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Martin Böttcher, Berliner DJ und Musikjournalist.

© promo

Was der DJ empfiehlt: Pop-Tipps: James Holden, Applescal, Cocoon Compilation

Der Berliner DJ und Musikjournalist Martin Böttcher empfiehlt, was er selbst zurzeit am liebsten hört.

James Holden: DJ-Kicks
Die DJ-Kicks-Reihe des Berliner Labels !K7! ist nicht irgendeine Mix-Reihe, sondern sie ist definitiv eine der besten, die die elektronische Musik so zu bieten hat. Was daran liegt, dass sich die DJs, die dort mal "kicksen" dürfen, extrem viel Mühe geben. Alle
packen noch einen exklusiven, nur für diesen Mix gemachten Track hinein. Und dann ist DJ-Kicks auch noch eine Reihe, die sich rar macht: In 15 Jahren hat man gerade erst knapp über 30 DJ-Kicks veröffentlicht. Was den des englischen Produzent James Holden angeht:
Schöner und überraschender ist kaum vorstellbar! Es blubbert und fiepst und wummert und zirpt. Ein Mix, den man sich nicht schnell mal aus dem Bauch heraus überlegt. Sondern einer, der großes Musikverständnis mit Liebe zum ungewöhnlichen, aber nicht
unangenehmen Sound paart. Und für diesen perfekten Mix verzeiht man James Holden auch den kindischen Seitenscheitel, der ihn auf dem Coverfoto nur wenig ziert.

Applescal - A Mishmash of Changing Moods

Applescal heißt natürlich nicht Applescal. Sondern Pascal Terstappen, ein Niederländer. Pascal Terstappen ist Anfang 20, hat aber schon sein halbes Leben Musik produziert, "A Mishmash of Changing Moods" ist sein zweites Album. Und wenn man mal sehen (oder hören oder fühlen) möchte, was Musik-Programme für den Computer anrichten können, wenn sie nur früh genug auf die richtigen Leute losgelassen werden, dann ist dieses Album die passende Gelegenheit: Melancholisch, heftig, kompliziert. Vor allem beim Eröffnungsstück "The Curle in Me" scheint den jungen Mann aus Amsterdam ein Mozart-Goes-Techno-mäßiger Geistesblitz durchfahren zu haben.

Cocoon Compilation "J"

Cocoon Compilation, die zehnte. Bzw. Nummer "J", denn so wird im Hause Cocoon, dem Plattenlabel von DJ-Urgestein Sven Väth, gezählt. Als wäre man in der Schule, lernt man hier gleich drei wichtige Dinge fürs Technoleben: 1. Es ist möglich, Compilations zusammenzustellen, die auf langweilige Stücke komplett verzichten. 2. Wer auch immer dort in Frankfurt das Sagen hat, hat Geschmack. 3. Musik muss man manchmal laut hören. Aber das finden Nachbarn nicht immer genauso gut wie man selbst.

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