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Blick auf die drei Museen in Dahlem.

© SMB / Achim Kleuker

Umzug ins Humboldt-Forum: Dahlem kann einpacken

Abschied auf Raten: Die Sammlungen von zwei der drei Staatlichen Museen in Dahlem müssen bis 2018 im Humboldt-Forum sein. Im Januar beginnt der große Umzug.

Die Boote sind das Schwierigste. An Ort und Stelle in Dahlem müssen sie zerlegt, gelagert, untersucht und restauriert werden, eine langwierige und komplizierte Prozedur. 2018 müssen sie im Humboldt-Forum sein, dann können dort die Mauern geschlossen werden. Die Seefahrerei passt durch keine Tür, kein Tor.
Und so schließt die Südsee im Ethnologischen Museum am Abend des 10. Januar 2016. Dahlem als Ort der Weltschau und globalen Erfahrung nimmt Abschied auf Raten. Die Zukunft liegt in Mitte, im Neubau des Stadtschlosses. Dessen Innenleben wird als Humboldt- Forum zum außereuropäischen Gegenstück der Museumsinsel. Geplante Eröffnung: September 2019.

Für die chinesische Kizil-Höhle müssen Wände aufgebrochen werden

Das sind im Maßstab eines Großmuseums, das nach Jahrzehnten umgesiedelt und neu organisiert wird, sehr kurze Zeitspannen. Und wenn die Traumschiffe von den pazifischen Inseln Umzugsprobleme schaffen, dann gilt das ebenso für die chinesische Kizil-Höhle mit ihren reichlich tausend Jahre alten Wandmalereien im Museum für Asiatische Kunst. Um das mächtige Objekt auf den Weg ins Humboldt-Forum zu bringen, werden in Dahlem Innen- und Außenwände aufgebrochen. Auch hier ist der 10. Januar der Stichtag. Im Museum für Asiatische Kunst wird an diesem Tag das Erdgeschoss geschlossen, also auch die indische Abteilung. Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, drückt es so aus: „Die Umzugsvorbereitungen laufen schon längst. Aber jetzt wird es für das Publikum sichtbar.“ Auch in der Mesoamerika-Halle: Der vordere Teil mit den hohen Stelen aus Guatemala bleibt 2016 noch offen für Besucher, im hinteren Drittel beginnen auch für diesen Teil der Welt, der Alexander von Humboldt besonders am Herzen lag, die Reisevorbereitungen. Sichten, sortieren, reinigen, packen. Insgesamt 17 500 Stücke in Dahlem. Ein jedes wird von den Kuratoren, Restauratoren und Depotverwaltern in die Hand genommen. Und später im Humboldt-Forum wieder ausgepackt und vorbereitet für die neue Präsentation. Dafür wird viel Geld gebraucht, etliche Arbeitsplätze für Spezialisten werden geschaffen. Man rechnet in den kommenden vier Jahren mit 32 Millionen Euro umzugsbedingte Kosten.

Ab 2017 sollen das Museum für Asiatische Kunst und das Ethnologische Museum komplett geschlossen werden. 2016 sind also noch Teile der Sammlungen in Dahlem zu sehen, vor allem die Afrika-Ausstellung mit den Bronzen aus Benin, die „Welten der Muslime“ und die ostasiatische Kunstsammlung im ersten Stock. Das Museum Europäischer Kulturen bleibt in Dahlem. Eines Tages soll es auch einmal umziehen, zum Kulturforum. Betroffen ist es vom Umzug aber schon: wenn die Besucher wegbleiben, weil es im ohnehin nicht überlaufenen Dahlem nicht mehr so viel zu sehen gibt. Die finanziellen Belastungen der Preußenstiftung mit all den Baustellen sind enorm. Der Ausbau der zentralen Depots in Friedrichshagen muss warten. Auch das ist ein Problem in Dahlem: Die Depots haben Schädlingsbefall, deshalb sollen die Objekte in ihren Ausstellungshallen für den Umzug fertig gemacht und nicht mit kontaminierten Stücken gemischt werden. Knabbern gehört zum Handwerk: Wenn ein Museum umzieht, ist das kein musealer, sondern ein höchst lebendiger Vorgang.

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