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Auf Bilder und Dokumente kann von einem Homeserver jederzeit und von überall zugegriffen werden. Filme müssen jedoch im richtigen Format vorliegen. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa

Gut vernetzt: Herr der Daten

Eigene Bilder, Musik, Filme in der Familie teilen oder sogar weltweit? Homeserver können das. Im einfachsten Fall reicht ein FritzBox-Router. Ein Test.

Der Horror hat eine Farbe. Schwarz. Und plötzlich tragen wir Trauer: Der Rechner fährt nicht mehr hoch. Blau ist er manchmal auch – und wirft kryptisches Gestammel auf den Bildschirm. Die Warnung auf dem Bildschirm war in englischer Sprache verfasst und lautete: Ihr Rechner führt ab sofort die Befehle anderer aus. Ihre Daten gibt er erst wieder frei, wenn Bares auf ein Konto in Übersee fließt. Merke: Daten sind immer in Gefahr. Deshalb sollten wir sie hinterlegen an einem sicheren, zentralen Ort.

Eine Möglichkeit ist die „Cloud“. Die digitale Wolke kennen wir aus der Werbung, wo sie über dem Netz schwebt. Das ist nur so ein Bild. In Wahrheit liegen die Daten ganz real und gut gesichert auf einer grundsoliden Festplatte, in einem Rechenzentrum: auf einem abgespeckten Computer. Den nennt man Server. Einen solchen Server kann man im Rechenzentrum mieten. Wer wenig Daten hat, bestellt eben nur ein bisschen Speicherplatz auf ebendiesem Server. Die Alternative für zu Hause gibt es aber auch: den Network Attached Server oder kurz Nas. So heißen einfach zu verwaltende Dateiserver. Die gibt es sogar schon bei Discountern wie Aldi.

Dass der Homeserver Mainstream wurde, hat gute Gründe. Denn gibt es wirklich noch jemanden ohne eigene digitale Foto-, Musik- und Filmesammlung? In der WG oder im Eigenheim steht fast in jedem Zimmer ein Rechner. Ein Smartphone steckt in jeder zweiten Hosentasche. Tablets liegen auf dem Küchentisch. Da drängt sich die Frage auf: Wollen wir nicht eine gemeinsame Plattform gründen, einen Treffpunkt für unsere Daten, ähnlich der Küche für die Bewohner? Dazu ist der Homeserver da. Darauf legt man ab, was man teilen will. Und er kann sogar automatisch alle wichtigen Daten von Laptop oder Smartphone sichern und speichern. Sehr praktisch!

Mehr noch: Öffnet der Server ein Türchen ins Internet, kann man von überall aus, jederzeit, mit jedem Gerät auf die Daten zugreifen. Überall gibt es das eigene Musik- und Filmprogramm – Spotify bin ich! Und das geht auch wirklich? Wir haben es ausprobiert. Die einfachste Lösung geht so: Eine Festplatte an die weitverbreitete FritzBox! anschließen, denn die bringt eine Nas-Software ab Werk mit. Alternativ und für nur 100 Euro liefert Zyxel die NSA 325. Es ist der billigste vollwertige Nas mit gutem Leumund im Netz. Der dritte Testkandidat ist Qnaps 269 L, der Mercedes unter den Homeservern. Der reicht sogar fürs Firmennetz.

Die Bilanz vorweg: Richtig einfach und gut klappt die Verteilung von Daten sowie das Abspielen von Liedern und Videos zu Hause: Windows erkennt von selbst die Server. Abspielen geht auf Knopfdruck. Alternativ steuert man die Multimedia-Oberfläche über die IP-Adresse im Netz an, wo über grafische Darstellungen Foto-, Video- oder andere Ordner aufgelistet sind. Übersichtlich sind auch die Apps fürs Smartphone.

Vertrackter wird die Sache, wenn der Homeserver von unterwegs übers Internet gefordert ist. Mit Liedern, Dokumenten und Bildern klappte der Zugriff noch richtig gut. Aber beim Abspielen („streamen“) eines HD-Filmes im verbreiteten mkv-Format ruckelte und stockte das Bild, als der kleine Zyxel den Dienst verrichtete. Der große Qnap mochte das Format nicht einmal erkennen. Qnap verspricht Besserung beim anstehenden Update seines Betriebssystems.

Eher überrascht hat uns Folgendes: Das Anfüllen des Qnap-Servers mit eigenen Daten kann für Amateure durchaus zur Herausforderung werden. USB-Gerät anschließen und rüberziehen wie beim Laptop, das geht auf Anhieb nicht. Zunächst müssen die frei gegebenen Ordner des Homeservers auf den Arbeitsplatz befördert werden. Wer von unterwegs aus den Weiten des Netzes auf den Server zugreift, sollte das kleine Progrämmchen „Netdrive“ zur Hilfe nehmen. Vorher muss im Router ein spezieller Zugang – der Port 80 – geöffnet werden. Außerdem muss im Verwaltungsmenü der Webserver aktiviert sein und das „Webdav“-Protokoll.

Damit wären wir schon bei den Tücken der Technik, oder anders gesagt: Wer einen Homeserver für den weltweiten Zugriff nutzen will, sollte mit seiner Fritzbox oder dem Router seiner Wahl vertraut sein – und keine Angst vorm Herumprobieren haben. Hexenwerk ist das nicht, AVM, Zyxel und Qnap fächern die Verwaltung auf einer grafischen Oberfläche sauber auf. Es gibt Hilfefunktionen. Vor allem aber gibt es viele Leidensgenossen im Netz, die zuvor schon an dieselben Grenzen stießen, wie wir jetzt. Die Lösungen haben sie entweder selbst gepostet oder Experten in Herstellerforen.
Ganz ohne Freude am Basteln geht allerdings wenig.

Einfach ausgedrückt besteht die Kunst darin, die Tür zum eigenen Server nur so weit zu öffnen, dass man selbst zugreifen kann – alle anderen aber draußen bleiben. Streng genommen reicht dazu die Öffnung von einer Tür (Port 8000) im Router. Außerdem muss man im Server festlegen: den Namen der zum Datenzugriff Berechtigten, ein Passwort sowie die freigegebenen Ordner. Besondere Sorgfalt bitte bei der Auswahl des Passwortes verwenden – zu Risiken und Nebenwirkungen siehe Kasten.

Und wie schließen die Kandidaten im Test ab? Anfänger sollten sich an der Fritzbox! mit der Nas-Festplatte versuchen. Wegen der guten Anleitung. Und weil wenige Klicks ausreichen, um ein Internet-Türchen zu öffnen – und auch nicht weiter als unbedingt nötig. Komfortabel ist auch die Bedienung der 269l von Marktführer Qnap. Wenn das Software-Update tatsächlich auch das HD-Video-Streaming in (fast) allen Formaten erlaubt, gibt es nichts groß zu meckern. Wer auf den Preis schaut und etwas mehr Zeit und Muße zum Tüfteln hat, dem kann man die günstige Zyxel empfehlen. Zumal diese auch technisch in der Oberklasse mitmischt.

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