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Kai Lüftner kann verdammt gefährlich aussehen.

© Opalicon

Der Berliner Kinderbuchautor Kai Lüftner: Der Schatzsucher

Der Kinderbuchautor Kai Lüftner legt einfach los und macht weiter, so lange es Spaß macht. Dann hat er garantiert den nächsten guten Einfall.

Von Susanna Nieder

Wenn man Kai Lüftner fragt, wie er zu einem seiner vielen Berufe gekommen ist, schaut er nachdenklich und sagt: „Ick weeß nich, det hat sich so ergeben…“

Kai kommt aus Köpenick und berlinert, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Er war schon Bauarbeiter, hat Pizza ausgefahren, studiert und als Sozialpädagoge mit Menschen gearbeitet, die Hilfe brauchen. Das hat ihm aber keinen rechten Spaß gemacht, weil man da so viele Formulare ausfüllen und Regeln beachten muss, dass er es nicht so machen konnte, wie er es gut gefunden hätte. 

Weil er ein ziemlich witziger Typ mit vielen Einfällen ist, hat er dann angefangen, Texte für Comedians wie Cindy aus Marzahn oder Oliver Kalkofe zu schreiben, die auf der Bühne sehr schnell das Publikum zum Lachen bringen müssen. Irgendwie ist er auch dazu gekommen, Regie bei Hörbüchern zu führen, also den Schauspielern zu sagen, wie ihre Stimmen am besten wirken – dabei hatte er das selbst noch nie gemacht.

Zum Schatzsuchen muss man neugierig sein und sich was trauen

Es gibt eben Leute, die sich Dinge beibringen, indem sie einfach loslegen. Das ist wie beim Schatzsuchen, was Kai gerne in seiner Freizeit macht. Er schnappt sich einen Metalldetektor, der piept, wo eine Münze oder auch ein Kronkorken unter der Erde liegen, und lässt sich überraschen, was er findet. Dazu muss einer neugierig sein, schnell kapieren und sich was trauen. Und aufmerksam muss er sein.

Kai Lüftner sieht mit seinen Tätowierungen und dem wilden Bart aus wie ein Seeräuberkapitän, aber seine Stimme ist sanft, und seine Augen schauen ruhig und freundlich. Als wir ihn zu sechst besuchen, merkt er sich sofort alle Namen und hört genau zu, was jeder sagt.

Der will nur spielen - im Sandkasten der Feinen Dahme.
Der will nur spielen - im Sandkasten der Feinen Dahme.

© Kitty Kleist-Heinrich

Wir sitzen auf der Terrasse des schönen Cafés „Feine Dahme“, das er mit seiner Frau Wiebke führt – auch so eine Sache, die er einfach mal angefangen hat. Das Café liegt am Fluss Dahme, direkt gegenüber vom Rathaus Köpenick. Wir sind hier, weil Kai Lüftner seit einiger Zeit einen neuen Beruf hat, er ist jetzt Kinderbuchautor. Das hat er auch nicht gelernt, aber als sein Sohn Edgar auf die Welt kam, mit dem unsere Kinder jetzt ums Haus rennen, hat er sich zugetraut, Geschichten für Kinder zu erzählen.

Kai Lüftners Bücher sind nicht so aufgeräumt wie die meisten anderen

So, wie Kai aussieht und wie er redet, kann man sich vorstellen, dass das bei ihm nicht so klingt wie bei den meisten anderen Kinderbuchautoren. In „Achtung, Milchpiraten“ zum Beispiel geht es um eine Jungsbande, die alles nur so halbwegs auf die Reihe kriegt, und das klingt so:

„Bubi war dazu übergegangen, in regelmäßigen Abständen „Hilfe!“ oder auch „Hiiilfe!“ mit vielen I zu rufen. Er wollte nun unbedingt raus und behauptete, er hätte schon Klauspholobolie (das ist eine schreckliche Angst vor engen Räumen; nein, das Klassenzimmer zählt nicht, du wirst weiter in die Schule gehen!) bekommen und müsse bestimmt bald kotzen. Zum Glück war er im Bad eingesperrt, es konnte also nicht sehr viel passieren.“

Vier schräge Kinder aus "Das Kaff der guten Hoffnung".
Vier schräge Kinder aus "Das Kaff der guten Hoffnung".

© Promo

Kais neuestes Buch heißt „Das Kaff der guten Hoffnung“. Darin machen Gestalten mit Namen wie Griselde Galgenstrick, Balduin Sesselfurz und Graf Arg von Hinterlist vier Kindern das Leben schwer. Kais neuestes Buch heißt „Das Kaff der guten Hoffnung“. Darin machen Gestalten mit Namen wie Griselde Galgenstrick und Balduin Sesselfurz vier Kindern das Leben schwer.

Die Kinder sind ein Stotterer, ein kleines Mädchen mit bösen Augen, ein Riesenmädchen mit bananengroßen Fingern und ein Junge, der noch aus jedem Kinderheim ausgerissen ist, denn Kai Lüftner liebt Außenseiter. Seine Sprache ist schnörkelig, die Erzählweise umständlich. Manche Erwachsenen raufen sich beim „Kaff der guten Hoffnung“ die Haare – aber für Erwachsene schreibt er ja nicht.

Er macht auch nicht nur Bücher für Kinder. Für seine erste CD „Rotz’n’Roll Radio“ hat er die Lieder geschrieben und die Leute zusammengetrommelt. Seine Kumpels von der Klabauterband haben aus seinen Musikideen richtig gute Musik gemacht, Künstler wie Anna Thalbach und Jürgen von der Lippe haben mitgesungen und Texte eingesprochen.

Die Videoclips von Rotz´n´Roll Radio sehen schön handgestrickt aus

In einem Videoclip auf Youtube zeigt sich, dass Kai sich wirklich was traut. Er führt den Rap „Nee“ zusammen mit Bürger Lars Dietrich auf, der so irre singen, tanzen und schauspielern kann, dass alle Blicke an ihm kleben. Kai (der natürlich singen und tanzen nicht gelernt hat) gibt trotzdem alles – und legt einen richtig coolen Auftritt hin.

Da kann man es mal sehen. Kai Lüftner sieht anders aus als die anderen, er macht auch fast alles anders als vorgeschrieben. Gut zu wissen, dass einer einfach so sein kann, wie er ist, und dabei Spaß, Freunde und Erfolg hat. Und nie aufhört, Neues dazuzulernen.

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