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Filmemacher Michael Moore.

© AFP

Michael Moore zur US-Wahl: Fünf Gründe, warum Trump gewinnt

Hillary Clinton ist die Kandidatin der Demokraten. Doch Filmemacher Michael Moore weiß schon, warum Donald Trump der nächste Präsident der USA wird.

Michael Moore ist ein Mann mit Haltung. Berühmt wurde der Regisseur und Buchautor mit Filmen, in denen er den Niedergang der USA beschreibt, die Deindustrialisierung („Roger & Me“), Waffengewalt und Amokläufer in den Schulen („Bowling for Columbine“) und den Krieg gegen den Terror („Fahrenheit 9/11“). Moore formuliert starke Meinungen. Allerdings wechseln sie.

Ende Februar war Michael Moore in einem Interview mit dem Tagesspiegel noch überzeugt, dass Donald Trump keine Chance hätte, Präsident der USA zu werden: „81 Prozent der Wahlberechtigten sind entweder Frauen, people of colour oder junge Leute im Alter von 18 bis 35 Jahren. All diese Gruppen hat Trump vor den Kopf gestoßen, sie werden ihn nie mehrheitlich wählen.“ Die einzige Angst des aufrechten Linken war, dass zu viele Menschen zu Hause bleiben könnten, anstatt wählen zu gehen. Dann könnte es ein böses Erwachen geben. Nur dann.

Jetzt, fünf Monate später, veröffentlicht Moore auf seiner Website eine Analyse mit dem niederschmetternden Titel „Fünf Gründe, warum Trump gewinnen wird“. Bereits im Sommer 2015 hatte er prophezeit, dass es der Immobilienunternehmer zum republikanischen Kandidaten bringen werde. Nun meint Moore, dass der „erbärmliche, ignorante, gefährliche Teilzeit-Clown und Vollzeit-Psychopath“ dem Amtsinhaber Barack Obama nachfolgen werde. Alle Leser sollten sich bereits darauf einstellen, demnächst vier Jahre lang ungewohnte, ungeliebte Worte aussprechen zu müssen: „Präsident Trump“.

Vor allem ist da das Hillary-Problem

Wer immer noch glaubt, Hillary Clinton würde gewinnen, lebe in einer „Blase“ und ignoriere die wirklichen Fakten. Moore vergleicht diese Optimisten mit Ignoranten, die eine Schießerei auf der Straße hören und fragen: „Wow, wer spielt denn da mit Feuerwerk!?“ Clinton hat einen Vorsprung bei Afroamerikanern, Hispanics und Armen, aber von denen würden „höchstens 50 Prozent“ zu den Wahlen gehen, auch deshalb, weil sie dafür registriert sein müssen.

Trump wird sich im Wahlkampf, so sagt der Oscar-Preisträger vorher, auf vier Bundesstaaten im Rust Belt des Mittleren Westens konzentrieren, Michigan, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin. Alle sind traditionell demokratisch, alle haben seit 2010 republikanische Gouverneure gewählt. Dort verschwindet die Autoindustrie, Trump kann Clinton und ihrer Unterstützung des transpazifischen Handelsabkommens TPP die Schuld dafür geben. Wähler verteilen gerne Denkzettel, es drohe eine Art amerikanischer Brexit.

Nächste Woche sagt Moore, wie Trump doch zu schlagen ist

Womit wir beim eigentlichen Schuld-Komplex sind, dem „Hillary-Problem“. Die Präsidentschaftsbewerberin ist überaus unpopulär, fast 70 Prozent der Wähler halten sie für nicht vertrauenswürdig und unehrlich. Gerade junge Amerikaner, die „Millennials“ wenden sich ab von ihr. Auch Moore hatte nach Clintons Ja zum Irak-Krieg die Kandidatin niemals wieder wählen wollen. Jetzt will er den Schwur brechen, um zu verhindern, dass „die Finger eines Psychos“ nach dem roten Knopf langen.

Umfragen misstraut Moore. Denn die Wahlkabine ist ein Ort ultimativer Freiheit. Viele Amerikaner würden sich in letzter Sekunde für Trump entscheiden, „nicht weil sie mit ihm übereinstimmen, sondern einfach, weil sie es können“. Das ist der „Jesse Ventura“-Effekt, benannt nach einem Wrestler, der zum Gouverneur von Minnesota aufstieg. Gibt es noch Hoffnung? Ja, in der nächsten Woche will Moore enthüllen, wie Trump zu schlagen ist.

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