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Maria Schrader spielt eine DDR-Spionin in Afrika.

© dpa

Jetzt auch TV-Serie "Deutschland 86": Erst Pay-TV, dann Free-TV

Die TV-Serie „Deutschland 83“ floppte bei RTL, trotzdem versucht Amazon eine Fortsetzung. Die Zuschauer müssen wieder bezahlen - oder warten.

Ein bisschen kurios ist es schon. Da enttäuscht eine teure deutsche Serie im Free-TV, und doch setzt ein Streamingdienst darauf, mit einer zweiten Staffel zahlende Kunden für sich zu gewinnen. Die Rede ist von der DDR-Spionageserie „Deutschland 83“, die im Herbst 2015 bei RTL schwache Quoten erzielte und 2018 unter dem Titel „Deutschland 86“ beim Streamingdienst Amazon Prime Video fortgesetzt wird. Deutsche Zuschauer werden wieder, wie schon bei der ARD-Sky-Koproduktion „Babylon Berlin“, bezahlen oder warten müssen. RTL kann zwar „Deutschland 86“ zuerst im Free-TV zeigen, aber eben erst nach Amazon.

Seit September drehen Regisseur Florian Cossen („Das Lied in mir“) und sein Team „Deutschland 86“ im südafrikanischen Kapstadt. Die neue Staffel spielt 1986 in Angola, Südafrika, Libyen, Paris, West-Berlin und schließlich wieder in der DDR. Dem Land geht es wirtschaftlich bereits schlecht. Hungrig nach Devisen zwingt die ostdeutsche Führung ihre Agenten zu kapitalistischen Experimenten in aller Welt, um das sinkende sozialistische Schiff vor dem Untergang zu retten. Parallel zu den Arbeiten in Kapstadt haben Anfang Oktober Dreharbeiten unter der Regie von Arne Feldhusen („Der Tatortreiniger“) in Berlin begonnen. Es geht um Terrorismus in Europa, die Perestroika sowie den Kampf gegen die Apartheid und den Waffenhandel.

Im Ausland war "Deutschland 83" erfolgreich

Dass sich Amazon für den Stoff interessiert, dürfte vor allem am Erfolg der ersten Staffel im Ausland liegen. In mehr als 120 Ländern wurde „Deutschland 83“ ausgestrahlt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Kamera und den Adolf-Grimme-Preis. Amazon hofft, dass Staffel zwei nun auch beim deutschen Publikum ankommt.

Wie viele Zuschauer Amazon braucht, damit sich die Serie rentiert, will Christoph Schneider, der Chef von Amazon Instant Video Deutschland, nicht sagen. Amazon werde „Deutschland 86“ ab Anfang 2018 intensiv bei seinen Abonnenten vermarkten, sagte er. „Dazu hoffen wir, dass einige der vier Millionen Zuschauer, die die erste Staffel bei RTL gesehen haben, zu uns kommen.“

Filme nicht im klassischen Fernsehen zu schauen, sei noch immer gewöhnungsbedürftig für viele Deutsche, gibt Schneider zu. Doch für eine historisch-politische Serie wie „Deutschland 86“ sei ein Streamingdienst der richtige Anbieter. „Stark horizontal erzählte Serien tun sich im linearen Fernsehen schwer. Wenn man zwei Episoden verpasst hat, ist man draußen.“

"RTL war einfach der falsche Sender"

Jörg Winger, der die Serie mit seiner Frau Anna Winger erfand und zusammen mit Ufa-Chef Nico Hofmann produziert, glaubt, RTL sei „einfach der falsche Sender“ gewesen. Dabei war das internationale Interesse groß. Auch „Deutschland 86“ sei bereits weltweit verkauft worden, unter anderem an den französischen Canal Plus, den britischen Channel 4 und das amerikanische SundanceTV, sagt Jumana Rizwan, die Kommunikationschefin der internationalen Produktionsgesellschaft Fremantle Media. „Eine junge Show mit einem ernsthaften Handlungsablauf ist für ein breites Publikum attraktiv“, sagt Rizwan.

Personell verändert sich bei „Deutschland 86“ wenig. Der zur Spionage gezwungene DDR-Agent Martin Rauch (Jonas Nay) fungiert auch in Staffel zwei als Serienheld. Er wird nach Angola verbannt und trifft auf dem Gelände einer Ölraffinerie, in der auch ostdeutsche Ingenieure arbeiten, auf seine Tante Leonora (Maria Schrader). Sie ist ebenfalls Spionin und schmuggelt Waffen in das Bürgerkriegsland. Doch die Lage eskaliert und die beiden Agenten geraten zwischen die Fronten der Rebellengruppen und werden zu deren Spielball.

Angelegt ist das Buch der Spionageserie als Trilogie. „Deutschland 89“ würde wieder drei Jahre später spielen, pünktlich zum Mauerfall. Ob es zur dritten Staffel kommt, wird vom Erfolg von „Deutschland 86“ abhängen. (dpa)

Kristin Palitza

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