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Amsterdam, Graz, Berlin. Im Sommer startet Krist Gruijthuijsen in Mitte.

©  Mike Wolff

Neuer Chef für die Kunst-Werke: Zuhause mit der Kunst

Der Niederländer Krist Gruijthuijsen kommt im Sommer als neuer Direktor in die Auguststraße: dorthin, wo der Boom Berlins als Kunststadt begann.

Wer dieser Tage „Secret Surface“, die letzte Ausstellung von Ellen Blumenstein in den Kunst-Werken besucht, der kann dem Neuen begegnen: einem Lockenkopf mit hellen Augen, smart, offen, zugetan. Wenn es im Gespräch allerdings wichtig wird, wechselt der gebürtige Holländer lieber ins Englische. Ein-, zweimal im Monat kommt Krist Gruijthuijsen vorbei, um seine künftige Wirkungsstätte kennen zu lernen, die nächste Phase am Institute for Contemporary Art einzuleiten.

Mit dem 35-Jährigen, der bis zum Sommer noch den Grazer Kunstverein leitet, außerdem am Sandberg Instituut in Amsterdam unterrichtet, soll das Ausstellungshaus eine stärker internationale Wirkung entfalten, zugleich neu strukturiert werden. Gruijthuijsen kommt am 4. Juli nicht nur als Nachfolger für die seit vier Jahren amtierende Chefkuratorin Ellen Blumenstein. Er übernimmt auch den Posten von Direktorin Gabriele Horn, die sich künftig ausschließlich um die Berlin-Biennale kümmern wird. Seit ihrer Gründung 1998 befindet sie ebenfalls unter dem Dach der Kunst-Werke. Die Neuausrichtung kommt im richtigen Moment, denn seit diesem Jahr erhalten die Kunst-Werke vom Senat 250 000 Euro institutionelle Förderung mehr als bisher, 2017 dann 500 000 Euro mehr. Ein wichtiger Schritt, bisher mussten für jede Ausstellung Drittmittel eingeworben werden.

Noch mag Gruijthuijsen nicht viel verraten, keine Namen nennen von Künstlern, mit denen er die Räume der ehemaligen Margarinefabrik bespielen will. Gruppenausstellungen soll es keine mehr geben, so viel gibt er preis. Und lässt damit indirekt Kritik an dem Ansatz seiner Vorgängerin erkennen, die sich immer wieder tonnenschwere Themen vornahm wie Kunst und Gewalt. Der Beliebtheit des Hauses hat das keinen Abbruch getan, die Besucherzahlen stiegen.

Gruijthuijsen aber will das künftige Programm von den Künstlern her entwickeln, weniger als Kurator im Mittelpunkt stehen. Das mag damit zusammenhängen, dass er ursprünglich von der anderen Seite kommt, von der Performance, und bis vor zehn Jahren noch selbst ausgestellt hat. Die Kunst-Werke sollen künftig ein Haus für Künstler sein, so die Vision des designierten Direktors, wo sie sich wohlfühlen können – und mit ihnen das Publikum. Gruithuijsen versteht sich als Gastgeber. In Graz etwa hat er eingeführt, dass jeder Besucher einzeln begrüßt wird. In Berlin würde das angesichts der Vielzahl an Besuchern den Rahmen sprengen, das Angebot zu individuellen Führungen durch die Ausstellungen soll es jedoch auch hier geben.

Der Neue aus den Niederlanden kommt genau zum Silberjubiläum der Kunst-Werke, die vor 25 Jahren gegründet wurden. Damals entwickelte sich Berlin zum Zentrum zeitgenössischer Kunst. Dieser Erfolgsgeschichte vom morschen Fabrikgebäude zum Epizentrum eines internationalen Booms will sich auch Gruijthuijsen widmen, allerdings nicht nostalgisch gestimmt, wie er sogleich betont. Vielmehr plant er bestimmte Fäden wieder aufzunehmen wie die Pogo-Bar, die es früher einmal im Keller gab. Dabei soll nicht einfach ausgeschenkt werden, sondern der Musik, den Getränken, dem Einladenden wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. „Eine Art Fluxus- Ding“, umschreibt es Gruijthuijsen vielversprechend. Zuvor muss er sich allerdings als Bauherr betätigen. Das Gebäude wird nach der Berlin-Biennale (4. Juni bis 18. September) erst mal renoviert, dann kommt die Kunst.

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