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Im Oktober kommt mit Band 499 eine Fortsetzung der Titelgeschichte des allerersten Buchs auf den Markt: „Der Kolumbusfalter“.

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Disney-Comics: Geheime Produktformel - das LTB wird 50

Malbücher, Mundart-Editionen, englische Ausgaben: Das „Lustige Taschenbuch“ trotzt der Printkrise mit Vielfalt und einer ganz speziellen Mischung.

Zu den ersten Schätzen, die heute ein junger Mensch von seinen Eltern vererbt bekommt, gehört häufig eine Sammlung der „Lustigen Taschenbücher“. Hübsch aufgereiht stehen die Schmöker dann mit ihren witzigen Panoramabildern auf dem Buchrücken im Regal – und werden, zum persönlichen Glück von Mutter und Vater, häufig sogar vom Nachwuchs gelesen. Und das gilt nicht nur für ältere Ausgaben. Die Comic-Reihe aus dem Verlagshaus Egmont Ehapa trotzt seit Jahren der Printkrise, und das in einem Segment, das in den vergangenen Jahren besonders durchgeschüttelt worden ist.

Fünf Millionen verkaufte Bücher im Jahr

Während von der „Micky Maus“ nicht einmal mehr 100 000 Exemplare verkauft werden (früher waren es eine Million), und das Heft auch aus diesem Grund inzwischen nur noch alle 14 Tage erscheint, bringt es das LTB immer noch auf fünf Millionen verkaufte Bücher im Jahr. 200 000 Nummern werden allein von der regulären, monatlich erscheinenden Ausgabe abgesetzt, bei 69 000 Abonnements.

Für Chefredakteur Peter Höpfner, der bei Egmont Ehapa sämtliche Disney-Titel betreut, ist das keine Überraschung. Für ihn ist das „Lustige Taschenbuch“ vor allem ein „haptisches Erlebnis“, das von allen Schichten und Generationen gleichermaßen gelesen und geschätzt werde. Damit das auch so bleibt, hat sich der Verlag für sein Edelprodukt breiter aufgestellt.

Entenhausen für immer. In diesen Wochen feiert das „Lustige Taschenbuch“ 50-jähriges Jubiläum.
Entenhausen für immer. In diesen Wochen feiert das „Lustige Taschenbuch“ 50-jähriges Jubiläum.

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„Wir passen uns den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden an, die gern auf ein breites Portfolio zurückgreifen. Und so haben wir neben der Hauptreihe zahlreiche Sonderserien entwickelt. Es gibt Enten- und Maus-Edition, Spezialbände zu komplexen Themen, Genre-Reihen über Fantasy bis History und die Premium-Reihe, die etwas andere Entenhausen-Comics vorrangig für Erwachsene bringt.“

Viele sehen in Mickey Maus einen Besserwisser

Nicht zu vergessen: Malbücher, Mundart-Editionen und sogar eine Ausgabe in englischer Sprache. Inzwischen ist der durchschnittliche LTB-Leser über 19 Jahre alt. Viele ältere Leser schätzen es, dass sie dank zahlreicher Nachdrucke älterer Ausgaben weiterhin in den Genuss dieser Geschichten von großen europäischen Disney-Zeichnern wie Romano Scarpa, Andrea Castellan oder Giorgio Cavazzano kommen können.

Diese vornehmlich italienischen Künstler haben das „Lustige Taschenbuch“ in der Vergangenheit stilistisch stark geprägt – mit umfangreichen Comics von meist mehr als 50 Seiten. Ihre Nachfolger führen die Tradition der abenteuerlichen Narrative mit inzwischen oft wesentlich actionreicheren Elementen fort.

Klassiker. Mit dem Lustigen Taschenbuch sind Generationen von Comiclesern sozialisiert worden.
Klassiker. Mit dem Lustigen Taschenbuch sind Generationen von Comiclesern sozialisiert worden.

© Caroline Seidel/dpa

Doch etwas hat sich trotz vieler beibehaltener Traditionen stark verändert. Die ersten hundert LTB-Ausgaben enthielten stets nur Geschichten von Micky Maus oder den Ducks. Inzwischen gibt es von der Maus, auf deren Ruhm das komplette Disney-Imperium einmal gründete, wesentlich seltener etwas zu lesen. „Micky Maus hat in eigentlich allen Ländern ein Image-Problem, zu Unrecht“, sagt Höpfner, „viele sehen in ihm einen Besserwisser, der immer alles weiß und kann. Aber gerade in unseren Geschichten wird deutlich, wie viele Facetten in Micky Maus stecken.“ Deshalb gebe es pro Band mindestens noch eine weitere Story, vor allem auch mit Sidekicks wie Goofy, Minnie Maus und dem Außerirdischen Gamma.

„Wir haben eine geheime Produktformel“

In diesen Wochen feiert das „Lustige Taschenbuch“ sein 50-jähriges Jubiläum, zugleich erscheint im November bereits die 500. Ausgabe. Dazu gibt es noch zahlreiche Sondernummern mit den gesammelten Klassikern. Im Oktober kommt mit Band 499 sogar eine Fortsetzung der Titelgeschichte des allerersten Buchs auf den Markt: „Der Kolumbusfalter“. Enthalten sein werden darin dann wie zuletzt eigentlich immer zehn oder mehr Comics.

Früher waren es weniger, dafür waren sie deutlich umfangreicher. Allerdings nicht unbedingt anspielungsreicher, wie der Disney-Chefredakteur findet. „Im LTB macht es die Mischung der verschiedenen Stile und Genres“, so Höpfner. „Wir haben eine geheime Produktformel, die garantieren soll und es meistens auch schafft, dass das Angebot wirklich für jeden etwas bereithält.“ Dazu gehören auch Anspielungen auf Filme, Sportereignisse und aktuelle gesellschaftspolitische Themen, gerne verarbeitet in Reise- oder Abenteuererzählungen.

Zu viel Aktualität soll es dann aber auch nicht sein: Sonderausgaben zum Thema „Klimawandel“ oder der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten scheinen auch in Zukunft ausgeschlossen. Parodie und Kulturkritik sind gewollt, aber sie werden lauwarm serviert. Storytelling und Präsentation richten sich nach wie vor, trotz der zahlreichen gereiften Fans, an den Bedürfnissen von jugendlichen Lesern aus.

Marc Vetter

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