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Trommeln bis der Arzt kommt. Die japanische Gruppe Yamato

© Chris Randle

Yamato-Trommler im Admiralspalast: Naturgewaltige Performance

Perkussion als ganz große Show. Die durchtrainierte japanische Trommelgruppe Yamato zu Gast im Admiralspalast.

Hallo, geht’s vielleicht noch ein bisschen lauter?! Na klar: Im Vergleich mit der Tourneeproduktion von 2016 legen die Yamato-Trommler bei ihrer aktuellen Show „The Challengers“ in Sachen Phonstärke noch mal deutlich eins drauf. Beim Start des Deutschland-Gastspiels der schlagfertigen Japaner im Admiralspalast ist bereits die Eröffnungsnummer ein fast 30-minütiges, virtuoses Workout für die durchtrainierte Truppe. Die Bühne wird zunächst in blaues Licht getaucht, eine Flötenmelodie kommt aus dem Off, auf der Bühne erklingen dumpfe Schläge und kehlige Rufe, als würden sich Bauern bei der Feldarbeit gegenseitig anfeuern. Dann zieht das Tempo an, die vier Musikerinnen und sechs Musiker traktieren jetzt gleichzeitig ihre Instrumente, im kraftvollen Crescendo.

Bald sind die Druckwellen, die in den Saal branden, so mächtig, dass der Kronleuchter an der Decke zu klirren beginnt – und die Lochbleche der uralten, unter den Sitzen angebrachten Klimaanlage schnarrend vibrieren.

Seit 1993 gibt es die Formation, deren Mitglieder nicht nur zusammen proben und trainieren, sondern auch in einem Haus wohnen, gemeinsam aufstehen und zu Bett gehen. Weil ihr Ziel die vollkommene Synchronität ist. Wie auf einem einzigen Herzschlag muss in den Shows alles funktionieren. Und so wirken die Yamatos in den Kollektiv-Choreografien oft wie Martial-Arts-Kämpfer, wenn sie sich mit kraftvoller Geschmeidigkeit zwischen den Instrumenten bewegen, ihre Stricks wie Waffen schwingen.

Sinnliches Trommelfeuer

Archaisch, naturgewaltig ist diese Performance. Denn dabei geht es eben nicht um coole Beats, die Rap oder Pop-Gesang begleiten. Hier stehen die Rhythmen ganz für sich alleine, als purer Puls, zwei Stunden lang. Damit das optisch nicht eintönig wird, sind jede Menge Showeffekte eingearbeitet.

Das Publikum darf mitklatschen – und meistert auch komplexere Patterns souverän –, die Frauen quälen ihre Langhalslauten wie einst Jimi Hendricks seine Gitarren, die Männer veranstalten ein lustiges Fang-den-Ton-Spiel mit den kleinen bronzenen Chappa-Zimbeln. Und die Kostüme hat diesmal der legendäre Couturier Kansai Yamamoto entworfen, regenbogenbunt, übersät mit traditionellen Ornamenten und Schriftzeichen, weite Röcke im ersten Teil, lange, ärmellose Mäntel im zweiten. Ein sinnliches Trommelfeuer für Auge und Ohr.

Admiralspalast, bis 23. Dezember

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