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Gangnam Style in Frankfurt. Der südkoreanische Popstar Psy ist durch sein Youtube-Video, das in Deutschland wegen Urheberrechtsfragen gesperrt ist, weltbekannt geworden. Erst vor wenigen Tagen tanzte der ebenfalls aus Südkorea stammende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit Psy durch die UN-Zentrale in New York. Foto: Michael Probst/dapd

© dapd

"Gangnam" im Bundestag: Das ist der Merkel-Style

"Gangnam Style": Das viralste aller Viralvideos hat die Zwei-Milliarden-Klicks-Marke übersprungen. Welchen Anteil die Bundestagsabgeordneten wohl daran haben?

Bei der Generaldebatte im Bundestag kommt es traditionell zum großen Schlagabtausch zwischen Regierung und Opposition. Bei der Haushaltsdebatte in dieser Woche gab es zwar eher Gruppenkuscheln statt offener Konfrontation, die Spielregeln wurden dennoch beherzigt: Spricht die eine Seite, gibt sich die andere größte Mühe, ihr Desinteresse zur Schau zu stellen. Man unterhält sich, läuft herum oder schaut lieber auf sein Handy, als den Kollegen zuzuhören. So auch Angela Merkel. Ob die Kanzlerin Videos bei Youtube angeschaut hat, ist nicht überliefert. Aber es könnte sein. Denn in der letzten Woche hat „Gangnam Style“, das viralste aller viralen Internetmusikvideos, einen neuen Rekord aufgestellt. Über zwei Milliarden Mal wurde das Video des südkoreanischen Rappers Psy angeklickt.

Zwei Milliarden. Wenn jeder Klick für einen Nutzer stünde, wäre das fast ein Drittel der Weltbevölkerung. Sie alle klickten, um einem untersetzten Südkoreaner mit dicker Sonnenbrille dabei zuzugucken, wie er grotesk zu einer Musikrichtung tanzt, die durch ihn als K-Pop in der Welt bekannt wurde. Thematisch geht es in dem Song um eine Parodie auf den luxuriösen Lebensstil im südkoreanischen Viertel Gangnam. Es handelt sich demnach um ein lokales Phänomen. Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die meisten Menschen, die das Video gesehen haben, niemals in Südkorea waren, geschweige denn mit den lokalen Unterschieden einzelner Viertel vertraut sind. Und doch ist das Video von Youtube aus um die Welt gegangen, war Nummer eins bei iTunes, in den britischen Charts. In Deutschland und Österreich.

Die britische Wochenzeitung „The Economist“ hat jetzt errechnet, wie viel Zeit auf der Welt damit verschwendet wurde, „Gangnam Style“ anzuschauen. Der Song dauert 4:12 Minuten. Das ergibt 140 Millionen Stunden. Oder 16 000 Jahre. Münzt man diese Zahl in Arbeitsstunden um, hätte man in der gleichen Zeit 20 neue Empire State Buildings bauen können. Oder vier Mal die Pyramiden von Gizeh. Oder – um die Zeit wirklich sinnvoll zu nutzen – drei Flugzeugträger.

In Deutschland ist das "Gangnam Style"-Video nicht verfügbar

Als Kanzlerin Merkel bei der Generaldebatte an der Reihe war, sprach sie davon, dass Deutschland der Wachstumsmotor der Euro-Zone sei. Über „Gangnam Style“ hat sie nichts gesagt. Das ist schade, hat womöglich aber einen einfachen Grund: Das Video, das letzte Woche die Zwei-Milliarden-Marke geknackt hat, ist in Deutschland gar nicht verfügbar. Mit schönem Gruß von der Gema. Merkel dürfte das gefallen: Statt südkoreanischer Tanzwut zuzugucken, kann man sich in Deutschland mit den wichtigen Dingen beschäftigen. Man könnte Flugzeugträger bauen.

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