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ARD-Experte Mehmet Scholl

© SWR/Alexander Kluge

ARD-Experte: Mehmet Scholl hatte Zwist mit der ARD

Nicht geplanter Expertenwechsel in der ARD: Warum beim Confed Cup plötzlich Thomas Hitzlsperger statt Mehmet Scholl an der Seite von Matthias Opdenhövel auftauchte.

Er ist einer der beliebtesten Experten im Fernsehen, meistens gut gelaunt, mit einem flotten Spruch auf den Lippen. Dennoch - oder gerade deswegen - hat es Mehmet Scholl offenbar auf einen kleinen Streit mit der ARD ankommen lassen. Ab dem ersten Halbfinale beim kürzlich abgeschlossenen Confed Cup in Russland mussten die Zuschauer jedenfalls auf Scholl verzichten - der Experte war plötzlich nicht mehr in der ARD zu sehen.

Eine eindeutige Erklärung gab es bislang nicht. Wie die "Bild"-Zeitung nun berichtet, soll es zwischen Scholl und der ARD im Vorfeld der K.O.-Runde beim Confed-Cup am vergangenen Mittwoch so gekracht haben, dass der Experte abreiste.

Grund für den Streit: Die ARD wollte dem Bericht zufolge ausführlich über die Doping-Vorwürfe gegen Russlands Fußballer berichten, was Scholl zu dröge fand. Er habe lieber die Leistung der deutschen Nationalmannschaft und der U21 feiern wollen. Der Streit sei eskaliert. Scholl soll noch vor Sendebeginn abgereist sein.

ARD bestätigt Meinungsverschiedenheit

Anstelle von Scholl sahen die Zuschauer beim Spiel Portugal gegen Chile Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger an der Seite von Matthias Opdenhövel. Genauso wie tags darauf beim Sieg im Confed-Cup-Halbfinale von Deutschland über Mexiko.

„Ja, es gab eine Meinungsverschiedenheit", bestätigte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky gegenüber dem Tagesspiegel. "Doch Diskussionen und Auseinandersetzungen kommen in jeder Redaktion wie in den besten Familien vor. Es ist kein Thema für die Öffentlichkeit, sondern etwas, das wir intern besprechen und klären werden.“ Die Frage, ob das Thema Doping Streitgegenstand war, ließ Balkausky unbeantwortet.

Eine Aussprache zwischen Scholl und den ARD-Verantwortlichen soll es laut „Bild“ noch nicht gegeben haben.

Stellt sich die Frage, ob das nicht doch das baldige Ende von Scholls Expertenjob einläutet. Zu Beginn der Mini-WM in Russland hatte Scholl mit einer flapsigen Aussage über eine mögliche Gefängnisstrafe für Weltfußballer Cristiano Ronaldo wegen Steuerhinterziehung einen Shitstorm im Internet ausgelöst: „Vielleicht kommt Cristiano Ronaldo ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er als Miss September endet." Scholl wurde Homophobie unterstellt. Gegen Ronaldo wurde in Spanien Anklage wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung erhoben.

Scholl: "Ich freue mich auf die WM 2018"

Seit 2008 gilt Scholl, der schon als Spieler bei Bayern München mit seinen markigen Sprüchen auffiel, bei der ARD als sehr meinungsfreudiger Experte, mit einer großen Fan- und Kritiker-Basis. Der Vertrag des 46-Jährigen läuft bis zur WM 2018. Seinen Trainerjob lässt er ruhen. Scholls nächster Experten-Auftritt dürfte laut ARD-Agenda das erste Live-Spiel der DFB-Pokalhauptrunde am 14., August sein, Hansa Rostock gegen Hertha BSC.

„Es ist alles prima zwischen der ARD und mir. Ich freue mich auf die WM 2018“, sagte Scholl der "Bild"-Zeitung. Das klingt wie ein Versprechen. Angepasst geht anders. Auf jeden Fall hat Mehmet Scholl die oft heikle Experten-Diskussion um einen interessanten Punkt erweitert: Inwiefern hat sich der Experte bei einer Fußball-Übertragung mit einem Thema einverstanden zu erklären? Was hat der Sender ihm vorzuschreiben? Das Thema Doping kann die ARD ja an anderer Stelle behandeln.

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