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Neun von zehn Deutschen sind online, im Schnitt 149 Minuten täglich

© dpa

Update

ARD/ZDF-Onlinestudie: Neun von zehn Deutschen sind im Netz

Die Online-Nutzung in Deutschland wächst weiter. Streamingdienste wie Netflix legen stark zu, YouTube verliert.

Da zappelt was im Netz. Streaming-Plattformen wie Amazon Prime oder Netflix werden immer beliebter und haben bei den Nutzungsraten die Online-Mediatheken der klassischen Fernsehsender überholt. 23 Prozent der Gesamtbevölkerung nutzen die Video-Dienste mindestens einmal pro Woche, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Online-Studie von ARD und ZDF hervorgeht. Das sind elf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Mediatheken von ARD über RTL bis ZDF kommen auf 18 Prozent wöchentliche Nutzung.

Vor allem bei der jungen Bevölkerung erfreuen sich die Streaming-Dienste demnach großer Beliebtheit. In der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen nutzen 49 Prozent mindestens einmal pro Woche Videostreaming-Angebote und 28 Prozent die Mediatheken. Insgesamt spielten die Streaming-Angebote im Vergleich mit dem klassischen, linearen Fernsehen hinsichtlich der Nutzungsdauer jedoch eine geringe Rolle, bilanziert die Studie.

Deutschland ist "digitaler" denn je. 62,4 Millionen Personen ab 14 Jahren sind 2017 Internetnutzer, das sind 89,8 Prozent. Nach den Zahlen der ARD/ZDF-Onlinestudie bedeutet dies einen Anstieg von 4,4 Millionen Menschen oder sechs Prozentpunkte im Vergleich mit 2016. Natürlich sind nicht alle täglich online, aber 50,2 Millionen (72 Prozent) sind es.

Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt dabei 149 Minuten täglich. Männer sind demnach gut zwei Stunden online (2:05 Stunden), Frauen fast drei Stunden (2:55). Die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen verbringt der Studie zufolge mehr als viereinhalb Stunden am Tag im Netz (4:34). Bei älteren zwischen 50 und 69 Jahren beträgt die tägliche Verweildauer nur etwas mehr als anderthalb Stunden. Rund 30 Prozent nutzen das Internet mobil. Wer das tut, der ist länger online: Die tägliche Internetnutzung liegt dann bei 89 Prozent, die Nutzungsdauer bei 209 Minuten.

Die Studie splittet die Nutzung in drei Felder auf: Mediennutzung (Bewegtbild, Audio, Text) mit 45 Minuten der täglichen Internetnutzung von 149 Minuten, die Individualkommunikation (E-Mail, Messenger, WhatsApp etc.) beläuft sich auf eine Stunde, 71 Minuten werden für Shopping, Surfen, Spielen verwandt.

Hier zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Altersgruppen. Junge Onliner sind ausgeprägte Nutzer von Medieninhalten - mehr als zwei Stunden bei 14- bis 19-Jährigen -, aber auch bei anderen beiden Nutzungsfeldern liegen sie über dem Mittel. Bei den 50- bis 69-Jährigen entfallen dagegen nur elf Minuten auf Mediennutzung, das sind gut 30 Minuten weniger als in der Gesamtbevölkerung. Für die individuelle Kommunikation wie das Austauschen von SMS- oder Whatsapp-Nachrichten sind Männer und Frauen täglich gleich lang online, nämlich 59 Minuten. Auch hier gilt: Die Jungen zwischen 14 und 29 (1:42 Stunden) sind deutlich aktiver als die älteren zwischen 50 und 69 (0:40).

YouTube verliert an Fans

Sehr interessant ist das Detailergebnis, wonach die Gesamtreichweite für Online-Videos stagniert. Viele Nutzungswege, namentlich Videoportale wie YouTube, Mediatheken der Fernsehsender, aber auch Facebook können ihre Reichweite im Vergleich mit 2016 nicht steigern. In der Auswertung, die sich in der aktuellen Ausgabe der "Media Perspektiven" findet, stellt Forscher Thomas Kupferschmitt fest: "72 Prozent der Bevölkerung nutzen mindestens selten ein Bewegtbildangebot im Netz, das entspricht exakt dem Anteil, der auch 2016 erhoben wurde. Damit ist ein langjähriges Wachstum erstmals - nach einem deutlichen Anstieg in beiden Vorjahren - zum Stillstand gekommen."

Auch hier ist das Bild differenziert. Videoportale wie Youtube bleiben die meistgenutzten Plattformtypen, sie haben aber an Nutzungsfrequenz verloren. Zugelegt hat die Nutzung von live und zeitversetzt gestreamten Fernsehsendungen, stark zulegt haben die Videostreamdienste wie Netflix, Amazon Prime oder Maxdome, die binnen eines Jahres um satte 20 Prozent auf 38 Prozent wachsen konnten. Allerdings nutzen nur sechs Prozent der Befragten die Angebote täglich.

Mediatheken von ARD und ZDF liegen vorne

Unter den klassischen Mediatheken liegen diejenigen von ARD und ZDF mit  jeweils etwa 20 Prozent monatlicher und etwa zehn Prozent wöchentlicher Reichweite vorn. Die Onlineangebote der Privatsender RTL, Sat.1 und ProSieben kommen auf deutlich geringere Reichweiten und platzieren sich damit auch hinter den zusammengefassten Mediatheken der dritten Programme der ARD. Die Zuschauerzahlen für das klassische, lineare Fernsehen "liegen derzeit noch klar vorne", sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut.

Bemerkenswert im Zahlentableau ist auch, dass die Audionutzung im Internet um 13 auf 46 Prozentpunkte zulegen konnte. Das sei, heißt es einer ARD/ZDF-Mitteilung, vor allem auf die Musik-Streamingdienste wie Spotify zurückzuführen, die sich alleine um neun auf 19 Prozentpunkte steigern konnten. Gleichzeitig vermeldet auch das Radiohören online einen Zuwachs.

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