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Behelmt und behämmert. Caroline Beil, Marco Billep und das Musicalensemble.

© Jens Kalaene/dpa

Musical "Hammerfrauen" bei den Wühlmäusen: Muttis Muffen

Obiphobie im Baumarkt: Das Musical „Hammerfrauen“ bei den Wühlmäusen gibt kein Kalauer-Pardon.

Lustig, hoho, da steht „Regal 4, Fach 6“ auf der Eintrittskarte. Da, wo sonst Reihe und Platz steht. Kleine Konfusion, Gepruste beim Baumarkt-, äh, Premierenpublikum. Und der in Stapelware verwandelte Musicalgänger weiß Bescheid: „Hammerfrauen“ gibt kein Kalauer-Pardon.

Sommerbespielung mit Musik, Gesang und Choreografie wird allmählich Tradition im Kabaretttheater Wühlmäuse. Die Vorläufer vergangener Jahre „Heiße Zeiten“ und „Mann über Bord“ vergackeierten publikumswirksam weibliche Wechseljahre und männliche Midlife-Crisis. Und zwar nach dem beliebten humoristischen Prinzip immer auf die Zwölf.

Jetzt ist das ebenfalls satt mit Gender-Klischees bestückte und dazu noch mit einer unfreiwillig komischen Fachterminologie gesegnete Feld Baumarkt dran. In Stückform von einem wohlbekannten Allstar-Trio aus der Berliner Entertainment-Szene gebracht: Komponist Benedikt Eichhorn (der sonst mit Thomas Pigor auftritt) und den Autoren und Textern Robert Löhr (sonst bei Unter Niewo) und Michael Frowin (sonst Solo-Kabarettist). Als Rahmenhandlung für die in einer turbulenten Ladies Night im Baumarkt kumulierenden Posse haben sie sich eine angemessen behämmerte Grundkonstellation ausgedacht: Heimwerker Mark (Christian Miebach) will seiner Julia (Julia Meier) zur Hochzeit eine alte Mühle schenken. Sanierung selbstredend in Eigenleistung. Im Baumarkt wartet ein prall gefüllter Hochzeitstisch und als Zuckerl der Kursus „Fliesen legen für Frauen“. Dass Julia all das furchtbar findet, hat sie ihm nie gesagt. Klarer Fall von Obiphobie.

Wäre auch nicht weiter schlimm, wenn jetzt die selbstironische Klamotte zündete, die man auf einer mit Regalen zugestellten, in der Tiefe sträflich unbespielten, wenig sexy wirkenden Bühne erwarten könnte. Aber das wird „Hammerfrauen“ erst beim Finale, wenn die beiden Verkäufer und ihre vier Kundinnen schmettern „Eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss. / Das ist zwar banal, doch wir brauchen einen Schluss.“ Vorher sind gut zwei Stunden schepperndes Halbplayback, semisynchrone Tänze, in flauen Pointen auslaufende Wortkaskaden und ein mit Proporz-Lesbe bzw. -Schwulem versehenes Typenpanoptikum aus dem Holz-Possling-Katalog durchzustehen.

Immerhin: Ein Beil im Haus erspart den Zimmermann, haha. Schauspielerin Caroline Beil punktet in der Rolle der frustrierten Ehefrau, Julia Klotz als schrilles blondes Gift und Marco Billep als dusseliger geiler Macho („Elektro? Nö. Ich mach Rohre.“). Den Leuten wiederum gefällt’s, sie jubeln. Mit Sicherheit sind’s Baumarkt-Kunden.

Wühlmäuse, Pommernallee 2-4, Charlottenburg, bis 23. August, Di-So 20 Uhr

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