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Die erste deutschsprachige Ausgabe des französischen Satiremagazins «Charlie Hebdo» nimmt sich sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry vor.

© dpa

"Charlie Hebdo", die erste deutsche Ausgabe: „Ein Grund mehr, nach Deutschland zu kommen“

Frech, reportagig, nachdenklich: Das deutsche „Charlie Hebdo“ ist erstaunlich wenig Satiremagazin. Und hat am Ende noch ein Angebot für Flüchtlinge.

Sigmund Freud, Erich Kästner, Francois Fillon, Vladimir Nabokov, Fidel Castro, Angela Merkel, Gesine Schwan - der Anspielungen sind viele, die Bandbreite ist groß, bei der ersten deutsche Ausgabe des französischen Satire-Magazins „Charlie Hebdo“, das am Donnerstag mit 200 000 Exemplaren an den Kiosk kam. Und nein, es ist tatsächlich keine pure Übersetzung der Pariser Originalausgabe und schon gar nicht reine Satire. Das reich illustrierte Umfrage-Thema „Rabenmutti und Vaterstaat – wer lebt glücklich in Deutschland?“ über vier Seiten hätte ein deutsches Magazin kaum besser hinbekommen können.

Vier Euro für 16 Seiten, das ist natürlich ein stolzer Preis. Da wird die Idee mit getragen, gerade auch nach den verheerenden Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ vom 7. Januar 2015, über deren Langzeit-Folgen Philippe Lançon schreibt, der seit 2003 für das Heft als Kolumnist arbeitet und beim Attentat auf die Redaktion zu den schwersten Verletzten gehörte. Seitdem musste er sich zahlreiche Operationen unterziehen und verbrachte viele Monate im Krankenhaus. „Die Zeit muss wohl am 7. Januar 2015 gegen 11 Uhr stehen geblieben sein. Meine Uhr, die ich an jenem Tag, warum auch immer, nicht umgebunden hatte, schlummerte in einer Schublade, wo ich sie rund zehn Monate später wiederfinden sollte (..) Meine Armbanduhr läuft wieder, aber ich ziehe sie kaum noch an.“ Lançons Kolumne über die Folgen seiner Verletzungen, über seinen neuen Blick auf das Leben und die Welt gehören zu dem Bewegendsten auch in dieser deutschen Ausgabe.

Zwölf Merkel-Karikatutren fürs Kanzleramt

Und sonst? Eine Wuntertüte, mit frechem Edi („Garantie: Ohne Hakenkreuz, ohne Pickelhaube") der Chefredakteure Gérard Biard und Minka Schneider, die unter Pseudonym arbeitet. Knapp zwei Jahre nach dem Anschlag entsteht „Charlie“ weiter am geheimen Ort. Über das Titel-Thema Angela Merkel wurde schon berichtet. Wenn es richtig ist, dass man es sich als Politiker erst mal verdienen muss, von einem Satire-Magazin ernst genommen zu werden, dann kann sich die Kanzlerin stolz zwölf witzige Karikaturen in ihr Büro ins Kanzleramt hängen.

Dazu ernstere Themen wie Atomkraft und Klimawandel, eine Analyse zum konservativen Präsidentschaftskandidaten in Frankreich und, hinten raus, die Bitte des Herausgebers Riss um ein Abo des deutschen „Charlie Hebdo“, 26 Ausgaben für nur 99 Euro. Dazu ein Bild von Flüchtlingen mit Magazin in der Hand: „Ab jetzt erhältlich, ein Grund mehr, nach Deutschland zu kommen!“

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