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Schwere Bürde: Josefine Preuß, 28, spielt in "Die Pilgerin" (Sonntag und Montag, ZDF, 20 Uhr 15) eine junge Frau, die sich für ihren Vater auf den Jakobsweg macht.

© ZDF

Interview mit Josefine Preuß: „Ich bin kein Vorbild“

Im ZDF-Zweiteiler "Die Pilgerin" spielt Josefine Preuß die Kaufmannstochter Tilla. Wir sprachen mit ihr über starke Frauen, Hosenrollen und ihre Abneigung gegen Ursula von der Leyen.

Frau Preuß, im ZDF-Zweiteiler „Die Pilgerin“ spielen Sie die Kaufmannstochter Tilla, die sich im Jahr 1368 auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela aufmacht. Was erlebt die Pilgerin?

In dem Abenteuerfilm wird eine junge Frau aus Schwaben zwangsverheiratet. Sie muss flüchten, nachdem ihr Bruder ihren Vater ermordet hat. Sie erfüllt den letzten, sehr religiös angehauchten Willen ihres Vaters. Damit er nicht im ewigen Fegefeuer leiden muss, bringt sie sein Herz nach Santiago de Compostela.

Und muss sich dafür als Junge verkleiden.
Frauen war es damals nicht erlaubt, zu pilgern. Ich hatte zwar schon öfters in Rollen Hosen getragen, aber das war meine erste Hosenrolle, wie ich gelernt habe. Die Dreharbeiten waren die anstrengendsten, die ich je hatte. Aber das war gut. Ich durfte mich austoben. Das war ein riesiger Abenteuerspielplatz. Stunttraining, Reittraining, Bogenschießen. Was Tilla alles aushalten muss, darunter drei Fast-Vergewaltigungen, ging jedoch darstellerisch und emotional bis an die Grenzen.

Mit dem schweren Holzkreuz auf der Schulter wirkt ihre Tilla sehr jung und zerbrechlich. Wo ist die stets kecke Josefine Preuß geblieben?
Das Holzkreuz war wirklich schwer. Als Darstellerin bin ich frech und keck, wenn es die Rolle vorsieht. Ansonsten versuche ich, jede Rolle so unterschiedlich wie möglich zu spielen. Die private kecke Josefine Preuß wird dagegen nie weg sein. Zudem habe ich mich nicht auf Adlon, Pilgerin und den historischen Jahresauftakt spezialisiert. Ich drehe auch weiter gerne Komödien.

Ihr Serien- und Filmpartner Elyas M’Barek aus „Türkisch für Anfänger“ feiert gerade mit „Fack ju Göhte“ im Kino den Überraschungserfolg des Jahres.
Das ist krass, unglaublich, super. Das kommt uns auch für „Türkisch für Anfänger 2“ zugute, wenn es dazu kommen sollte. Das ist ja immer mal wieder im Gespräch, aber bis jetzt habe ich noch kein Buch auf dem Tisch.

Der Schalk hat Sie auch als Pilgerin nicht ganz verlassen. Ist das Ihr Markenzeichen?
Ich hoffe nicht, dass ich ein Markenzeichen habe, ich will ja keine Schublade. Ich durfte in letzter Zeit so viele unterschiedliche schöne Sachen drehen, da wäre es wirklich schade, wenn ich nur noch eins mache.

Welche anderen Projekte gibt es?
Lotta geht weiter. Wir drehen definitiv Teil vier, wenn möglich, wollen wir im nächsten Jahr sogar zwei Teile drehen. Im Frühjahr ist auf Sat 1 aber erst einmal die „Hebamme“ zu sehen.

Worum geht es in dem Film?
Eine junge, sehr ambitionierte Hebamme verlässt ihr kleines Dorf, um nach Marburg in ein Gebärhaus zu gehen, wo so- genannte „ehrlose Frauen“, also Verstoßene, Witwen, Prostituierte, ihre Kinder zur Welt bringen. Der Film spielt im 18. Jahrhundert, als die Geburtenlehre von den Hebammen zu den Ärzten überging. Die Geburtszange wurde eingeführt, es gab vermehrt Kaiserschnitte, wobei die ersten Versuche immer tödlich ausgegangen sind. Dagegen lehnt sich die Hebamme auf.

Ein gewisser Hang zu historischen Filmen scheint also doch vorhanden zu sein. Was war denn der besondere Reiz an der Pilgerin?
Neben den zwei Ebenen der Hosenrolle vor allem, dass Philipp Kadelbach den Film gemacht hat. Ich wollte unbedingt mit diesem Mann arbeiten, egal wie anstrengend das wird.

Der Film basiert auf einem Roman des Autorenpaares Iny Lorentz, von denen auch die „Wanderhure” stammt. Haben Sie die Filme mit Alexandra Neldel gesehen?
Von den Romanen habe ich keine gelesen, von den Filmen kenne ich nur den ersten.

In beiden Fällen werden starke, eigenständige Frauen beschrieben. Sind das auch Vorbilder für die Gegenwart?
Man sollte daraus keine Emanzipationsgeschichte machen. Genauso könnte man diese Frauen in die heutige Zeit versetzen, aber wir erzählen eben Mittelalter.

Gibt es für Sie reale Vorbilder für starke Frauen?
Definitiv nicht Ursula von der Leyen. Sie als Verteidigungsministerin, ich krieg‘ einen Vogel. Es ist klar, worauf das hinausläuft, die nächste Kanzlerin nach Angie. Eine Katastrophe für Deutschland.

Als erfolgreiche Schauspielerin sind Sie ebenfalls Vorbild.
Das lass ich mir nicht anheften. Ich habe genauso meine Ecken und Kanten, bin nicht ganz koscher, rauche. Ich bin kein Vorbild. Ich bin Darstellerin. Die Rollen können Vorbilder sein, aber nicht ich als Privatperson.

Dennoch müssen Sie auf ihr öffentliches Auftreten achten.
Auf jeden Fall, aber das mache ich nicht für die Zuschauer. Das mache ich für Mama, denn sie will mich auf Fotos nicht rauchen sehen.

Und Facebook?
Seit „Türkisch für Anfänger“ als Kinofilm bin ich auch auf Facebook. Beruflich kann man das gut nutzen, das ist ein modernes Medium. Ich poste da Drehankündigungen, Sendehinweise. Aber einen Dialog, dass ich auf Fans antworte, gibt es nicht. Das wird kein Live-Chat.

Sie werden im Januar 28 Jahre alt und haben in über der Hälfte der Jahre vor der Kamera gestanden. Das klingt erst einmal toll, aber es gibt sicherlich einiges, worauf Sie dafür verzichten mussten.
Das war eine totale Bereicherung, weil ich das schon immer machen wollte. Ich habe mir nie die Frage gestellt, was will ich werden, wenn ich groß bin. Ich darf machen, worauf ich Lust habe. Ich habe auf gar nichts verzichten müssen. Im Gegenteil. Ich habe schon so viele tolle Leute kennengelernt, durfte so viel herumreisen.

Ihre Traumrolle sei „Tatort“-Kommissarin, haben Sie einmal gesagt. Hat sich da was getan?
Zur Kommissarin habe ich es noch nicht gebracht, aber am 1. Januar lief gerade der „Tatort“ aus Leipzig, in dem ich mit Simone Thomalla und Martin Wuttke spielte. Ich arbeite mich hoch. Von der Leiche zur Mörderin bis zur Gerichtsmedizinerin, das aber nur, wenn die Rolle cool ist.

Das Interview führte Kurt Sagatz.

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