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Konzertkritik: Lässig, mühelos, locker: Status Quo in der Max-Schmeling-Halle

Drei Akkorde in zwölf Takten, seit vierzig Jahren. Status Quo sind in Würde gealtert und rocken immer noch vergnügt über die Bühne.

Die amerikanische Band Kansas, die in den 70ern einigen Ruhm einheimste, ist heute in der Max-Schmeling-Halle nur noch Vorgruppe. Gute Musiker mit mäßiger Musik. Ihre pompöse Bombastelei aus Art Rock, Hard Rock, Deep Purple, Pseudo-Klassik-Kitsch und dem Hit "Dust In The Wind" wirkt heute wie Staub im Wind von gestern, den die Punk-Revolte weggeweht hat. Ganz anders die Engländer Status Quo. Drei Akkorde in zwölf Takten, seit vierzig Jahren. "Take my hand, together we can rock 'n' roll!" Und wie sie rocken! Lässig, mühelos, locker. "The Wanderer" von Dion DiMucci, sowie ihre eigenen Songs, hintereinander weggejagt.

Zwölf Takte, drei Akkorde, Shuffle-Rhythmus in unterschiedlichen Varianten, verschiedenen Tempi. Vorwiegend in Wahnsinnsgeschwindigkeit semmeln die beiden Altvorderen Rick Parfitt und Francis Rossi in ihre Telecaster-Gitarren. Tanzen über die Bühne in einem lustigen Ballet, hintereinander, voreinander, nebeneinander, umeinander. Mit einem jüngeren Bassisten, oder zu viert, wenn der Organist sich zwischendrin mit einer weiteren Telecaster in die Gitarrenwand einfügt. Schwarze Hosenbeine wippen, weiße Turnschuhe tippen, hintereinander flippen sie fröhlich über die Bühne. Und bringen alles exakt und messerscharf auf den Punkt. Vor- und Rückzieher, Auf- und Abschlag.

Drei Akkorde, zwölf Takte, alles Boogie. Immer wieder schön und vergnüglich. Wie ein rockender John Cleese zuckt der lange, dünne Rossi zu schaukelnden Riffs und Soli, die er und Parfitt sich hin- und herwerfen. Ihr Humor hat viel von der britischen Komikertruppe Monty Python. "In Search Of The 4th Chord" hieß das letzte Album. Rossi gibt den Standup Comedian und singt rasante Duette mit dem blonden Parfitt, wie eine Punk-Version der Everly Brothers. Drei Akkorde, zwölf Takte. Doch dann - welche Überraschung - spielen sie "Pictures Of Matchstick Men", den verdreht schwirrenden Hit von 1967, als sie noch eine psychedelische Beat-Band waren, "Ice In The Sun" von 1968. Bevor sie wieder loskrachen: Drei Akkorde, zwölf Takte, hundert Minuten. "Rockin' All Over The World". Und zum Schluss "Junior's Wailing", als Reminiszenz an die leider längst vergessenen "Steamhammer". Parfitt und Rossi sind inzwischen über 60, in Würde gealtert und richtig cool.

H.P. Daniels

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