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Die Gründerinnen von „Edition F“: Nora-Vanessa Wohlert (l.) und Susann Hoffmann.

© Jennifer FEy

Eine Bühne für Frauen: "Edition F" und der Sexismus der CDU

Wer steckt hinter dem Start-up-Magazin, das die Sexismus-Debatte in der CDU ausgelöst hat?

„Sie sind doch eine außerordentlich hübsche und kluge Frau. Jetzt mischen Sie doch nicht überall in der Partei mit, dann mögen die Sie auch lieber“ – so zitiert Jenna Behrends, neu gewählte CDU-Bezirksverordnete von Mitte, in ihrem Text über Sexismus ein Parteimitglied. Der Text hat eine Debatte ausgelöst; veröffentlicht hatte ihn zuerst das Online-Magazin „Edition F“ – ein Berliner Start-up, das im Mai 2014 von Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann gegründet wurde.

„Edition F“ ist ein Wirtschaftsmagazin für Frauen, in der Lücke „zwischen stereotypen, intellektuell wenig herausfordernden Frauenmagazinen und Wirtschaftsmagazinen, die eher auf Männer ausgerichtet sind“, sagte Wohlert dem Tagesspiegel. Noch im Gründungsjahr 2014 erreichte das Magazin 50 000 Besucher pro Monat, gewann den Lead Award in der Kategorie „Online Independent des Jahres“ und sammelte über Hunderttausend Euro an Investitionen. „Am Ende ist das alles eine Fantasiewelt“, sagte Wohlert über die Gründungsphase. „Man weiß nicht, was passiert, wenn man online geht.“

Ende 2015 lag die Zahl der monatlichen Besucher bei 350.000. Das Magazin schloss eine weitere Finanzierungsrunde ab und wurde auf einen Wert von vier Millionen Euro geschätzt. „Das klingt so leicht, wenn man das erzählt“, sagt Wohlert. Aber andere von ihrer Idee zu überzeugen, sei harte Arbeit gewesen. Die sich schließlich gelohnt habe.

"Wir wollen Mut machen"

Aktuell betreibt „Edition F“ auch eine Jobbörse und vermittelt Plätze in Online-Kursen, „Webinare“ genannt. Seit 2014 erstellt die Redaktion außerdem jährlich eine Liste der „25 Frauen der digitalen Zukunft“. Mittlerweile besteht das in Prenzlauer Berg ansässige Team aus 16 Frauen und Männern; das Magazin verzeichnet monatlich etwa 500.000 Besucher, hat insgesamt 850.000 Euro an Investitionen erhalten und dürfte nächstes Jahr die Schwelle überschreiten, ab der es beginnt, Gewinn zu machen. „Aber als Gründer denkt man immer, eigentlich geht noch mehr“, erzählte Wohler.

An den Reaktionen auf Behrends Artikel würde man sehen, dass auch Geschichten, die ein kleines Medium veröffentlicht, ein großes Echo erzeugen könnten. „Sie hat damit ihre Karriere gefährdet; es war sehr mutig“, sagte Wohlert. Dass Behrends den Text zuerst bei „Edition F“ veröffentlicht hat, habe die Redaktion gefreut: „Wir wollen Frauen eine Bühne geben und ihnen Mut machen, gesellschaftliche Debatten aufzugreifen und selbst zu entwickeln.“ Bei der Zusammenarbeit zwischen „Edition F“ und Jenna Behrends ist das offensichtlich gelungen. Nach dem eingangs erwähnten Zitat schreibt die Politikerin: „Ich will nicht gemocht werden. Ich will mich für mein Land engagieren.“

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