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Tom Buhrow, Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), will mit den Verlegern eine Lösung im Streit über die Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen.

© picture alliance / dpa

ARD soll sich klüger verhalten als Nordkorea: Kim Tom Buhrow

Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen keine Internetzeitungen anbieten. Der WDR fährt schon mal seinen Textanteil runter. Ein Kommentar

Mit Nordkorea ist kein Frieden, sicher aber Eindruck zu machen. Mathias Döpfner, Springer-Chef und Verlegerpräsident, hatte beim Zeitungskongress 2017 gesagt, wenn es eines Tages nur noch Staatspresse und Staatsfernsehen im Netz geben sollte, dann wäre das „eher nach dem Geschmack von Nordkorea“. Je mehr sich also der öffentlich-rechtliche Rundfunk – jährlich mit über acht Milliarden Euro beitragsfinanziert – mit Bild und Ton, vor allem aber mit Text im Internet breitmacht, desto schneller wären die privatwirtschaftlich organisierten (Print-)Medien mausetot.

ARD-Sender mixen Radiobeitrag, Fernsehbild und Text zum attraktiven Gesamtangebot auf ihren Homepages. Fallen Bild und Ton weg oder werden zugunsten des Textes in den Hintergrund gedrängt, ist der Unterschied zwischen tagesschau.de und tagesspiegel.de marginal. Um diese „Presseähnlichkeit“ öffentlich-rechtlicher Online-Angebote wird seit Jahren gestritten.

WDR will Textanteil zurückfahren

Geht es jetzt auf Friedensverhandlungen zu? WDR-Intendant Tom Buhrow hat angekündigt, den Textanteil auf Websites des WDR zurückzufahren und im Netz verstärkt auf Audio- und Videoangebote zu setzen. Wenn der Chef der größten ARD-Anstalt so handelt, werden die Chefleins der übrigen Sender folgen.

Nun ist Klugheit immer der bessere Teil der Tapferkeit. ARD, ZDF und Deutschlandradio stehen 2018 vor einer immensen Herausforderung: Sie müssen 16 Ministerpräsidenten und Landtage überzeugen, dass der monatliche Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 Euro steigen soll. Wie hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Zeitungskongress gesagt? „Bei einer Erweiterung des Online-Angebots der Öffentlich-Rechtlichen müssen wir über Begrenzungen der Textangebote der Sender reden.“ Gehen die Anstalten hier in Vorleistung, ist die Angriffsfläche verkleinert und die Chance auf ein Plus beim Rundfunkbeitrag vergrößert.

Tom Buhrow hat es als Erster erkannt: Öffentlich-rechtliche Internetzeitungen werden vom Beitragszahler nicht erwartet. Er erwartet bestes Fernsehen und besten Hörfunk. Auf dem Schirm, im Radio – und im Netz.

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