bei RTL die zwölfte Staffel des Dschungelcamps „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. Vor allem eine Kandidatin hat für viel Wirbel gesorgt: Giuliana Farfalla. Giuliana ist transidentisch und wurde mit dem Körper eines Jungen geboren. Kurz bevor sie sich auf den Weg in den Dschungel machte, erschien der „Playboy“ mit der „Germany’s Next Topmodel“-Teilnehmerin auf dem Cover. Es folgten Schlagzeilen, Giuliana sei die erste Transsexuelle im Dschungelcamp und die erste auf dem „Playboy“-Cover. Beides falsch! Bereits in der vierten Staffel war Lorielle London Kandidatin im Camp. Und auch auf dem Cover des amerikanischen Magazins erschien 1981 bereits eine Trans-Frau.

In den ersten Tagen der Sendung hatte man durchaus den Eindruck, Giuliana könnte es weit bringen. Sie wirkte eher zurückhaltend und hatte keinerlei Probleme damit, in einen Bottich aus Eingeweiden zu tauchen. Doch bereits am Tag drei musste sie sich den Fragen ihrer Mitstreiter stellen. Am Lagerfeuer versammelt, fängt alles noch harmlos an: „Ist es denn noch so, dass die Leute mit Fingern auf dich zeigen?“, will Natascha Ochsenknecht wissen. Giuliana windet sich ein „Ja, und ich rede da so ungern drüber“ heraus. Trotzdem geben die anderen keine Ruhe. „Bachelorette“-Sieger David Friedrich stellt fest: „Man weiß ja auch nie: Kann man fragen, kann man nicht fragen“, will trotzdem wissen: „Du kannst mit Männern pennen, ganz normal?“

Die Distanz im Camp bleibt

Die 21-Jährige beantwortet alle Fragen freundlich und erzählt von schweren Operationen, davon, dass sie noch nie Sex hatte, aber auch, dass ihre Familie sie unterstützt. Von den Camp-Bewohnern bekommt sie dafür Respekt und Bewunderung. Auch die heterosexuellen männlichen Kandidaten äußern sich positiv über den Mut der jungen Frau. Einige machen aber in Einzelinterviews klar, dass sie sich nie eine Beziehung mit einer Trans-Frau vorstellen könnten.

Am Tag sechs nun hat Giuliana den Dschungel verlassen. Sie sagt, sie habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, auch über die vielen nicht so schönen Erlebnisse in ihrer Vergangenheit. Doch was genau meint sie damit? Ist etwas Essenzielles passiert, das die junge Frau so nachhaltig geprägt hat? Doch im Grunde braucht es für einen Menschen wie Giuliana kein einzelnes ausschlaggebendes Erlebnis. Bereits im Kindesalter hat sie festgestellt, dass sie eigentlich ein Mädchen ist. Auch wenn ihre Familie sie unterstützt, ist das kein einfacher Weg. Man muss unzählige Hürden meistern. Dazu gehören nicht nur ärztliche Gutachten, eine Hormonersatztherapie, angleichende Operationen, sondern auch das Feedback, dass man von der Gesellschaft bekommt.

Als Trans-Person steht man grundsätzlich unter Beobachtung

Giuliana wird überall als „Transgender-Model“ präsentiert. Das Ex-Playmate Ramona Bernhard reagierte auf das Zeitschriftencover mit der Aussage: „Wahnsinn! Ich bin schockiert! Jetzt ist Playboy echt langsam eklig.“ Und auch solche Fragerunden wie am Lagerfeuer gehören zum Alltag. Als Trans-Person steht man grundsätzlich unter Beobachtung. Wohl kaum einem so jungen Menschen gelingt es, diesem Druck standzuhalten. Da ist es sicherlich die klügere Lösung, auf die Dschungelgage zu verzichten.

Die Autorin ist Redakteurin des queeren Berliner Stadtmagazins „Siegessäule“.

Mehr LGBTI-Themen finden Sie auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels.

Kaey

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