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Alexander von Humboldt

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Neue Biografie über Alexander von Humboldt: Reden über Humboldt

Der Gründungsintendant des Humboldt-Forums Neil MacGregor trifft die englische Autorin Andrea Wulf und spricht mit ihr über ihr neues Humboldt-Buch.

Vor der Universität Unter den Linden sind die Denkmäler der Namensgeber eingehüllt. Alexander und Wilhelm von Humboldt verschwinden in der kalten Jahreszeit aus dem Stadtbild, aus konservatorischen Gründen. Alexander von Humboldt hat den Winter gehasst und auch Berlin nicht sehr gemocht. Er war lieber in Paris oder weit weg auf Reisen. Man stellt sich Preußens Metropole um das Jahr 1840 auch nicht so weltoffen vor, wie die Humboldts sich verstanden.

In England ist das Buch ein Bestseller

Das Berlin von heute aber hätte Alexander gefallen. Davon sind Andrea Wulf und Neil MacGregor überzeugt. Die Stadt ist ein internationales Zentrum der Kultur und Wissenschaft. Und hier wird das Humboldt-Forum gebaut, in der wiedererstandenen Gestalt des preußischen Schlosses. Der Kammerherr Alexander von Humboldt ging dort ein und aus. Andrea Wulf ist mit ihrem Buch eingeladen, das zu dem neuen Gebäude passt: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“. Die Historikerin, in Indien geboren, in Deutschland aufgewachsen, lebt in England. Ihren Bestseller hat sie auf Englisch geschrieben, die deutsche Ausgabe ist bei C. Bertelsmann erschienen (555 S., 24,99 Euro). Neil MacGregor, Gründungsintendant des Humboldt-Forums, spricht an diesem Abend im Kronprinzenpalais mit Andrea Wulf über ihren Helden und was es heißt, eine Humboldtianerin zu sein.

Der Saal ist brechend voll, viele Besucher müssen abgewiesen werden, die Organisation wirkt überfordert. Das spricht jedenfalls für das Interesse am Thema. Humboldt, lange in der Versenkung, lockt mit seinem ganzheitlichen Weltbild, als Entdecker des Klimawandels und der Globalisierung, wie Andrea Wulf in ihrem pointierten Vortrag den Universalgelehrten porträtiert. Sie feiert den Abenteurer. Hat er die „Natur erfunden“?

Erfahren, was die Welt zusammenhält

Alexander von Humboldt, sagt Andrea Wulf, hat deutlich gemacht, dass der Blick auf die Natur über die Seele geht – mit nackten Zahlen und Statistiken werde niemand zur Rettung unserer natürlichen Ressourcen gebracht. Das Fühlen habe Humboldt durch Goethe gelernt, der seinerseits Humboldt hoch schätzte. Wulf erzählt anekdotenreich, was bei MacGregor gut ankommt. Auch er hat einen unmittelbaren Zugriff auf Geschichte. Ab 2019 soll im Humboldt-Forum plastisch erfahrbar werden, was die Welt treibt, was sie zusammenhält.

Wenn auch nicht in eigenen Räumen – die sind noch im Rohbau –, genießt MacGregor ein Heimspiel. Beide sprechen Deutsch, beide signieren gut gelaunt ihre Bücher, was daran erinnert, dass Humboldt ein überaus produktiver Autor war. Humboldt habe nach den „Beziehungen“ gesucht, „welche alle Phänomene und alle Kräfte der Natur verketten“, heißt es bei Wulf. Sie hat auf Humboldts Spuren in den Anden recherchiert, Berge bestiegen, Archive befragt. Doch er bleibt, wie eigentlich in der gesamten Humboldt-Literatur, als Person seltsam distanziert.

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