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Mount Rushmore. Hier haben die Amerikanern vier Präsidenten, Lincoln, Washington, Jefferson und Roosevelt, ein Denkmal gesetzt.

© dpa

Vor der US-Wahl: Ein Rückblick auf Präsidenten Amerikas

Abraham Lincoln und George Washington gelten als Helden. Doch längst nicht alle Präsidenten der USA waren Giganten der Geschichte. Einige waren auch Säufer, Frauenhelden, Schwadroneure.

Der Sieger der US-Präsidentschaftswahl am 8. November wird Mitglied in einem erlauchten Klub von bisher 44 Staatschefs, die Amerika zu dem gemacht haben, was es heute ist. Unter den Vorgängern von Hillary Clinton oder Donald Trump sind Giganten der Geschichte, die bis heute von den Amerikanern bewundert werden – aber auch einige recht schräge Vögel, die mehr wegen ihrer Trunksucht oder ihrer Affären in Erinnerung geblieben sind als wegen ihrer Staatskunst.

Über die Nummer eins unter den amerikanischen Präsidenten herrscht bei Experten und Bürgern weitgehend Einigkeit: Abraham Lincoln gilt als größter Präsident aller Zeiten, weil er das Land im Bürgerkrieg zusammenhielt, die Sklaverei abschaffte und am Ende mit seinem Leben dafür bezahlte. Lincoln wurde im April 1865 von dem Schauspieler und Sklaverei-Befürworter John Wilkes Booth erschossen. Die Nation ehrte Lincoln mit einem Mausoleum in der Nähe des Weißen Hauses in Washington.

Bis heute gilt Lincolns Talent als Redner als unerreicht. Seine Rede von Gettysburg von 1863 ist ein Meisterwerk, das in nur wenigen Minuten die Mission der Vereinigten Staaten als Land der Gleichberechtigung aller Bürger und als Demokratie „des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ beschwört. Die Ansprache ist so berühmt, dass mehrere Prominente, darunter der derzeitige Amtsinhaber Barack Obama, seine noch lebenden Vorgänger sowie die Popsängerin Taylor Swift, Regisseur Steven Spielberg und Microsoft-Gründer Bill Gates, den Redetext vor einigen Jahren nachsprachen und als Video veröffentlichen ließen.

Gründungspräsident George Washington erhält ebenfalls hohe Noten und kam im vergangenen Jahr bei einer Umfrage der „Washington Post“ unter 162 Experten auf den zweiten Platz hinter Lincoln. Franklin D. Roosevelt, der die USA durch die Depression der 30er Jahre und durch den Zweiten Weltkrieg brachte, ist in dieser Liste der erste unter den Präsidenten des 20. Jahrhunderts. Auch sein Namensvetter Theodore Roosevelt sowie Harry Truman, Dwight D. Eisenhower und Bill Clinton kommen auf der Liste der Historiker unter die Top Ten.

Wie nicht anders zu erwarten, sind besonders die Leistungen der zeitgenössischen Präsidenten sehr umstritten. Wird Obama eines Tages in einem Atemzug mit den großen Präsidenten genannt, weil er das Land aus der Finanzkrise von 2008 führte, Al-Qaida-Chef Osama bin Laden töten ließ und eine umfassende Gesundheitsreform durchsetzte? Oder wird sich der erste schwarze Präsident und Träger des Friedensnobelpreises am unteren Ende der Liste wiederfinden, weil unter ihm ein Rückzug der USA aus Weltgegenden wie dem Nahen Osten einsetzte und weil er so viele in ihn gesetzte Hoffnungen enttäuschte?

Trinker und Frauenhelden

Nicht nur bei Obama streiten sich die Gelehrten. Sein unmittelbarer Vorgänger George W. Bush muss mit dem Vorwurf leben, Amerika in einen sinnlosen Krieg im Irak gestürzt zu haben, Lyndon B. Johnson wird für das Vietnam-Desaster verantwortlich gemacht.

Für Bill Clinton spricht immerhin die lang anhaltende Phase des Wirtschaftsaufschwungs in den 90er Jahren – auch wenn Clintons außereheliche Affären einen Schatten auf seine Amtszeit werfen. Da befindet sich der Ehemann der derzeitigen Präsidentschaftskandidatin der Demokraten in guter Gesellschaft. John F. Kennedy war ein Frauenheld, der ein Verhältnis mit Marilyn Monroe hatte und sich viele andere Geliebte hielt – darunter auch, wie Clinton später, eine Praktikantin im Weißen Haus. Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der USA und hoch angesehener Autor der Unabhängigkeitserklärung, zeugte sechs Kinder mit seiner Sklavin Sally Hemings.

Andere Präsidenten machten mit ihrem Hang zu Bier, Wein und Schnaps von sich reden. Richard Nixon griff so gerne zur Flasche, dass der Verteidigungsminister James Schlesinger angeblich sein Ministerium anwies, bei ihm Rücksprache zu halten, falls Nixon einen Atomwaffeneinsatz anordnen sollte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb sich Präsident Martin van Buren mit seiner Trunksucht den Beinamen „Blue Whiskey Van“.

Die größten Versager

Ulysses S. Grant, ein gefeierter Bürgerkriegsgeneral, der von 1869 bis 1877 als Präsident amtierte, war schon 15 Jahre vor seinem Einzug ins Weiße Haus als so hemmungsloser Säufer bekannt, dass man ihn bat, den Dienst in der Armee zu quittieren. Franklin Pierce, im Amt von 1853 bis 1857, trank ebenfalls regelmäßig große Mengen und starb schließlich an Leberzirrhose. Pierces Nachfolger James Buchanan führte die Pichel-Tradition fort: Er soll kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 täglich literweise Alkohol getrunken haben.

Möglicherweise war das ein wenig zu viel, denn so wie Abraham Lincoln gemeinhin als größter Präsident gilt, so ist James Buchanan der Konsenskandidat für den Titel des größten Versagers im Präsidentenamt. Der schwerste Vorwurf gegen ihn lautet, dass er die USA mit seiner Politik in den Bürgerkrieg trieb, weil er in seinen vier Jahren im Amt nichts unternahm, um die kommende Katastrophe zu verhindern.

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