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Wo ist die Zielgruppe? Diese Frage stellt man sich zunehmend auch in der ARD und blickt auf Veranstaltungen wie die Republica und die Gamescom.

© Kay Nietfeld, dpa

Ifa Berlin 2017: Im Funkloch

Außer für die ARD spielt die Ifa für die Fernsehsender keine große Rolle mehr. Und auch der Senderverbund fühlt sich bei anderen Veranstaltungen wohler, wenn es um Inhalte und Konzepte geht.

Was waren das noch für Zeiten: Vor zehn Jahren stellten die beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF in Berlin auf der Internationalen Funkausstellung ihre Pläne für die digitale Zukunft vor. Die ARD träumte damals vom Handy-TV, das ZDF präsentierte seine Internet-Mediathek. Die Ifa in Berlin war lange Zeit die zentrale Bühne für die TV-Sender – auch für die privaten – um den Kontakt zum Zuschauer zu suchen. 2011 kam die Wende, das ZDF musste sparen und spart sich seither auch das Ifa-Engagement. Die großen Shows aus dem ARD/ZDF-Sommergarten sind seither Geschichte.

Geblieben ist der Sommergarten mit den „DeutschPoeten“ der RBB-Welle Fritz, der die Ifa-Bühne genau wie radioBerlin 88,8 – ein Familienfest am nächsten Dienstag – nutzt. Das Motto der ARD auf der Ifa 2017, die am Freitag für das Publikum öffnet, lautet: „Es wird gerockt, gekocht, geschnackt und gejubelt“. Zugleich werden „Stars zum Anfassen“ angekündigt, darunter der Singer/Songwriter Jay Khan, die „Lindenstraßen“-Darsteller Sybille Waury und Gunnar Solka und der paralympische Kugelstoßer-Champion Niko Kappel. Zudem können die Ifa-Besucher mit prominenten ARD-Gesichtern wie Talkerin Anne Will, „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer und „hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg ins Gespräch kommen. Deutschlandfunk Kultur wird an diesem Freitag die Radiosendung „Kakadu“ live aus der ARD-Halle 2.2 übertragen. „Die IFA ist ein Höhepunkt im Terminkalender des RBB und der ARD. Hier treffen wir unser Publikum und kommen über unsere Programme ins Gespräch“, sagte Patricia Schlesinger, die Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, dem Tagesspiegel. Der RBB koordiniert die ARD-Aktivitäten auf der Ifa.

Noch kommt das Mittagsmagazin nicht vom RBB – das dauert noch bis zum Jahreswechsel –, sondern vom Bayerischen Rundfunk aus München. Von kommendem Montag bis Mittwoch wird es jedoch aus Berlin gesendet. Doch auch dies ändert wenig daran, dass die Zeiten vorbei sind, in der die Funkausstellung ein Muss für deutsche TV-Sender war. Die Ifa wird zuallererst als Produkt- und Technikshow verstanden, den Kontakt zum jungen Zielpublikum, nicht zuletzt für die Digital- und Online-Angebote, suchen die Sender inzwischen verstärkt auf anderen Veranstaltungen. Zum Beispiel der Republica in Berlin. In diesem Jahr präsentierte sich der RBB zusammen mit dem WDR zum ersten Mal mit einem gemeinsamen Stand in der Station Berlin. RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und Karola Wille, die MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende, luden zur gemeinsamen Diskussion über Glaubwürdigkeit und Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch die Media Convention, in der über aktuelle Medientrends diskutiert wird, ist an die Republica und nicht die Ifa angedockt. Selbst Veranstaltungen wie die Gamescom, die in der vergangenen Woche in Köln stattgefunden hat, erscheinen vor diesem Hintergrund für die Sender – nicht nur die öffentlich-rechtlichen – attraktiver, wenn es um die Präsentation ihrer Inhalte und Konzepte geht, als die Ifa.

Dass die ARD der Ifa dennoch die Treue hält, hat dennoch gute Gründe – und die hängen mit den aktuellen technischen Themen zusammen. Einerseits gibt es bei den Fernsehzuschauern weiterhin Aufklärungsbedarf zur Umstellung des Antennenfernsehens. In den Ballungsräumen fand der Wechsel von DVB-T zum Nachfolgestandard DVB-T2 zwar bereits Ende März statt, doch noch gibt es viele Regionen in Deutschland, die noch auf den Wechsel vorbereitet werden müssen.

Ein weiteres Thema, das die ARD unter die Ifa-Besucher streuen will, ist das Digitalradio DAB+. „Die IFA bietet der ARD eine gute Gelegenheit, vor allem technische Neuerungen und unsere Rolle als öffentlich-rechtlicher Senderverbund in der sich dynamisch verändernden digitalen Welt darzustellen“, bestätigt Ulrich Liebenow, der innerhalb der ARD der Produktions- und Technikkommission vorsteht und auf den Digitalradiotag am Dienstag hinweist.

Ein erklärungsbedürftiges Thema ist auch das TV-Streaming, bei dem US-Anbieter wie Amazon und Netflix auch den deutschen Sendern heftig Konkurrenz machen. Mit Alexa ist Amazon in Berlin vertreten, mit dem Videodienst jedoch ebenso wenig wie Netflix.

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