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Als er noch Pressekonferenzen gab. Nacho Duato, 2013 beim Amtsamtritt im Roten Rathaus fotografiert.

© Rainer Jensen/dpa

Staatsballett Berlin: Das Schweigen des Herrn Duato

Wie das Staatsballett Berlin seine Pläne für die neue Spielzeit mitteilt.

Von Sandra Luzina

Das Verhältnis von Nacho Duato zur Berliner Presse war von Beginn an angespannt. Eine Vision für das Staatsballett Berlin hatte er ja nie. Die meisten Kritiker halten den Spanier, der seit der Spielzeit 2014/15 Intendant der größten deutschen Ballettcompagnie ist, für eine ärgerliche Fehlbesetzung. Manche nennen ihn sogar spöttisch ein „Phantom“, das nicht sichtbar wird, aber kassiert. Immerhin lud Duato früher zu Pressegesprächen ein, um seine Pläne zu verkünden – dabei gelang es ihm freilich nicht, seine Konzeptionslosigkeit zu verbergen. Nun ist offenbar Schluss mit dem freudlosen Einander-Nicht-Verstehen.

Die Pläne für die Spielzeit 2016/2017 hat das Staatsballett kommentarlos per Mail verschickt. Ein einmaliger Vorgang. Und gewiss nicht einfach eine Kommunikationspanne. Duato stellt sich nicht mehr den kritischen Fragen, und macht auch gar nicht den Versuch, für kommende Projekte zu begeistern.

Die Premieren prunken mit großen Namen

Doch die angekündigten Premieren lassen aufhorchen. Bislang hatte es den Anschein, als wolle der Intendant das Staatsballett in ein Nacho-Duato-Museum verwandeln und nur seine alten Choreografien aufwärmen. Nun lockt das Ballett mit großen Namen. Französisches Raffinement verspricht der Doppelabend „Maillot | Millepied“, der am 22. Januar 2017 Premiere hat. Neben dem anmutigen „Daphnis et Chloé“ (2014) von Benjamin Millepied wird das schon etwas ältere „Altro Canto“ von Jean-Christophe Maillot zu sehen sein. Für den 21. April 2017 ist eine Neukreation Duatos angekündigt, die mit dem Frauen-Sextett „The Art of Not Looking Back“ von Hofesh Shechter aus dem Jahr 2009 kombiniert wird. Für Abwechslung ist also gesorgt.

Fragt sich nur, was Duato geritten hat, dass er noch in diesem Oktober einen neuen „Nussknacker“ choreografieren will. Der „Nussknacker“ von Medvedev /Burlaka, eine Restaurierung des verlorenen Originals, ist gerade mal drei Jahre alt und immer ausverkauft. 1,5 Millionen Euro Ausstattungsgelder werden so einfach in den Sand gesetzt. Will man sich diese verschwenderischen Ballettfürsten noch leisten?

Mit Spannung wird das Gastspiel des „Balletts am Rhein“ mit der Mahler-Choreografie „7“ erwartet. Der Choreograf Martin Schläpfer war Wunschkandidat für den Berliner Posten. Nun feiert er in Düsseldorf und Duisburg Triumphe, während das Berliner Ballett in der Bedeutungslosigkeit versinkt.

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