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Newcomer. Krist Gruijthuijsen ist seit Juli Direktor der Kunst-Werke.

©  Mike Wolff

Relaunch bei den Kunst-Werken: Feuerwerk der Ideen

Die Kunst-Werke in Mitte hatten zuletzt an Bedeutung verloren. Mit dem neuen Chef Krist Gruijthuijsen wollen sie sich neu erfinden.

Fast scheint es die Ruhe vor dem Sturm. Gegenwärtig haben die Kunst-Werke (KW), Berlins Zugpferd für Zeitgenössisches, wegen Sanierung geschlossen, um ab Januar wieder strahlend zu eröffnen. Dann allerdings nicht nur frisch gestrichen und mit einem an die Längsseite des Hinterhofs verlegten Eingang, sondern mit neuem Programm, neuer Corporate Identity, verändertem Design und vor allem ausgetauschtem Team. Der seit Juli amtierende Direktor Krist Gruijthuijsen stellte jetzt sein Konzept vor. Es gleicht einem Feuerwerk. So gut wie jede Woche passiert künftig etwas in der Auguststraße, eröffnet in der ehemaligen Margarinefabrik eine andere Ausstellung, wird ein Vortrag gehalten, zur Performance oder Präsentation eines Werks geladen. So werden etwa Willem de Rooij, Andrea Büttner, Hiwa K, Hanne Lippard und die Trisha Brown Dance Company erwartet.

Zum silbernen Jubiläum, im November wird 25-jähriges Bestehen gefeiert, erfindet sich Berlins einst wichtigste Institution für aktuelle Kunst neu und kehrt zugleich an ihre Wurzeln zurück. Hier begann der Boom Berlins als Kunststadt, logierten in den Neunzigern wichtige Künstler, starteten internationale Karrieren. Der niederländische Newcomer Gruijthuijsen begann einst selbst als Künstler, bis vor zehn Jahren stellte er noch aus. Aus Produzentensicht entwickelt er deshalb auch sein Programm. Nicht nur für seine neue Wirkungsstätte könnte sich das als heilsam erweisen, nachdem die Kunst-Werke zunehmend an Bedeutung verloren haben, auch für Berlin, dessen Image als Künstlerstadt stark gelitten hat, seit Ateliers immer teurer oder gleich von Investoren übernommen werden.

Ein Tor in hellblau und schwarz

Ermöglicht wird der Relaunch der Kunst-Werke durch eine veränderte Leitungsstruktur. Gabriele Horn, bislang Direktorin, widmet sich fortan allein der Berlin-Biennale, die sich ebenfalls unter dem Dach der Institution befindet. Gruijthuijsen tritt nicht nur die Nachfolge der bisherigen Chefkuratorin Ellen Blumenstein an, sondern übernimmt auch Horns Posten und gewinnt damit weitreichende Möglichkeiten. So hat er ein kuratorisches Team um sich geschart, das die Ausstellungen betreut, um den Auftritt des Hauses kümmert er sich selbst. Für den Besucher wird die Veränderung gleich im Entree sichtbar. Das Eingangstor fasst der Belgier Philippe Van Snick farblich in eine hellblaue und schwarze Hälfte für den Tag und die Nacht – ein passendes Emblem, denn dahinter soll permanent Betrieb herrschen.

Gruijthuijsen will vor allem ein guter Gastgeber sein, die Besucher sollen sich wohlfühlen und bleiben, ob im Hofgarten von Atelier Le Balto, der 2017 erweitert wird, im gläsernen Pavillon des Café Bravo oder in der legendären Pogo Bar im Kellergeschoss, die wiedereröffnet und von wechselnden Künstlern immer donnerstags betrieben werden soll. Sogar einen Künstlerball gibt es künftig. Den Anfang des prallen Programms macht der New Yorker Künstler Ian Wilson, dessen Werk nur noch in Form von Gesprächen besteht, von denen als einziges ein signiertes Dokument zurückbleibt. Für Gruijthuijsen verkörpert er das Ideal. Mag sein, dass irgendwann der erste Buchstabe im Kürzel KW für Kommunikation steht.

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