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Virtuelle Verführung. Valene Kane in „Profile“ von Timur Bekmambetov.

© Bazelevs

„Profile“ im Panorama: Undercover im IS

In dem Panorama-Film „Profile“ blickt der Zuschauer gemeinsam mit der Protagonistin durchgehend auf den Monitor ihres Laptops.

So schnell kann's gehen: Kaum hatte die französische Journalistin Anna Erelle in einem eigens eingerichteten Facebook-Profil ein IS-Propagandavideo geteilt, wurde sie schon von Abu Bilel al-Faransi angechattet, der rechten Hand von Terrorchef Abu Bakr al-Baghdadi. Getarnt als Islamkonvertitin wollte sie herausfinden, wie junge Europäerinnen für den Dschihad nach Syrien gelockt werden, und ließ sich wochenlang von al-Faransi umgarnen. Seit Erelle ihre Recherchen unter dem Titel „Undercover-Dschihadistin“ veröffentlicht hat, lebt sie unter Polizeischutz.

In Timur Bekmambetovs Thriller „Profile“ ist der Terrorist kein algerischstämmiger Franzose, sondern ein Brite mit pakistanischen Wurzeln, der sich Abu Bilel al-Britani nennt. In Bezug auf ihn bleibt der Film eng an der Realität. Das meiste, was al-Britani (Shazad Latif) sagt, ist wörtlich Erelles Reportage entnommen. Dieser fast dokumentarische Kern wird um fiktionale Nebenfiguren angereichert, große Freiheiten nimmt sich „Profile“ aber vor allem in der Figur der Investigativjournalistin, die hier Amy (Valene Kane) heißt. Ihr geht die professionelle Distanz im Laufe der Recherche so weit verloren, dass irgendwann unklar ist, wer hier auf wessen Manipulation hereinfällt.

Packende innere Konflikte

Solche nicht immer plausiblen Handlungsvolten sind verzeihlich, weil sich der Film an anderer Stelle einer strengen Beschränkung unterwirft: Das Geschehen spielt sich nur auf dem Monitor von Amys Laptop ab. Neben den Skype-Gesprächen mit Abu Bilel sammelt Amy im Internet Informationen, chattet mit ihrem Freund, macht sich Notizen, arbeitet mit einem Videoschnittprogramm. Der permanente mehrfache Split-Screen ist gewöhnungsbedürftig, aber wie die Geschichte mit diesen Mitteln auf stets neue Weise vorangetrieben wird und selbst für äußerliche Eingriffe wie Zeitsprünge und Filmmusik noch elegante Lösungen gefunden werden, ist eindrucksvoll und mitreißend.

Interessant ist auch, dass aus dieser mittelbaren Erzählweise keine größere Distanz zur Protagonistin resultiert, im Gegenteil: Der Zuschauer teilt nicht nur durchgehend Amys Perspektive auf den Bildschirm, sondern blickt dadurch bisweilen direkt in sie hinein, etwa wenn Amy in einem Moment emotionaler Überwältigung einen potenziell lebensgefährlichen Satz ins Chat-Fenster tippt, ihn ein-, zweimal umformuliert und schließlich löscht. Packender kann ein innerer Konflikt filmisch kaum umgesetzt werden.

18.2., 9.30 Uhr (Cinemaxx 7), 19.2., 14.30 Uhr (Cubix 9), Do 22.2., 20 Uhr (International), 25.2., 19 Uhr (Zoo Palast 1)

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