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Die isländische Musikerin Björk.

© dpa

Ungleichbehandlung im Pop: Björk prangert Sexismus an

Stars reden Klartext: Sowohl Björk als auch Madonna äußern sich derzeit explizit feministisch.

Ihr ist der Kragen geplatzt. Zu Recht und nicht zum ersten Mal. Vielleicht wacht ja diesmal jemand auf. Björk hat in einem langen Facebook-Post die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Popbranche angeprangert.

Mit dem Text reagiert sie auf die Kritik, sie habe während ihrer DJ-Auftritte bei einem Festival in Texas nicht performt, sondern sich hinter ihren Tischen versteckt –anders als ihre männlichen Kollegen. „Ich denke, das ist Sexismus“, schreibt die isländische Musikerin, die seit etwa einem Jahr auch als DJ auftritt.

Die 51-Jährige weist darauf hin, dass das Bild musizierender Frauen immer noch sehr eng gefasst ist. „Frauen ist es erlaubt Singer/Songwriterinnen zu sein, die über ihre Geliebten singen.“ Doch sobald sie sich anderen Themen zuwenden, fehlt den Journalisten etwas. „Als sei unsere einzige Sprache eine emotionale.“

Frauen werden anders wahrgenommen als Männer

Genau diese Sprache hatte Björk – nach einer Reihe sehr ambitionierter experimenteller Werke – Anfang letzten Jahres auf ihrem Album „Vulnicura“ benutzt, mit dem sie den Schmerz über die Trennung von dem Künstler Matthew Barney zum Ausdruck brachte. Wohl auch, weil sie sich nicht auf das Thema reduzieren lassen wollte, äußerte sie sich in einem Interview mit dem Internet-Portal „Pitchfork“ kritisch über die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern im Musikgeschäft.

Als Beispiel wählte sie Kanye West und sein „Yeezus“-Album: „Die damals führenden Beat-Produzenten der Welt arbeiten für ihn. Häufig war er gar nicht anwesend. Doch niemand würde seinen Autorenschaft auch nur eine Sekunde in Frage stellen.“ Bei ihrem eigenen Album „Vespertine“ habe sie 80 Prozent der Beats programmiert. Doch hinterher sei vor allem das (männliche) Duo Matmos für die Produktion gefeiert worden. Dabei bestand sein Beitrag lediglich aus einigen zusätzlichen Percussionspuren.

Madonna spricht über Schmähungen und Misogynie

Wie in vielen Berufen wird Frauen auch in der Popmusik oft weniger zugetraut – Superstars eingeschlossen. Inzwischen wehren sie sich: Auch Madonna meldete sich kürzlich auf kämpferische Weise zu Wort. Zu Beginn ihrer Rede, mit der sie sich für den „Woman of the Year“-Award des „Billboard Magazine“ bedankte, verwies sie auf den „krassen Sexismus, die Misogynie, das konstante Mobbing und die schonunglosen Schmähungen“, die sie in ihrer 34-jährigen Karriere erlebt hat.

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David Bowie sei ihre große Inspiration gewesen, sagte die New Yorkerin. „Er gab mir das Gefühl, dass es keine Regeln gibt. Doch ich habe mich geirrt. Es gibt keine Regeln – wenn du ein Junge bist. Wenn du ein Mädchen bist, muss du das Spiel mitspielen“. Dieses Spiel bestünde für Frauen darin, hübsch, süß und sexy zu sein, aber niemals schlau oder meinungsstark. Dass Frauen und Männer nicht dieselbe Freiheit genießen, sei ihr erstmals richtig bewusst geworden, als Prince Anfang der Neunziger für seine sexy Outfits bewundernde Kommentare bekam, sie selbst aber für ihr „Erotica“-Album und das „Sex“-Buch verdammt wurde.

Viel hat sich an diesem Doppelstandard im Pop bis heute nicht geändert. Gut, dass die großen Diven sich jetzt explizit äußern und ihre jüngeren Kolleginnen stärken. Madonnas Rat ist einfach: „Sucht nach starken Frauen, freundet euch mit ihnen an, tut euch zusammen, lernt von ihnen, arbeitet mit ihnen, lasst euch inspiereren, unterstützen und erleuchten.“

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