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Das Fernsehen bleibt auch für Online-Nutzer die wichtigste Nachrichtenquelle.

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Update

Klicken reicht nicht: Hohes Nachrichteninteresse bei Onlinern - in den anderen Medien

Studie zeigt: Auch Onliner brauchen verschiedene Medien für vertrauenswürdige Nachrichten. Zeitungen und Fernsehen auf der Vertrauensskala ganz oben

Das Internet ist ein Universum. Aber bei aller Attraktion erfüllt es nicht alle Erwartungen und Wünsche seiner Nutzer. Gerade bei den Nachrichten sind die erwachsenen Onliner mit einem Medien-Mix unterwegs. 94 Prozent schauen, lesen oder hören mehrmals wöchentlich Nachrichten, 87 Prozent tun dies täglich. 70 Prozent sind „überaus“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert. Dies sind Ergebnisse des in 36 Ländern durchgeführten „Reuters Institute Digital News Report 2017“, dessen deutschen Teil das Hamburger Hans-Bredow-Institut ermittelt und veröffentlicht. Im internationalen Vergleich der Nachrichtennutzung ist das News-Interesse in Deutschland relativ hoch – Rang neun von 36 Ländern.

Fernsehen bleibt dabei die wichtigste Nachrichtenquelle. Mehr als drei Viertel der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland schauen sich Nachrichten im Fernsehen an (77 Prozent), für mehr als die Hälfte (52 Prozent) ist das Fernsehen generell die wichtigste Quelle für Informationen über das Weltgeschehen. Demnach schaut auch mehr als die Hälfte der 18- bis 24-jährigen Onliner regelmäßig Nachrichten im TV (59 Prozent). Für jeden Dritten dieser Altersgruppe ist das Fernsehen die wichtigste News-Ressource.

Größtes Vertrauen für Nachrichten in Print und TV

Insgesamt wird den Nachrichten in den Zeitungen (60 Prozent) und im Fernsehen (56 Prozent) mehr vertraut als im Internet (45 Prozent) und sozialen Medien (33 Prozent). Jeder zweite Befragte gab an, Nachrichten „eher“ oder „voll und ganz“ zu vertrauen. Dabei äußerten Menschen, die sich für News interessieren, mehr Vertrauen als diejenigen, die kein Interesse an Nachrichten haben. Auf der internationalen „Vertrauensskala“ liegt Deutschland auf Rang sieben der 36 untersuchten Länder; am größten ist das Vertrauen in Finnland (62 Prozent), am niedrigsten in Südkorea (23 Prozent), in den USA wurden 38 Prozent ermittelt.

Die Nachrichtennutzung im Internet fällt der Studie zufolge vergleichsweise gering aus. 60 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig das Internet für Online-Nachrichten; für 28 Prozent ist es die wichtigste Nachrichtenquelle. In keinem anderen untersuchten Land sind diese Werte niedriger als in Deutschland. Ein beträchtlicher Anteil der einheimischen Onliner nutzt das Netz durchaus als Infoquelle und weitere Medien, um die Infos zu vertiefen und/oder zu verifizieren. Heißt: Vertrauen wie Misstrauen sind an Marken gebunden. So entfallen innerhalb des Internets die häufigsten Nennungen der wichtigsten Nachrichtenquelle auf die Inhalte traditioneller Anbieter aus dem Print- und Fernsehbereich (17 Prozent).

Gute News-Angebote in den traditionellen Medien

Der Grund dürfte darin liegen, dass die Nachrichtenangebote in den traditionellen Kanälen in Deutschland vergleichsweise gut seien, resümiert das Hans-Bredow-Institut. Man müsse hierzulande nicht mit Zensur und staatlichen Eingriffen rechnen. „Daher gibt es kaum einen Grund, im Internet nach Alternativen zu suchen.“

Facebook und andere soziale Netzwerke würden zwar von Teilen der Bevölkerung als Nachrichtenquelle genutzt, aber nur als eine unter vielen und in der Regel weder als wichtigste noch als einzige Ressource. Der Umfrage zufolge nutzen 29 Prozent der Onliner soziale Medien als Nachrichtenquelle (2016: 31 Prozent). Für sieben Prozent sind sie die wichtigste Informationsquelle und nur 1,6 Prozent informieren sich ausschließlich in sozialen Medien über Nachrichten.
Interessantes Detail der umfassenden Studie: Menschen, die sich selbst dem linken Spektrum zuordnen, „liken“ (23 Prozent) oder teilen Artikel (21) häufiger als Onliner aus der politischen Mitte (like: 14 Prozent/share: elf Prozent) oder mit eher rechtsgerichteter Orientierung (like: 14 Prozent/share: zehn Prozent). Und was Freude und Hass angeht: Nur acht Prozent kommentieren regelmäßig Artikel. Joachim Huber

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