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Plakate für das "Pop-Kultur"-Festival - nun boykottieren arabische Band das Festival

© promo

Update

"Pop-Kultur" ohne arabische Bands: Klaus Lederer findet Festival-Boykott "widerlich"

Weil die israelische Botschaft als Partner dabei ist, sagen Bands aus Syrien, Ägypten und Tunesien für das Berliner Festival "Pop-Kultur" ab.

Das Berliner Pop-Kultur-Festival, das am 23. August in der Kulturbrauerei startet, erlebt im Vorfeld einen politischen Skandal. Vier arabische Acts haben ihre Teilnahme abgesagt und damit auf einen Boykott-Aufruf des dreitägigen Events reagiert. Als Begründung wird die Tatsache angegeben, dass die israelische Botschaft Reisekosten von israelischen Musikern bezuschusst. Nach der Absage des syrischen Rappers Abu Hajar, der tunesischen Sängerin Emel Mathlouthi, des syrischen DJs Hello Psychaleppo und der ägyptischen Gruppe Islam Chipsy & EEK steht das Festival mit mehr als 70 Veranstaltungen nun gänzlich ohne Bands aus dem arabischen Raum da.

Das Festival selbst äußerte sich zunächst bedauernd und erstaunlich zurückhaltend. Gegenüber dem Tagesspiegel hieß es, man wolle sich für eine längere Stellungnahme erst intern absprechen. Auf der Pop-Kultur- Website findet sich ein kurzes Statement, darin wird betont, dass Partner und Geldgeber keinerlei Einfluss auf die Ausgestaltung des Festivals haben.

Kultursenator Klaus Lederer äußerte sich zu der Absage in unmissverständlichen Worten: Er sei maßlos enttäuscht, wenn „Boykottaufrufe, Unwahrheiten und – anders kann ich es nicht nennen – Hass die Vorbereitungen auf das Festival beeinträchtigen“. Er habe gedacht, „wir seien weiter – wären klüger“. Das Ganze zudem „kampagnenhaft aufzublasen“, zum Boykott aufzurufen und mit Fake-News über eine angebliche Kofinanzierung des Festivals durch den Staat Israel zu operieren, sei widerlich. Das Festival wird weitgehend vom Bund, der EU und der Senatsverwaltung finanziert.

Anti-israelische Kampagne BDS für Boykottaufruf verantwortlich

Den Stein zum Rollen brachte der Rapper Abu Hajar, der letzte Woche in einem Statement der „kolonialen Regierung Israels“ vorwarf, ihre „anti-arabischen, anti-muslimischen und anti-schwarzen“ Ansichten durch ihre Festivalbeteiligung „weißzuwaschen“. Die 2005 gegründete internationale Kampagne BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) übernahm den Boykottaufruf. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, Israel politisch, wirtschaftlich und kulturell zu isolieren. Sie appellierte an andere Festivalteilnehmer, ebenfalls nicht nach Berlin zu kommen.

In die Schlagzeilen war BDS zuletzt im Juni geraten, als Mitglieder der Initiative eine Veranstaltung der Humboldt-Universität störten, an der eine 82-jährige Holocaust-Überlebende teilnahm. Die israelische Knesset-Abgeordnete Aliza Lavie äußerte gegenüber der „Jerusalem Post“, es habe von den Aktivisten Rufe wie „Das Blut des Gazastreifens klebt auf euren Händen“ gegeben.

Die israelische Botschaft finanziert ausschließlich eine Festivalreise der 26-jährigen Musikerin Riff Cohen. Die in Tel Aviv lebende Künstlerin ist algerisch-tunesisch-französischer Abstammung. Die Botschaft erklärte zu dem Vorfall, der Boykott schade „zuallererst und vor allem der Berliner Kulturszene“. Man setze sich für Kooperationen und Dialog ein, „etwas, das die Befürworter dieses Boykotts nicht anstreben“.

Diskurs und Dialog als einziger Weg

Update: Inzwischen hat das Festival ein längeres Statement zum Boykott veröffentlicht. Darin heißt es, dass auf die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen per Mail oder Social Media Druck seitens der internationalen BDS-Kampagne ausgeübt worden sei, das Festival zu boykottieren. Die Kampagne behaupte, das Festival sei  „co-organisiert“ oder „co-finanziert“ vom Israelischen Staat, was das Festival als unwahr abweist.

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„Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, Netzwerke zu bauen, über Grenzen hinweg, auch wenn wir verschiedener Meinung sind“, schließt das Festival sein Statement ab.

Ken Münster

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