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Die slowenische Band Laibach.

© Mute

Laibach live: Die Grunzrocker

Wabernde Keyboards, synthetische Streicher, pompöser Witz: Laibach waren immer schon Ironie. Jetzt sind sie in der Berliner Volksbühne aufgetreten.

Der Boden bebt, aus den Boxen dröhnen Maschinenbeats und Trommellärm, veranstaltet von vier Dunkelmännern und einer Dunkelfrau, die fest verwurzelt im Bühnenlicht der ausverkauften Berliner Volksbühne stehen. Ihr Anführer, der mit seinem Fliegerkäppi aussieht wie eine krude Mischung des legendären Jagdfliegers Baron von Richthofen und Schlagerkanone Bata Illic, skandiert mit tiefer Brummelstimme: „We are Laibach – Resistance is futile!“. Da haben wir sie wieder: Laibach, das allseits beliebte Künstlerkollektiv aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, das bereits Anfang der Achtziger mit rücksichtsloser Krachmusik, ausgestopften Hirschen und totalitären Symbolen reichlich Verwirrung stiftete – ihre erste Deutschland-Tour nannten sie „Erste Bombardierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg“.

Ein Heidenspaß, dem eine musikalische Wandlung zur Popband folgte, die sich vor allem mit der furchtlosen Neuinterpretation von Gassenhauern ein größeres Publikum erschloss: Beatles, Stones, Wagner, Bach, Jesus Christ Superstar. Nach dem Soundtrack für den Kinofilm „Iron Sky“, in dem es um Nazis auf dem Mond geht, beziehen Laibach auf ihrem neuen Album „Spectre“ erstmals politisch Stellung, warnen vor dem Verfall Europas, begrunzen die Gefahren durch Finanzmärkte und Geheimdienste, entdecken den Whistleblower als neuen Helden und rufen zur Revolution auf.

Folgerichtig setzen sie sich beim Konzert erst mal mit der Eurovisionshymne in Szene, um dann im martialischen Stechschritt das komplette Album durchzupauken. Mit wabernden Keyboards und synthetischen Streichern – ein pompöses Getöse aus Neoklassik, Elektropop und Heavy-Metal-Marschmusik, das auch die Berliner Kirmes-Grunzer Rammstein stark beeinflusst hat. Die zweite Konzerthälfte beginnt mit dem großartigen „Brat Moj“ aus der Frühphase der Band, beinhaltet zwei Titel aus „Iron Sky“ und endet mit klug gewählten Coverversionen: Der Elektro-Klassiker „Warm Leatherette“ von The Normal wird auf Deutsch übersetzt zu „Warme Lederhaut“, gefolgt von einer erschütternden Version von Bob Dylans „Ballad of a Thin Man“. Laibach haben den Vorteil, das sie schon immer Parodie gewesen sind, in etwa so „real“ wie Nazis auf dem Mond – ein unbesiegbarer Superwitz.

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