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Ein Fan schenkte Boxer Bubi Scholz (l.) das Gewehr, mit dem er später seine Frau Helga erschoss. Foto: WDR

© WDR/dpa/picture-alliance

Eine Doku über Bubi Scholz: Die Leere vor dem Schuss

Einst war Boxer Bubi Scholz ein gefeierter Star, doch nach dem Karriereende wissen er und seine Frau nicht mehr viel mit sich anzufangen. Eine ARD-Doku zeigt, wie die Ehe ihr tragisches Ende findet.

Von Katrin Schulze

Manchmal ist es nicht weit von Liebe zu Hass. So wie bei Gustav Scholz, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Bubi“, und seiner Frau Helga. Sie verehren einander, gelten für viele als Vorzeigepärchen. Aber, und das wissen nicht viele, sie streiten vor allem in den späten Jahren ihrer Ehe mindestens ebenso heftig, wie sie sich einmal liebten. In der Nacht vom 23. zum 24. Juli 1984 ist es mal wieder so weit. Mit dem Alkohol kommen die gegenseitigen Vorhaltungen und diesmal noch mehr. Es knallt. Ein Schuss fällt. Bubi Scholz, der einst so populäre Boxer, steht im Verdacht, seine Frau getötet zu haben. Und er steht am nächsten Tag auf dem Titel der „Bild“.

Wie es in Berlin-Westend zum Äußersten kommen konnte, zeigt die ARD in einem weiteren Teil ihrer Reihe „Die großen Kriminalfälle“. Ohne Rekonstruktion und nachgestellte Szenen kommt auch die Dokumentation „Der dramatische Abstieg des Bubi Scholz“ nicht aus. Immerhin, die recht biedere Erzählerstimme hält sich einigermaßen zurück, oft kommen Nachbarn, Bekannte und Ermittler zu Wort. Die interessantesten Details aber berichtet die frühere Putzfrau der Familie. Wer, wenn nicht sie, wusste schon, wie es hinter der Fassade der Scholz’schen Villa aussah?

In einer Art Dauerschleife schaut sich Bubi Scholz da unten im Keller seine alten Kämpfe an, das Glas Whiskey immer am Anschlag. Er erträgt es nur schwer, dass er nicht mehr der umfeierte Liebling ist. In den 50er und 60er Jahren noch stand er mit seinen Erfolgen im Boxring symbolisch für den Aufstieg der jungen Bundesrepublik, wurde Europameister – und Teil der Berliner Schickeria. Curd Jürgens, Willy Brandt, Hildegard Knef, Max Schmeling, Harald Juhnke und O. E. Hasse: Sie alle kamen zu seinen großen Kämpfen ins Olympiastadion, er tanzte sich dafür mit seiner schönen Helga durch die feine Gesellschaft.

Vorbei. Ohne den Glamour weiß das kinderlose Ehepaar nicht viel mit sich anzufangen. Die beiden streiten und trinken und streiten. Wenn es Helga zu viel wird, schließt sie sich im Gästebad ein. Dort wird sie auch an jenem tragischen Sommermorgen gefunden, nachdem ihr Mann sie durch die Tür hindurch mit einem Gewehr erschossen hat. Ein-, zweimal zu oft zeigt der Film von Rüdiger Liedtke das Bild der toten Helga Scholz, wie sie kopfüber auf der Toilette hängt. Über das Leben des Bubi Scholz nach seinem drei Jahre langen Gefängnisaufenthalt wegen fahrlässiger Tötung erfährt man dagegen zu wenig. „Ich kann mir ein Leben ohne Helga nicht vorstellen“, soll er immer wieder gesagt haben. Der Mann, der sie umbrachte. Katrin Schulze

„Die großen Kriminalfälle: Der dramatische Abstieg des Bubi Scholz“, ARD, 23 Uhr 30

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