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Die Humboldt-Forum-Intendanz schlägt vor, die Installation des norwegischen Künstlers Lars Ramberg aus der Endzeit des Palasts der Republik am Ostdach des Schlosses anzubringen, unter dem Kuppelkreuz. Hier sieht man das Kreuz des Berliner Doms.

© Imago

Kreuz-Debatte am Humboldt Forum Berlin: Hausherren wollen Kreuz und Schriftzug "ZWEIFEL"

Soll das Kreuz neutralisiert werden? In der Kreuz-Debatte um das Berliner Humboldt Forum regen die drei Gründungsintendanten an, am Ostdach auch die Lettern "ZWEIFEL" anzubringen .

In der Debatte um das Kuppelkreuz des Berliner Humboldt Forums hat sich die Gründungsintendanz mit einem Vorschlag zu Wort gemeldet. Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp verteidigen in der "FAZ" die Rekonstruktion des Kreuzes auf der Spitze der Stülerschen Kuppel über dem Eosandertor und regen an, außerdem den Schriftzug "ZWEIFEL" des norwegischen Künstlers Lars Ramberg an der Ostseite des Schlossdaches anzubringen.

Der acht mal 40 Meter große Schriftzug in neonfarbenen Lettern hatte den Rest des Palasts der Republik gekrönt, bevor der Palast abgerissen wurde, damit das Schloss wieder aufgebaut werden kann. Der Zweifel sei die Vorbedingung der Aufklärung wie der intellektuellen Forschung überhaupt. Er sei ein "Kernelement der preußischen Aufklärung" und habe "mit dem Kreuz als christliches Hoheitszeichen in Berlin lange zusammengewirkt", so MacGregor, Parzinger und Bredekamp. "Ihnen verdanken sich alle großen Forschungen und intellektuellen Auseindersetzungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Zweifel war immer ein Bewohner dieses Hauses."

Das Intendanten-Trio schlägt außerdem vor, eine Nachbildung des Sanchi-Tors aus den Dahlemer Sammlungen vor dem Schloss aufzustellen, gegenüber dem Lustgarten. Das antike buddhistische Monument würde, so heißt es in dem Text, "die Botschaft des Humboldt Forums - Erlebnisraum der Weltkulturen wie der Wissenschaft zu sein - nach außen tragen" und wäre an dieser Stelle außerdem "eine südasiatische Antwort" auf das Brandenburger Tor. "Der Zweifel in seiner Wortgewalt, zusammen mit der mächtigen Bildwelt des Sanchi-Tors und dem Kuppelkreuz laden dazu ein, die Welt nicht allein durch die Augen des eigenen Selbst zu betrachten". Dies sei die Botschaft des Humboldt Forums.

Schloss-Architekt Franco Stella verteidigt das Kreuz

Am Pfingstwochenende hatte sich sowohl der Architekt der Schloss-Rekonstruktion Franco Stella zu Wort gemeldet als auch der Kunsthistoriker Horst Bredekamp als einer der Gründungsintendanten. Bredekamp verteidigte im Tagesspiegel-Interview das Kreuz auf dem künftigen Profanbau des Humboldt Forums als Museum der Weltkulturen mit dem Hinweis auf die Widersprüchlichkeit der Geschichte, die es zu zeigen gelte. "Rekonstruktionen, wenn sie denn beschlossen werden, müssen sich vom Zeitgeist und von Stimmungen frei machen," sagte Bredekamp und nannte einen Verzicht auf das Kreuz "eine eigene Form von Ikonoklasmus". Auch Stella schrieb in einem Beitrag in der "Welt", dass eine "beliebige Subtraktion historischer Element" nachteilig für die Erinnerungskultur wäre, das Kreuz sei keineswegs ein "reaktionäres Signal". Architektur dürfe nicht der "Sündenbock" der vermeintlichen "Sünden" ihrer Erbauer oder Nutzer sein.

Ausgelöst hatte die Debatte eine Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum, die Wiedererrichtung der Kuppel samt Tambour und Kreuz sei nun durch Spenden finanziert. Die Stiftung Zukunft Berlin hatte daraufhin kritisiert, dass auf ein Museum der Weltkulturen kein religiöses Symbol passe. (Tsp)

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