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Bei archäologischen Grabungen wurden an der schwäbischen Alb die ersten Spuren von Kunst und Musik der Menschheit gefunden, weshalb die Eiszeithöhlen jetzt Unesco-Weltkulturerbe sind.

© Stefan Puchner/dpa

Unesco-Komitee: Eiszeithöhlen und Bauhausstätten sind Weltkulturerbe

Neues Welterbe für Deutschland: Das Unesco-Komitee nimmt die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst und weitere Bauhausstätten in die Liste auf.

Die Unesco hat die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst in Baden-Württemberg neu in die begehrte Welterbeliste aufgenommen. Außerdem gaben die Experten bei ihrer Tagung am Sonntag in Krakau einem Erweiterungsantrag des Welterbes Bauhaus um Stätten in Dessau-Roßlau und Bernau statt. Für eine deutsche Nominierung klappte es in diesem Jahr allerdings nicht: Naumburg muss seinen Antrag zur Kathedrale und zur hochmittelalterlichen Kulturlandschaft an Saale und Unstrut abermals nachbessern.

Bereits 2015 hatte das Unesco-Komitee die Naumburger um Überarbeitung gebeten. Deutschland hat damit insgesamt 42. Welterbestätten. Im vergangenen Jahr waren zwei Häuser der Stuttgarter Weissenhofsiedlung von Le Corbusier zum Kulturerbe erklärt worden.

Die in diesem Jahr neu aufgenommenen sechs Höhlen der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb zeugen laut Unesco von einer der frühesten figurativen Kunst weltweit und liefern wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Kunst. In Krakau dankten Staatsministerin Maria Böhmer und Claus Wolf vom Landesamt für Denkmalpflege dem Unesco-Komitee für die Auszeichnung.

Höhlen sind wichtiges Ausgrabungsgebiet für Archäologen

Große Freude auch vor Ort in Baden-Württemberg: „Die einzigartigen Fundstätten auf der Schwäbischen Alb zeigen, dass die Wiege der Kunst und der Musik im Ach- und Lonetal zu finden ist“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). „Die Auszeichnung ist eine große Ehre und zugleich Verpflichtung für Baden-Württemberg, dieses kulturelle Erbe der Menschheit zu erhalten und sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen.“

Die Höhlen rund um Blaubeuren gelten als eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete für Archäologen. Unter anderem fanden Forscher dort die älteste bekannte Menschenfigur der Welt, die 40 000 Jahre alte „Venus vom Hohle Fels“. Seit den 1860er Jahren gibt es in den Höhlen Ausgrabungen, sie brachten zahlreiche bis zu 43 000 Jahre alte figürliche Darstellungen zutage, darunter Mammuts, Höhlenlöwen, Pferde und Musikinstrumente, aber auch Frauenkörper und Darstellungen von Mischwesen aus Mensch und Tier.

Die Fundstücke gehören zu den ältesten Zeugnissen für eine bewusste künstlerische Betätigung des frühen Menschen. Die wichtigsten Funde aus dem Bereich der Schwäbischen Alb können in Museen in Ulm, Tübingen und Blaubeuren besichtigt werden. Das Welterbe-Komitee tagt noch bis zum 12. Juli in Krakau und entscheidet insgesamt über die Aufnahme von mehr als 30 neuen Stätten aus aller Welt.

Naumburger Dom verpasste den Welterbe-Titel

Die Unesco erklärte unter anderem die Altstadt von Hebron im Westjordanland zum palästinensischen Weltkulturerbe und sorgte damit in Israel für großen Zorn. Freude gab es für Angola und Eritrea, die für die Altstadt von M'banza Kongo und die modernistische Stadt Asmara jeweils ihren ersten Unesco-Titel bekamen. Das Komitee erweiterte außerdem die Straßburger Welterbestätte von der Grande-Île zur Neustadt um ein Planviertel, das unter deutscher Verwaltung (1871-1918) angelegt wurde.

Für den Erweiterungsantrag Bauhaus - die zweite deutsche Nominierung - gab es ebenfalls grünes Licht. Zu dem bereits bestehenden Welterbe-Eintrag kamen nun die Laubenganghäuser in Dessau-Roßlau und die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB in Bernau bei Berlin dazu. Bisher umfasste die Stätte Ensembles und Denkmäler in Weimar und Dessau, die unter der Leitung des ersten Bauhaus-Direktors Walter Gropius gebaut wurden sowie den Gründungsort der Schule in Weimar.

Der Naumburger Dom verpasste den Welterbe-Titel der Unesco auch im zweiten Anlauf und muss an seinem Antrag weiter feilen. Dafür gab das Komitee den Naumburgern drei Jahre Zeit und empfahl, die nachgebesserte Version allein auf Dom zu beschränken, der vor allem wegen seiner Stifterfiguren bekannt ist. Die Nominierung war bereits zum zweiten Mal vom Komitee diskutiert worden. Vor zwei Jahren hatte die Unesco das Dokument zur kompletten Überarbeitung und erneuten Einreichung zurückgegeben. (dpa)

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