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Das Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt.

© David von Becker

Landesjugendorchester Berlin: Tänzerische Leichtigkeit

30 Jahre Landesjugendorchester Berlin: Zum Jubiläum spielt das junge Ensemble Mozart und Vasks im Konzerthaus.

Seit 30 Jahren ermöglicht das Landesjugendorchester Berlin musikbegeisterten Jugendlichen von 14 bis 25 Jahren, unter professioneller Leitung ein anspruchsvolles Programm auf großer Bühne aufzuführen. Zweimal jährlich opfern die Jugendlichen ihre Ferien, bis zu acht Stunden am Tag wird geprobt. Am Ende steht ein Konzert, meist im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Auch jetzt, zum Jubiläum.

Der Abend unter der Leitung von Johannes Klumpp beginnt vertraut: Zweimal Mozart, die Ouvertüre zu „Idomeneo“ als wuchtiger Einstieg und das Rondo für Violine und Orchester in C-Dur. Vor allem hier überzeugt das Orchester mit tänzerischer Leichtigkeit und Gelassenheit. Für Solist Johannes Watzel ist es ein ganz besonderer Abend: Er war schon 1987 als Gründungsmitglied beim LJO dabei. Heute ist er stellvertretender Stimmführer beim Deutschen Symphonie-Orchester. Er habe nie Solist werden wollen, sagt er, und meistert trotzdem die Aufgabe mit Bravour. Vor allem bei „Vox Amoris“ des lettischen Komponisten Pēteris Vasks lässt er die Geige singen, trauern, schreien, in seinem Spiel wird die Vasks’ Musik eigene Mischung aus Schönheit und Trauer lebendig. Auch das Orchester erreicht hier einen ersten Höhepunkt: Da sind die flirrenden, sich fast unmerklich aus der Stille sich erhebenden Geigen, da ist das für dieses Stück so existenzielle Ausreizen der Stille.

Doppeldeutige Klangsprache

Nach der Pause dann Schostakowitschs Fünfte. Johannes Klumpp erklärt zu Beginn die politische Lage, in der der Komponist dieses Werk schrieb: Er befand sich in unmittelbarer Gefahr, aufgrund seiner Musik verhaftet zu werden. Entsprechend doppeldeutig ist die Klangsprache, man muss genau hinhören, um die versteckte Melancholie, die Trauer und Wut herauszuhören. Diese Gefühle herauszuarbeiten, gelingt dem Landesjugendorchester, die krassen Gegensätze in der Dynamik sind präzise gespielt. Für ein so junges Orchester zeigen die Musiker eine bemerkenswerte Professionalität.

Elias Pietsch

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